Dienstag, 5. April 2011

Mann-o-mann. Sich überschlagende Weltereignisse machen es einem Teilzeit-Feierabend-Blogger wie mir nicht leicht, zeitnah das Weltgeschehen zu kommentieren. Bastelt man auch nur einen Tag zu lange an einem Artikel herum, treibt Problembär Guido W. plötzlich tot in einer radioaktiven Pfütze aus libyschem Erdöl, und man kann von vorne anfangen.

Daher gibt es heute einfach mal wieder ein paar

Filmtipps,

wie man sie in der Form niemals wieder lesen wird.

Beginnen wir mit „Solomon Kane“, ein Film von 2009, der bei uns nie in die Kinos kam.
Der degenschwingende, düstere Recke Kane ist ein Geschöpf Robert E. Howards, dem Erfinder von „Conan“. Wo Schwarzenegger seinerzeit alberne Gummi-Monster im Würgegriff seiner kurz vorm dem Bersten stehenden Muskelpakete hielt, ficht sich Kane seinen blutigen Weg durch eine Welt aus Mord und knietiefem Morast, in der es immer zu regnen scheint und die Menschen zum Lachen in den Folterkeller gehen.

Was eine wirklich schön gruftige Mantel&Degen-Rache-Fantasy-Geschichte mit wenigen, effektvoll platzierten Special Effects hätte werden können, ist leider am Ende doch nur eine mäßig spannende Parabel über göttliche Vergebung und die Macht des Schicksals. Poplig ist dabei ausgerechnet die Story, die dem notorischen Bösen keine Rechtfertigung für ihr Tun gibt. Die Bösen sind eben böse um des Böseseins willen. So, wie es im "Handbuch für B-Movies" im Kapitel "Handlungsmotive (böse)" steht. So, als sei es erstrebenswert, über eine menschenleere Einöde voller Leichen und verbrannter Erde zu herrschen. „Solomon Kane“ fehlt einfach ein subtil hinterhältiger Erz-Schurke mit Grips, um wirklich spannend zu sein.

Umherziehende Horden tumber Mittelalter-Skinheads versklaven oder metzeln zerlumpte Dorfbewohner. Warum, erfährt man nie wirklich. Eine Widerstandsbewegung, bestehend aus einem Haufen übermotivierter, aber mehrheitlich unfähiger Bauerntölpel, ist nach ein paar Minuten Kampf aufgerieben, während sich Abordnungen kahlköpfiger Halbhirne im sinnfreien Katakomben-Jogging üben. Und der vorhersehbare Showdown wird erst mit viel Tamtam eingeleitet und ist dann ruck-zuck vorbei.
Einzig James Purefoy spielt als Kane tapfer gegen den einfallslosen Plot an und überzeugt als tragischer, geläuterter Allein-gegen-alle-Fighter.

Fazit: Nur für hartgesottene Fantasy-Nerds, die auch „Van Helsing“ und „Mad Max“ gut fanden.

Kommen wir zum zweiten Film der heutigen Auswahl, dem beinahe-Oscar-prämierten Spätwestern „True Grit“. Jeff Bridges spielt darin einen versoffenen US-Marshall, der von einer toughen 14-Jährigen angeheuert wird, den Mörder ihres Vaters zur Strecke zu bringen. Hilfe bekommt er dabei von einem machohaften Texas Ranger (Matt Damon mit grauenhaft fusseliger Rotzbremse). Nach einigen Rückschlägen, unterhaltsamer Streitereien und Schießereien rauft das ungleiche Trio sich zusammen und stellt Mörder und Spießgesellen in einem überraschenden Showdown.

Sehenswert sind nicht nur die grandiosen Landschaftsaufnahmen, sondern auch die schauspielerischen Leistungen. Jeff Bridges spielt eigentlich nur ein weiteres Mal seinen „Dude“, diesmal in der Verkleidung eines nuschelnden, lakonischen Rauhbeins, das erst schießt und dann fragt, wenn es nicht gerade total besoffen ist. Viel Spaß macht auch die Darstellerin der Mattie Ross, die die frühreife, knochentrockene Göre so überzeugend spielt, daß es einem ein Dauerschmunzeln ins Gesicht meißelt. Und Matt Damon spielt den selbstverliebten Südstaaten-Macho mit stiller Verve.

Fazit: Spannendes Westerndrama mit trockenen Witz, Prädikat absolut sehenswert. Ich hab den Film bisher nur im Original gesehen, somit kann ich nicht beurteilen, wieviel die Synchro kaputt gemacht hat. Bridges‘ grantiges Genuschel war im Original allerdings so ausgeprägt, das er streckenweise praktisch nicht zu verstehen war.

Ist „True Grit“ noch eine ausgesprochene Männer-Story, an der auch Frau ihren Spaß haben kann, ist „Black Swan“ das genaue Gegenteil.

Wer dem Anblick Natalie Portmans nicht viel abgewinnen kann, dem sei schon mal vorsorglich von einem Kinobesuch abgeraten. Denn der Film besteht zu gefühlten 60% aus extremen Close-Ups ihres Gesichts, teilweise gefilmt mit einer nervigen, wackeligen Handkamera, daß einem speiübel werden kann. Ansonsten kann man über den Film im Wesentlichen nur eines sagen: Er ist wirklich, wirklich krass.

Portman spielt mit beeindruckender Intensität, buchstäblich bis an die Schmerzgrenze, die Rolle der Nina, einer Ballerina, die an der ihr zugedachten Traumrolle der Schwanenkönigin aus „Schwanensee“ zerbricht. Von ihrem egozentrischen Ballettdirektor zu mehr Leidenschaft angehalten, wächst die zurückhaltende „Unschuld vom Lande“ langsam in die Rolle des bösen „schwarzen Schwans“ hinein. Im selben Maß, in dem die Metamorphose voranschreitet, fällt die labile Nina allerdings dem Wahnsinn anheim. Ihre Halluzinationen nehmen zu, begleitet von ein paar heftigen Schock-Effekten, die so manchem Kinobesucher die Hand im Popcorn gefrieren ließen.* Buchstäblich das visuelle Äquivalent zu Fingernägeln auf einer Schiefertafel. Gottseidank halten sich diese Momenten in Grenzen.

Fazit: Beeindruckend gespielte Psycho-Studie, die den Zuschauer ziemlich verstört zurückläßt. Happy-End-Süchtige Finger weg!

*) Ich will es mal so sagen: Ich kann stundenlang dabei zuschauen, wie Zombies mit der Motorsäge zerlegt werden und mutierte Hinterwäldler aus verirrten Studenten Schischkebab machen. Aber bei „Black Swan“ hab ich ein paar Mal die Augen zugekniffen.

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