Sonntag, 20. Juni 2010

Bekloppte in München... und darüber hinaus (Teil 8)

Die Ausbeute des heutigen Tages:

- die Angestellte einer recht bekannten Müchner Konditorei parkt ihr mit Firmenschriftzügen geschmücktes Automobil mitten auf dem Zebrastreifen einer stark frequentierten Kreuzung, um einkaufen zu gehen,

- ein alter Mann versucht seiner bemitleidenswerten Rand- und Restexistenz einen Sinn zu verleihen, in dem er aus freien Stücken von früh bis spät im Supermarkt Einkaufskörbe zusammensammelt und wieder in den Eingangsbereich des Marktes schleppt,

- zwei Jugendliche in Elefanten-Windel-großen HipHop-Hosen, iglu-förmigen Jacken und schiefsitzenden Basecaps, was ihnen das Aussehen zweier Müllsäcke im Urlaub auf Mallorca verleiht, streiten über das zu erwerbende Grillgut, obwohl beide nicht so aussehen, als könnten sie ohne Gebrauchsanweisung ein Streichholz anzünden, geschweige denn einen Grill.

Dazu das übliche Bordstein-Konglomerat aus Besoffenen und Spinnern, zombiehaft geschminkten alten Spinatwachteln, senilen Bettflüchtern und osteuropäischen Hausfrauen in ausgebeulten Frottee-Jogginganzügen.

Alle gesehen/alles passiert während eines 20minütigen Einkaufsbummels am Samstagnachmittag, mitten im größten Dorf.

Auf Spiegel Online lese ich, daß das nächste G20-Treffen, das natürlich auch und vor allem im Zeichen der Finanzkrise stehen wird, eine Milliarde Dollar kosten soll.

Und im Fernsehen wird derweil live auf 5 (in Worten: fünf!) verschiedenen Sendern, vier davon öffentlich-rechtlich, eine Hochzeit übertragen, bei welcher eine adlige Yale-Studentin mit Lese-Rechtschreib-Schwäche einen Fitnesstrainer ehelicht, der aussieht wie unser Verteidigungsminister.
Beinah hundert Jahre nach Abschaffung der Adelsprivilegien werden GEZ-Gebühren für ein völlig irrelevantes Klatsch-Spalten-Event rausgeblasen, das wohl nur die lilahaarige "Das goldene Blatt"-Klientel wirklich interessieren dürfte.
Zur Krönung schickt das ZDF dann auch noch gleich eine ganze Handvoll Kommentatoren ins Rennen, die sich gegenseitig darin übertrumpfen, selig zu bejauchzen, wie "schön" und "romantisch" doch alles sei, dümmliche Fragen an einen vermeintlichen schwedischen "Adelsexperten" zu stellen und ganz nebenbei das "Ausschneiden eines Herzens aus einem Bettlaken" zu einer deutschen Hochzeitstradition zu erklären.
Zumindest der "alte Schwede" kam dabei dem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag nach, weil er die Namen aller Lieblingspferde des schwedischen Königs auswendig wußte.

Wer sind den jetzt hier eigentlich die Bekloppten?

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