Samstag, 30. Oktober 2010

Bekloppte in München, Teil 164

Naja, so richtig in die Kategorie "Bekloppte" paßt das folgende Erlebnis zwar nicht. Aber eine neue Rubrik "Kackfrech in München" wollte ich jetzt auch nicht aufmachen.

Unser Nervzwerg ist seit kurzem stolze Besitzerin Einstreuwechslerin eines Nagers der Gattung mesocricetus, Art auratus, für den Nicht-Lateiner: eines Goldhamsters. Als Nagetier mit syrischem Migrationshintergrund erfüllt er alle Zuordnungskriterien des großen Genetikers Sarrazin: unaussprechlicher Name, schläft den ganzen Tag, übernimmt wenn überhaupt ausschließlich niedere Tätigkeiten (Laufrad, kacken) und spricht kein Wort deutsch, obwohl er schon in der 200sten Generation in Deutschland lebt. Ich denke, auch mit Schweinefleisch und Alkohol brauch ich ihm nicht kommen, aber darum geht's jetzt gar nicht.

Unser Goldhamster hat in seinem Problemkiez Käfig ein Laufrad, und zwar schon in zweiter Generation. Das erste, ein gußeisernes Ungetüm mit Alufelgen und Zentralverriegelung, befähigte unser Nagetier zwar, das ein oder andere Kilowatt zur häuslichen Stromversorgung beizutragen, nur leider begleitet von den wahrhaft infernalischen Quietschgeräuschen der Kreislauf-Apparatur. Im Kinderzimmer war es demzufolge nachts mitunter so laut, als würde ein Einsatzwagen der Feuerwehr mit heulender Sirene immer rund ums Haus fahren, wobei mindestens ein Feuerwehrmann mit einem eingeschalteter Laubbläser auf der bis die auf Höhe unseres Stockwerks ausgefahrenen Leiter saß. Auch meine angesichts meines fortgeschrittenen Alters mittlerweile prächtig wuchernde Ohrwolle, bei deren Anblick unser Hamster schon einen im Gehörgang verschütteten Artgenossen vermutete, konnte die Geräuschkulisse nur unzureichend dämmen. Die Lauschtüten der Damen des Hauses weisen leider einen solch wunderbar praktischen Gehörgangspullover erst gar nicht auf, selbiger ist wohl nur dem Jäger und Sammler vorbehalten, der in frostklirrender Nacht dem Mammut nachstellt. Somit wurde sehr rasch die Entscheidung gefällt, die treckerreifengroße Nirosta-Tretmühle gegen ein Modell mit Kugellager aus handgelutschtem Akazienholz auszutauschen.

Leider begann auch dieses nach kurzer Zeit zu quietschen und zu knarzen wie ein zwanzig Jahre alter Ford Taunus. Nach gerade mal 4 Wochen hatte unser kleiner Zatopek so ausdauernd in seinem Hometrainer herumgewirtschaftet, daß das äußerlich immer noch recht stabil wirkende Trimmgerät eine nicht mehr zu korrigierende Unwucht aufwies. Zu deutsch: Es eierte um seine frühere Mitte herum wie der Pfarrer um die Ministranten. Außerdem hatte unser Junghamster wohl derartig Spaß an seinem Laufradmarathon* entwickelt, daß er während des Laufens vor lauter Freude permanent einnäßte. Das bis dahin unbehandelte Holz tolerierte diese Art der Beize nicht wirklich. Also beschlossen wir, auch dieses Modell wieder zurückzubringen.

Gesagt - getan. Wir waren also heute beim "Pflanzencenter Kölle", einem recht gut sortierten Gartenmarkt mit großer Zooabteilung.
Dort wurde das defekte und mit deutlichen (optischen und olfaktorischen) Gebrauchsspuren behaftete Laufrad auch anstandslos zurück genommen. Der freundliche Servicemensch wußte augenscheinlich auch um die Funktionsfähigkeit bzw. die Nicht-Funktionsfähigkeit verschiedener Laufräder, jedenfalls gab er bei Entgegennahme des Nagerspielzeugs entsprechende Kommentare ab.

Nun stell sich mal einer unsere Überraschung vor, als wir nach einer kleinen Runde durch den Markt unser wackliges und vollgepieseltes Laufrad wieder im Regal vorfanden. Und zwar nicht etwa als preisreduziertes Mängelexemplar, sondern zum Original-Verkaufspreis.

Vielleicht überleg ich mir das mit der "Kackfrech in München"-Rubrik nochmal...


*) für Außenstehende und Nicht-Nager ist diese Begeisterung nur schwer nachzuvollziehen

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