Sonntag, 30. August 2009

Mehr Schein als Sein

Einen schönen Beweis, daß in Deutschland Inhalt (fast) nichts und Image alles ist, liefert momentan die CDU.

Obwohl die Partei sich im Wahlkampf weitgehend abduckt, kaum Erfolge vorzuweisen hat und wenig bis keine sinnvollen Wahlversprechen verlauten läßt, befindet sie sich in den Umfragen seit Ewigkeiten im Dauerhoch. Nicht, daß die anderen Parteien sich gegenwärtig mit viel Ruhm bekleckern würden, aber da ist (wenigstens im Wahlkampf) so etwas wie Kampfgeist und Interesse am Wähler zu spüren. Die CDU aber lehnt sich zurück, baut auf die Beliebtheit ihres Triumvirats (die ganzen Kauders, Söders und Pofallas sind ja doch nur Besatzungsstatisten, auf der Enterprise hätten die allesamt rote T-Shirts an) und wartet einfach auf den Wahlsieg.

Aber schauen wir uns das Dreigestirn doch mal an.

Da haben wir zunächst eine unfaßbar populäre Kanzlerin, die es sich im Unverbindlichen so richtig gemütlich gemacht hat. Soll heißen, daß sie auf politischem Zick-Zack-Kurs stets so laviert, daß sie mit ihren Äußerungen stets im Zentrum der öffentlichen Meinung bewegt. Ziel sind nicht politische Inhalte, Ideen oder tragfähige Konzepte, sondern maximale Beliebtheit.
Und der Wähler? Der honoriert dieses Verhalten. Es ist offenbar wie mit Urlaubserinnerungen: Nach ein paar Jahren erinnert man sich nur noch an die guten Sachen und hat die Kakerlaken am Buffett beinah komplett vergessen.
Erinnert sich noch jemand an die Fehltritte und gebrochenen Versprechen von Frau Merkel, die die uns einen kurzen Blick auf die Politikerin hinter der Grinsemaske werfen lassen? Nein. Stattdessen registrieren wir lediglich, wie adrett sie mit ihrer neuen Frisur aussieht. Und ausgrechnet wir werfen den Amerikanern Oberflächlichkeit und politische Naivität bei der Wahl ihrer Oberhäuptlinge vor?

Als nächstes der Kronprinz und Wirtschaftsminister zu Guttenberg. Ein Mann, dessen wirtschaftspolitische Kompetenz eher dürftig ist, der aber durch sein authentisches und dynamisches Auftreten soviele Sympathien gefischt hat, daß man ihm automatisch mehr zutraut, als er tatsächlich kann. Daß er eigentlich dem Auftreten und den politischen Ansichten nach sowohl der FDP als auch den Verursachern der Finanzkrise in den Banketagen recht nahe steht, scheint irgendwie niemandem aufzufallen. Die Rezeption als Shootingstar und Heilsbringer, die von den Medien eine Zeitlang heftig befeuert wurde, ist ungebrochen. Dabei hat der Mann trotz glaubhaft fleißiger Einarbeitung in sein Amt von den Wirkungsweisen einer gigantischen Volkswirtschaft wie der der BRD genauso viel Ahnung wie ich von der Herstellung von Tütensuppe. Würde Maggi mir die Verantwortung für eine Suppenfabrik überantworten? Ich denke nicht.

Als Letzte Frau von der Leyen (eine weitere "von-und-zu", wie mir grad auffällt. Kommt die Monarchie durch die Hintertür zurück?) Wie schon berichtet, habe auch ich die Dame zunächst als positive Gestalt in der CDU-Landschaft wahrgenommen, bis sie angefangen hat, massiv am Ausbau eines Überwachungsstaates à la Stasi mitzuarbeiten. Auch in anderen Bereichen tritt ihre konservative Gesinnung mittlerweile offen zu Tage. Trotzdem hat auch sie die drei magischen Attribute, die noch den unfähigsten Politiker derzeit so beliebt machen wie Currywurst: eloquentes Auftreten, gewinnendes Lächeln und eine dynamische Frisur. Zack, und fertig ist der Wahlgewinner.


















Da wären sie also, die drei Zugpferde der CDU/CSU. Irgendwie erinnern sie mich an den Wizard of Oz: der feige Löwe Merkel, der sich nicht traut, die Deckung zu verlassen, die Scheuch Guttenberg auf der Suche nach (Sach)verstand und Blechfrau Ursula, glänzend, aber ohne Herz, allesamt unterwegs auf der FDP-gelben Ziegelsteinstraße mit dem Ziel, ein Königreich zu gewinnen.*

***Nachklapp: Wie sich am heutigen Sonntag gezeigt hat, kommt der Frisurenwahlkampf doch nicht ganz so gut an, wie die Umfragen glauben machen. Zumindest auf Landesebene, wenn man mal von Sachsen absieht. Aber bei denen ist eh Hopfen und Malz verloren, die haben sogar die NPD wieder in den Landtag gewählt...

*) Ich weiß schon: Der Vergleich hinkt. Aber mir fällt momentan einfach niemand ein, der in der Geschichte die Dorothy verkörpern könnte.

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