Sonntag, 15. März 2009

Unverschämtheit der Woche

Politik ist ja bisweilen, wenn nicht sogar meistens, ein seltsames Geschäft. Was z.B. eine ehemals ultralinke, dröge Hilfsschullehrerin aus Aachen dazu befähigt, das Bundesministerium für Gesundheit zu leiten, muß mir wirklich mal jemand erklären.

Fakt ist, daß Tr Ulla Schmidt in dieser Funktion wenig mehr geleistet hat, als die Waffen vor den verschiedenen Lobbygruppen (ausgenommen der der Patienten) zu strecken, und das gleich mehrfach. Das BMG ist damit quasi das Polen unter den deutschen Ministerien.

Nun hat man offenbar im BMG ausgeknobelt, wie man die schönen Steuergelder am sinnlosesten anlegen könnte. Und voila: Man hat sich überlegt, in Zeitschriften ganzseitige Anzeigen zu schalten, in denen nichts weiter getan wird, als die Krankenversicherten aufzufordern, mal bei ihrer Krankenkasse anzurufen und nachzufragen, was für besondere Leistungen diese denn so bietet. Also: Eine ganze Zeitschriftenseite, nur um uns Kassengestellen zu die simple Botschaft mitzuteilen: "Ruf doch mal an!" Die Anzeige kostet - nur in der TV Spielfilm, wo ich sie entdeckt habe - schlappe 65.900,- €.

Und als wenn das noch nicht reicht, ist in der Mitte eine völlig sinnlose Karte in doppeltem Kreditkartenformat eingeklebt (Extrakosten von 34,- € je 1000 Exemplare, was bei einer Auflage von 1,5 Mio nochmal mit satten 51.000,-€ zu Buche schlägt). Auf dieser findet man nichts anderes als eine Reihe von Fragen, die man seiner Krankenkasse bei einem Telefonat stellen könnte und auf die man ohne die unhandliche Karte auf keinen Fall selbst gekommen wäre. Offenbar denkt man im BMG, Kassenpatienten wären dumm wie Hüttenkäse.

Der Clou kommt aber erst noch. Denn neben den ganzen schlauen Fragen finden sich auf dem Kärtchen auch die Internetadressen des BMG, der Verbraucherzentrale und der Stiftung Warentest, sowie die Nummer des Bürgertelefons des BMG. Eine 01805 - Nummer, den Tarif von 14 Ct/Min schön rentnerfreundlich in Schriftgröße 2 (?) darunter gedruckt.
Eine 01805 - Nummer! Für ein Bürgertelefon!
Hallooooo?

Ich stell mir grade vor, wie Hunderte verunsicherter Rentner ihr sogenanntes Bürgertelefon anrufen, dort schön lange in der Warteschleife herumhängen, um anschließend von ein paar genervten CallCenter-Tagelöhnern abgefrühstückt zu werden. Großartig. Das nenn' ich Dienst am Bürger, resp. Steuer- oder Beitragszahler.


Nachtrag: Das BMG ist nicht das einzige Ministerium, das eine derartige Abzocke betreibt. Besonders deutlich zeigt das BM für Arbeit und Soziales, was es von seinen Klienten hält. Hier können Hartz4-Empfänger, Rentner, Behinderte usw. auf teuren 01805-Nummern z.B. die Frage stellen, wovon sie das Telefonat überhaupt bezahlen sollen.
Besser steht da schon das Familienministerium da. Dieses erreicht man zumindest unter einer etwas günstigeren 01801-Nummer. Noch löblicher das BM für Forschung und Bildung, hier hat man fast ausschließlich kostenlose Hotlines eingerichtet.
Finanz-, Innen-,Verteidigungs- und Verkehrsministerium sowie das Auswärtige Amt haben dagegen stinknormale 030-Ortsnetznummern, die einem im Zeitalter der Flatrate auch keine Kopfschmerzen mehr bereiten.

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