Montag, 15. Dezember 2008

München für Dummies

Obwohl das größte Dorf mittlerweile weitgehend von Nord-,West- und Ostdeutschen, Türken, Russen und anderen "Preußen" unterwandert ist, lebt immer noch ein erkleckliches Häuflein Eingeborene hier. Und natürlich kommen auch die Aborigines aus dem Umland immer wieder in die "große Stadt", um sich die vielen bunten Lichter anzuschauen und sich einen neuen Fuchsschwanz für den Trecker zu kaufen.
Und obwohl man in manchen Geschäften mit sächsisch weiter kommt als mit dem einheimischen Idiom, bleibt der "Zugroaste" nicht von Irritationen mit dem bayrischen verschont.

Daher nachfolgend ein paar bunt gewürfelte Vokabeln, die dem Unkundigen das Leben in München erleichtern.

Fleischpflanzerl = nichts anderes als ein Hackfleischklößchen, auch bekannt als Bulette, Frikadelle oder Burger

Tram = die Straßenbahn

Wiesn = gemeint ist das Oktoberfest bzw das Gelände, wo es stattfindet: die Theresienwiese

mausen = wer hier an Diebstahl und klauen denkt, liegt aber sowas von falsch... "mausen" means "poppen", "pimpern", "rummachen", kurzum: den Prozeß der Fortpflanzung

Obatzda
= leckerer Brotaufstrich, eine Art gewürzte Käsecreme, Hauptbestandteil: zermatschter Camembert

Fotzen (jaja, ich weiß, aber es ist natürlich nicht, was ihr jetzt denkt) = Mund oder Ohrfeige ("Halt dei Fotzn!" oder auch "I fotz dir glei oane!")

Einser = nicht nur die Schulnote, auch die lokale Umschreibung für das P1

schnackseln = s. "mausen"

Gmiasdandler = Obst- und Gemüsehändler

Oachkatzerlschwoaf = Eichhörnchenschwanz, eine im Prinzip völlig nutzlose Vokabel, mit der Einheimische aber seit Jahrhunderten versuchen, "Zugereiste" zu foltern

Pfister = ist der ortsansässige Vorzeige-Öko-Bäcker und hat rein gar nix mit der Münchner Schwulenszene zu tun

Stachus = neben dem Marienplatz wohl bekanntester Platz im Zentrum, eigentlich Karlsplatz, warum ihn stattdessen jeder Stachus nennt, dazu gibt es eine ebenso herzige wie langweilige Geschichte, die euch jeder Fremdenführer gern erzählt, ich aber nicht

Petuelring = Teilstrecke des Mittleren Rings im Münchner Norden, wird aber "Pe-tu-el" gesprochen, nicht "Petül"

Zipfelklatscher (auch einfach nur "Zipfi") = dank M. Mittermeier nicht mehr ganz so unbekannte Umschreibung für "Vollidiot"

Es zeichnet sich schon ab, daß die Gefahr von kulturellen Mißverständnissen vor allem auf kulinarischem Gebiet am größten ist. Dabei dürfte inzwischen jeder wissen, daß eine "Leberkässemmel" ein fettes Stück warmen Fleischkäses in einem Brötchen bezeichnet, idealerweise genossen mit ordentlich süßem bayrischen Senf.* Aber bestellt euch bitte NIE in einer bayrischen Wirtschaft (= Gaststätte) einen Fleischsalat, wenn ihr nicht gerade Lust auf einen Berg kleingeschnippelte Lyoner mit Zwiebelringen habt, der in einem Liter Essig eingeweicht wurde. Beim "Schweizer Wurstsalat" wird das ganze noch von einem Haufen in Streifen geschnittener Emmentaler gekrönt.


To be continued...

*)
Eine frische Semmel mit frischem, nicht zu fetten Leberkäs und süßem Senf ist für mich die bayrische Erfindung schlechthin, allein dafür lohnt sich eine Reise nach München. Den hiesigen Wurstsalat hingegen halte ich für völlig ungenießbar. Überhaupt hegt der Bayer eine seltsame Vorliebe für Essig, sämtliche Salate werden hierzulande bevorzugt in großzügig bemessenen Mengen Essig ersäuft. Von Sauerbraten und Frankenwein will ich gar nicht erst anfangen...

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