Sonntag, 17. Februar 2013

Oh, Crappy Day

Ich weiß auch nicht, wie es die schönste Münchnerin immer schafft, mich am Samstagnachmittag in irgendwelche Möbelhäuser zu schleppen. In der Regel sind es simple Schlüsselreize (z.B. die Aussicht auf einen Belohnungs-Hotdog oder einen Teller Hackbällchen), die uns Männer in Pawlowsche Hunde verwandeln. Wie Zuchtbullen am Nasenring lassen wir uns durch Sperrholzlandschaften zerren und schauen unseren Leittieren dabei zu, wie sie Teelichte, Tisch-Sets und Wand-Tattoos mit Motivations-Versen in riesige Polyester-Säcke häufen.

Einziger Trost ist das Bewußtsein, dass man mit vielen anderen Leidensgenossen in diesem Imbus-Schlüssel-Guantanamo dasselbe Schicksal teilt. Nach einigen Jahren in Möbelhäusern verplemperter Wochenenden nutzt sich auch der Überraschungs-Ei-Effekt nachhaltig ab: die Vorfreude, nach erfolgtem Kauf in stundenlanger Friemelei aus unzähligen Einzelteilen etwas Nützliches zusammendübeln zu dürfen.

Nun, dieses Wochenende war Segmüller dran. Ums kurz zu machen: Eigentlich war der Kauf zweier Stühle geplant, nach drei Stunden Rennerei wurde es dann doch nur wieder ein Wand-Tattoo.

Dafür durfte ich vor den Türen des Möbelhauses der wohl dilettantischsten Crepe-Bäckerei beiwohnen, die mir je untergekommen ist.
Es bedarf zwar eines gewissen Geschicks, einen Crepe zu wenden und zusammenzufalten, aber einen Abschluß in Kernphysik braucht man auch nicht gerade. Jede Jahrmarkts-Aushilfe mit Tanzschul-Abschluss dürfte den Dreh nach ein paar Übungsstunden raushaben.

Nicht so die Eierkuchen-Artisten vom Segmüller.
Alles ging damit los, daß sie zum Rohteig-Portionieren keine Kelle benutzten, sondern den Teig direkt aus der Schüssel auf die Platte gossen. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich mir noch nichts weiter dabei, ein routinierter Bäcker könnte ja die nötige Menge sicher gut auch so abschätzen.

Nun kenne ich das dann eigentlich so, daß der Teig dünn bis zum Rand der heißen Platte ausgestrichen wird. Bei der Bäckermeisterin jedoch fehlten zum gesetzlich vorgeschriebenen Crepe-Radius gut und gern noch 2 Zentimeter. Noch besser wurde es, als die Madame mit ihren offenbar ausschließlich mit Daumen bestückten Händen versuchte, den Crepe zu lösen und zu wenden. Dabei klappte dann erstmal ein gutes Stück zu früh nach innen und pappte fest. Statt nun ihr Crepe-Werkzeug (keine Ahnung ob dieses Wende-Ding einen eigenen Namen hat) zu benutzen, um die zusammenklebenden Flächen zu lösen, tat sie dies unter Einsatz ihrer Finger Daumen. Nachdem ihr dies nicht gelang, begann auch ein bisher unbeteiligt in der Kalorien-Tankstelle herumlungernder Herr mit seinen vermutlich nicht keimfreien Fingern in dem nur halb ausgebackenen Teig herumzupuzzeln. Bis zu dem Moment schien der Typ keiner besonderen Tätigkeit nachzugehen, außer der, die Eierkuchentante unbeholfen anzuflirten.

Mit vereinten Kräften schafften sie es dann doch, die zusammengeklebten Hälften wieder voneinander zu lösen. Auch das anschließende Wenden des nun einseitig schon reichlich durchgebräunten Crepes verlief nicht fehlerfrei. Auch hierbei mußte per Hand nachjustiert werden, ebenfalls beim Zusammenfalten - nach jedem Schritt tatschte die Bäckerei-Flachverkäuferin mit bloßer Hand auf dem Crepe herum, zupfte hier, drückte da. Daß sie inzwischen auch vergessen hatte, welcher Belag (Zucker&Zimt - etwas ganz doll Ausgefallenes, die hohe Schule der Konditor-Kunst) bestellt worden war - geschenkt.
Drei Mal dürft ihr raten, ob sie sich zur Entgegennahme des Kaufpreises und zum Wechselgeld herauskramen Handschuhe angezogen hat. Natürlich nicht.

Klar, daß so viel Talent im Doppelpack kommen muß. Während der Crepe-Kretin innen vor sich hin dilettierte, lungerte ihre Kollegin rauchend vor der Knusper-Hütte herum. Nebenbei wischte sie mit der flachen Hand den vollgekrümelten, klebrigen Verkaufstresen sauber - um sich anschließend wieder nach drinnen zu begeben und sich ebenfalls wieder der Teigwarenherstellung zu widmen. Ohne ihre wertvolle Zeit vorher mit Händewaschen verplempert zu haben, versteht sich. Was für ein widerwärtiges Pack. Vor allem wenn man bedenkt, wie viele Leute täglich an dieser Virenverteilstation Halt machen. Hätte nur noch gefehlt, daß einer der drei zwischendurch die Backplatte mit einem vollgerotzten Tempotaschentuch abgewischt hätte.

Heißer Tipp fürs Ordnungsamt: Schaut doch mal auf einen Eierkuchen dort vorbei. Ich empfehle Sagrotan&Apfelmus als Topping.

PS: Ach ja, die Rechtschreib-Polizei oder wenigstens Bastian Sick können sich auch gleich Richtung Segmüller in Bewegung setzen. Dort gibt es nämlich lt. großformatiger Fahrstuhl-Beschriftung "Kolional"-Möbel zu kaufen. Also, wenn ich werbetechnisch immer so einen Wind machen würde wie Segmüller, wär mir sowas peinlich.

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