Dienstag, 29. April 2014

Bekloppte in München Spezial

Ich möchte jetzt, dass ihr die Augen schließt, und euch die Kneipenszene auf Tattooine vorstellt. Ja genau: Die, wo in jeder Ecke irgendwelche schrägen Aliens herumlungern, einer seltsamer als der andere. (Ich hätte an der Stelle gern einen Screeenshot gezeigt, aber vermutlich verklagt mich George Lucas dann bis auf die Unterhose.)

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere auch noch an die Szenen aus "Total Recall" von 1990, wo Schwarzenegger durch das Vergnügungsviertel auf dem Mars trampelt, wo es vor Mutanten und anderen zwielichtigen Gestalten nur so wimmelt.

Habt ihr's? Dann könnt ihr euch ungefähr vorstellen, wie es am Münchner Ostbahnhof zugeht.

Bahnhöfe scheinen ja aus verschiedenen Gründen wie Magneten auf sämtliche Randgruppen der menschlichen Gesellschaft auszuwirken. Besonders auf solche, die sich bereits jenseits dieses Randes befinden. Nirgendwo sonst kann man so viele (im besten Sinne) Bekloppte antreffen wie auf Bahnhöfen. Eine Menagerie, aus der jeder durchschnittlich begabte Schriftsteller Stoff für mehrere Romane extrahieren könnte, hielte er sich nur ein paar Stunden dort auf.

Unter den Bahnhöfen dieser Welt nimmt der Münchner Ostbahnhof eine Sonderstellung ein.
Wann immer ich diesem einen Besuch abstattete, immer war dort gerade jemand dabei, vor den Augen aller auf den Boden zu pinkeln, sich wild mit den Augen rollend Wort-Gefechte in diversen Stammesdialekten zu liefern oder war in eine tiefschürfende Diskussion mit einer Mülltonne vertieft. Verrückte Trinker, betrunkene Fixer, fixende Nutten, nuttige Transen, transige Bettler und bettelnde Verrückte - hier gibt es nichts und niemanden, den es nicht gibt. Und das alles in allen Altersgruppen, Geschlechtern und Nationalitäten. Zumindest am hellichten Tag. Nachts wird das Ganze noch schlimmer.

Auch bei meinem heutigen, kurzen Besuch hatte kurz vorher offenbar wieder jemand irgendwo die Kellertür offen gelassen. Ich passierte nicht weniger als zwei (äußerst unattraktiv aufgetakelten) Transen, drei Menschen, die sehr laut und aggressiv mit sich selbst diskutierten, mehreren leicht verwirrten Rentnern und einer Gruppe plärrender Teens mit Migrationsvordergrund, die mit Vornamen offenbar alle entweder "Hurensohn" oder "Arsch" hiessen. Andere Länder, andere Sitten.

Mein Highlight war allerdings ein Wesen, von dem ich im Vorbeigehen weder Geschlecht noch Gattung feststellen konnte. Es trug ein grün schimmerndes Glitzer-Minikleid, einen kupferroten Mopp als Frisur. Der Rest war wallendes, weißes Fleisch, eine riesige Nase und leicht verlaufenes Make-Up. Das Wesen wirkte wie ein rasierter Außerirdischer vom Planeten Melmac, den man es am Morgen nach der letzten Karnevals-Sitzung in einem Besenschrank gefunden hatte. Sein einziges Bestreben schien darin zu liegen, sich einen riesigen Hotdog in die unter dem Monster-Zinken eher unpraktisch angebrachte Futter-Luke zu schieben.
Ich konnte nur für den Bruchteil einer Sekunde einen Blick auf die Kreatur werfen, dieser genügte aber, um den Anblick unauslöschbar in meine Netzhaut zu brennen. Nur eine Sekunde länger, und mein visueller Cortex wäre unwiderruflich geschädigt worden.

Damit ihr euch in etwa ein Bild machen könnt, das Tierchen sah in etwa so aus:

















Etwas vielleicht noch viel Bemerkenswerteres, weil Einmaliges, passierte mir auf einem Nebenschauplatz. Genauer gesagt, dem Burger King am Ostbahnhof.
Dort habe ich heute tatsächlich einen Burger bekommen, der Original so aussah wie auf dem Werbedisplay: ein Big Cheese. Ungelogen.
Lag vielleicht daran, dass der so derartig neu im (kurzzeitigen) Angebot war, dass das Personal mit meiner Bestellung erstmal gar nichts anzufangen wußte. Ich hab also vermutlich den Prototypen verspeist.
War lecker. Für BK-Verhältnisse.

PS: Lese gerade, dass olle Günni Wallraff sich soeben erst süddeutsche BK-Filialen vorgeknöpft hat. Die am Ostbahnhof ist nicht dabei. Vielleicht ist das noch eher der Grund für meine Bilderbuch-Bulette.

Keine Kommentare: