"Feuerzangenbowle" 2012

Das Internet ist schon eine komische Sache.

Für die einen ist es eine Selbstverständlichkeit, tägliches Handwerkszeug, Dreh- und Angelpunkt des beruflichen, gesellschaftlichen oder privaten Lebens.

Für die anderen heißt es, frei nach Lehrer Bömmel: "Also, wat is en Internet? Da stelle mehr uns janz dumm. Und da sage mer so: En Internet, dat is ene jroße schwarze Raum, der hat hinten un vorn e Loch. Dat eine Loch, dat is de Feuerung. Und dat andere Loch, dat krieje mer später."

Zu letzteren gehört wohl auch Buchhändler Hugendubel. Der möchte wohl einerseits den eigenen Ladengeschäften keine Konkurrenz machen, andererseits aber auch im Internet irgendwie "mitmischen".

Dabei kommen dann so Unverschämtheiten heraus, wie die, daß Hugendubel digitale Literatur als "Sonderangebot" für 99 Cent anpreist, die es beim Gutenberg-Projekt und bei Amazon GRATIS gibt. Das ist entweder dumm, oder frech, oder beides. IMHO heißt das "wir haben eigentlich keinen Bock, uns richtig ernsthaft mit den Möglichkeiten des Internets auseinanderzusetzen, versuchen aber irgendwie mitzumurksen, weil wir ansonsten Angst haben, den Anschluß zu verlieren".
Keine Angst, Hugendubel: Mit diesem Geschäftsprinzip seid ihr im Netz weiß Gott leider nicht allein.

Ganz allgemein find ich es aber zum Würfelhusten, wenn ich für eine simple Datei, die ich mir auch noch selbst downloaden muß und die ich weder weiterverkaufen noch -verleihen darf, 22,99 € bezahlen soll. Um so mehr, wenn dasselbe Buch als Hardcover (auf Papier gedruckt, gebunden, verpackt, gelagert, geliefert usw.) 29,99 € kostet. So derzeit bei Ken Folletts "Winter der Welt".

Zur Krönung bietet Amazon über seine Händler-Plattform das Buch schon für 21 Euro an, gebraucht, selbstverständlich. Das heißt, die Wegwerf-Datei Ebook ist damit teurer als das gedruckte Exemplar, und wird es wohl dank Buchpreisbindung auch bleiben, denn mit Mängelexemplar-Discounts ist bei einem Ebook wohl nicht zu rechnen.

Vielleicht bringt uns die Zukunft ja der Quadratur des Teufelskreises noch ein Stückchen näher. Dann könnten wir uns vom soeben heruntergeladenen Ebook am 3D-Drucker resp. "Replikator" eine Analog-Version zum Anfassen "ausdrucken". "Die alkoholische Gärung oder die Gärung des Alkohols erzeugt Alkohol, der Alkohol erzeugt Gärung, die alkoholische Gärung."
Muß nur einer erst mal drauf kommen. Mit der entsprechenden Drogenzufuhr sicher kein Problem. Aber jeder nor einen wönzigen Schlock!