Mittwoch, 5. August 2009

Filmkritiken (DVD)

96 Hours - Taken ist ein kleiner, kompromißloser Actionreißer, der ziemlich schnell Tempo aufnimmt und die Spannung bis zum Schluß hält. Liam Neeson darin spielt eine Art gealterten Jack Bauer a.D., der auf der Suche nach seiner entführten Tochter im Alleingang die gesamte Pariser Unterwelt aufmischt. Trotz vorheriger Actionrollen hätte ich dem knochigen Oskar Schindler-Darsteller eine so rabiate Rolle nicht zugetraut. Nichtsdestotrotz nimmt man ihm die ganze Zeit über die Rolle des besorgten Vaters ab, der sein beachtliches Maß an Gewalt nie selten zum Selbstzweck entfaltet, sondern einzig und allein mit dem Ziel, vor Ablauf von 96 Stunden seine Tochter wieder zu bekommen. Obwohl Ire mit dem traurigen Gesicht in einer knüppelharten One-Man-Show im Minutentakt in einer beispiellosen Tour der Force Nasen, Knochen und Hälse bricht und auch nicht davor zurückschreckt, mal einen besonders miesen Miesling zu Tode zu foltern, erinnert er zu keinem Zeitpunkt an überzeichnete Rächer-Stereotypen, wie sie z.B. Leute wie Chuck Norris gerne mal verkörpern.
Verdammt spannend - aber nichts für zart Besaitete.

Inside Hollywood. Darf man einen DeNiro-Film eigentlich verreißen? Noch dazu, wo er vor allem von Cineasten gelobt wird, die den Streifen für eine hintergründige Satire auf das kalifornische Filmbusiness halten?
Nun, vielleicht ist er das auch. Vielleicht hätte ich ihn mir auch im Original anschauen sollen. Und ich gebe gern zu, daß ich mich an einigen Stellen recht gut amüsiert habe und daß man den ganzen Stars irgendwie anmerkt, wieviel Spaß sie beim Dreh hatten. Nur hatten die leider wohl mehr Spaß beim Drehen als ich beim Zuschauen, denn ich finde den Film insgesamt recht tempoarm und die Story ziemlich flach. Für eine wirklich gute Satire fehlt dem ganzen der Biss.
Zum x-ten Mal werden Hollywood-Stereotypen hervorgekramt und einfallslos durchgenudelt, ohne jemandem all zu weh zu tun, als da wären:
- der manische Regisseur, der sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, daß die vermeintliche Schlüsselszene seines Filmkunstwerks der Kommerz-Schere geopfert wird und der sich alles durch die Nase zieht, was nicht bei 3 im Arzneischrank ist,
- der Filmstar, der divenhaft seine künstlerische Integrität an einem wuchernden Karl-Marx-Bart festmachen will, am Schluß aber doch einknickt,
- der Produzent mit der kaputten Ehe und dem Magengeschwür, der verzweifelt versucht, Geldgeber, Darsteller und sämtliche anderen Filmfritzen irgendwie bei Laune zu halten.
Schwache Satire mit starken Darstellern.

Kurzer Prozeß - Righteous Kill ist ein klassischer Buddy-Copthriller. Eigentlich hatte ich mich (und viele Filmfans sich mit mir) auf eine neuerliche Zusammenarbeit der charismatischen Charakterköpfe DeNiro und Pacino gefreut. Leider ergibt Plus und Plus hier irgendwie Minus. Die beiden Hauptdarsteller stolpern als Alte-Hasen-Polizeiduo alter Schule durch New York City's Unterwelt und wirken dabei so müde und deplaziert wie zwei dreibeinige Esel beim Pferderennen. Kein Wunder, denn DeNiro ist mittlerweile 66 und wirkt in jedem neuen Film etwas fülliger als im vorherigen. Pacino dagegen faltet sich sogar schon der großen Sieben-Null entgegen und kultiviert schon seit Jahren seine Paraderolle des ironisch stirnrunzelnden Onkel Uhu. (Ihren Vorgesetzten spielt im übrigen der 71jährige Brian Dennehy - werden New Yorker Bullen eigentlich auch mal pensioniert? Wär da nicht noch eine Rolle für Jopie Heesters drin?)
Im Duett kann aber keiner der beiden seinen schauspielerischen Stärken voll entfalten, es scheint fast, als würden sie sich gegenseitig bremsen. Allerdings bietet das Skript auch zu keiner Zeit die Gelegenheit zu einer dieser intensiven und im Gedächtnis haftenden Monologszenen, für welche Pacino & DeNiro zu Recht berühmt sind.
Die Story (die hier nicht verraten wird) an sich ist allenfalls durchschnittlich, und jeder, der nicht zum Haare föhnen in die Badewanne steigt, hat ziemlich schnell durchschaut, wie die Sache endet. Viel verschenktes Potential...
Alte Männer in einem 08/15-Thriller.

Gran Torino ist einfach ein großartiger Film. Clint Eastwood unterhält köstlich (zumindest mich) als knarziger, lungenkranker Kriegsveteran Kowalski, der den Mitgliedern krimineller Jugendgangs gern mal zupackend zeigt, wo der Hammer hängt. Dabei freundet sich der zynische Teilzeit-Rassist zunächst widerwillig mit den vietnamesischen Nachbarn an und mutiert schließlich sogar zu deren Beschützer. Erst später, wenn Kowalski sowohl den Nachbarsjungen als auch den Zuschauer mehr und mehr unter seine rauhe Schale blicken läßt, erfährt man den tiefer liegenden Grund dafür...
Aber wir wollen nicht zu viel verraten. Eastwood zuzuschauen macht einfach Spaß, und obwohl es sich hier um eine Tragödie handelt, wartet die Geschichte mit viel hintergründigem Humor auf. Allein das bärbeißige Knurren, das der Hauptdarsteller von sich gibt, sobald ihm etwas gegen den Strich geht, und das boshafte Augenfunkeln sind es wert, sich den Film anzuschauen.
(Witzigerweise nimmt man dem 79jährigen Eastwood im Gegensatz zum obigen "Kurzer Prozeß" ohne weiteres ab, daß er allein eine Jugendgang aufmischt.)
Klasse Abschiedsvorstellung eines genialen Clint Eastwood.

Sieben Leben ist vor allem eins: wunderbar furchtbar traurig. Aber auch so mitreißend und intensiv gespielt, daß man der dramatischen Geschichte problemlos bis zum (bitteren) Ende folgt. Ist es am Anfang vor allem das rätselhafte Verhalten von Tim Thomas (Will Smith), das den Zuschauer fesselt, ist es nach erfolgtem "Aha!" vor allem Smith' herzzerreißend eindringlichem Spiel zu verdanken, daß die Geschichte nicht ins Schmalzig-Pathetische abgleitet und weiter auf hohem Niveau geschluchzt werden darf. Und Rosario Dawson hat bei mir seit "Sin City" sowieso einen Stein im Brett...
Wer bei großem Gefühlskino mal wieder so richtig abheulen möchte (schamhafte Herren können sich ja mit der DVD irgendwo einschließen), den dürfte dieser Film mehr als zufrieden stellen.
Intelligentes Drama mit Rotz-und-Wasser-Garantie.

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