Montag, 11. Dezember 2023

Fast ein Jahrhundert alt, und noch immer aktuell


 

Was für ein geiler Remix

Ich dachte wirklich, das Video wäre echt...



Montag, 25. September 2023

Schäm dich, Ostdeutschland

 Ich würde mich gern analytisch mit den Umfrage-Erfolgen der Arschkrampen für Deutschland im Osten auseinandersetzen. Aber es fällt mir schwer. Weil ich nebenbei platzen könnte vor Wut.

Was läuft eigentlich schief in meiner alten Heimat? Wenn ich mir die Klientel anschaue, die dort rechts und immer rechter wählt, sehe ich Enttäuschung und Verbitterung. Aber worüber eigentlich? Über die eigene Ambivalenz?

Ich höre immer mal, der Osten wäre auf alle Parteien sauer, weil der Osten abgehängt ist, weil dort kaum Industrie ist, weil sich unter Managern, Professoren und Spitzenbeamten kaum Ossis finden.Mag alles sein. Aber ich wüßte nicht, dass die AfD daran was ändern wollen würde, im Gegenteil. Die AfD ist alles andere als eine Ost-Partei.

Die AfD-Sympathisanten im Osten mögen keine Linken. Weil links, das war ja Sozialismus, SED, die alte DDR. DIE haben "uns" ja betrogen, belogen und ausgespäht.

Gleichzeitig seht  man sich nach der "heilen Welt" der DDR zurück. Zumindest pickt man sich für die eigene, selbstmitleidige Nostalgie die Punkte heraus, die man rückblickend als positiv wahrnimmt. Ein sehr selektiver Blick, aber das wollen diese Leute nicht hören. 

Sie wollen auch nicht hören, dass, wenn sie die Unabhängigkeit der Frau, das ostdeutsche Bildungssystem, die angebliche Solidarität der Menschen, die antifaschistische, völkerverständige Haltung von "damals" loben, nun mit einer Partei sympathisieren, die all das abschaffen bzw das genaue Gegenteil möchte.

Das eine wollen, aber das andere wählen. Mit dieser schizophrenen Ausgangslage haben deutsche Wähler ja jahrzehntelang Übung.

Blöd, wenn man sich entschieden hat, alles Scheiße zu finden und gegen alles zu sein, was zu konventionell erscheint. Wenn man einen Eskapismus pflegt, der alles Moderne aussperren möchte, nach dem Motto "Vorwärts in die Vergangenheit". Dann bleibt nämlich nicht mehr viel.

Aber so ist halt auch die politische Ecke, in die man sich so hineinmanövriert. Die Linken will man nicht wegen "damals". Die SPD mag man nicht, weil man ihr Personal doof findet, oder weil sie dem einen zu links, dem anderen zu CDU ist. Die CDU mag man auch nicht mehr wegen den "blühenden Landschaften" und der Treuhand. Die FDP mag man nicht wegen ihrer Klientelpolitik für Reiche (denn Reiche sind noch immer verpönt in der ehem. DDR). Die Grünen hasst man, weil die einem angeblich alles wegnehmen wollen, was den Ostdeutschen glücklich macht: billige Thüringer Bratwurst, Billig-Flugreisen ans Mittelmeer, Billigartikel aus Plastik und billiges Benzin zum Rasen.

Polemik? Leider nicht.

So, wie auch nur der Ossi sich noch als "Ossi" bezeichnet. Früher Schimpfwort, heute trotzige Selbstetikettierung. Das geht so weit, dass sich selbst Ostdeutsche, die die DDR nur noch aus dem Geschichtsbuch kennen (also keine eigentlichen Ossis sind), sich als Ossis bezeichnen, um sich zum Westen abzugrenzen.

Es ist für diese Ossis immer wieder ein Stück weit schockierend, dass sich außerhalb ihrer Bubble kein Mensch mehr für Ossi-Wessi-Zuschreibungen interessiert, geschweige denn diese Begrifflichkeiten benutzt.

Wie ich dieses selbstauferlegte Underdog-Narrativ verabscheue. Dient es den selbsternannten Opfern lediglich stets als Rechtfertigung, sich außerhalb der Norm oder des Rechts zu bewegen. Der Logik folgend "Ich darf das, ich bin Opfer. Ich wurde oder fühle mich gedemütigt, deswegen darf ich jetzt andere demütigen." Nach der Logik wählt man dann auch AfD, um es "denen da oben", die nach eigener Auffassung an dem meist aber selbst verursachten Unglück schuld sind, mal zu zeigen.

Als solcher darf man dann auch mitleidlos notleidenden Menschen im Rest der Welt die kalte Schulter zeigen, denn "man hat's ja selbst nicht leicht". 

Zurück zu den Parteien und der selbstgebastelten Nische. Wer bleibt denn übrig, wenn man alle Parteien als unwählbar ausgeschlossen hat? Genau. Dann bleibt man auf Nazis sitzen. Und um die wählbar zu machen, braucht es eine ordentliche Portion Autosuggestion. Man muss aktiv die ganze völkische Rhetorik mit Anspielungen auf das Dritte Reich, die Aufmärsche an der Seite von Extremisten und Reichsbürgern, die Verbindungen zur militanten Neonazi-Szene, die politischen Ideen von Vor-vorgestern, die Lügen und Skandale, den kaum verhohlenen Hass auf demokratische Errungenschaften und persönliche Freiheiten und die hässliche Freude über jede Hiobsbotschaft für das Land wegignorieren und sich mantrahaft einreden, dass doch nichts dabei ist, die politische Macht in die Hände von Hetzern, Bauernfängern und Menschenfeindenzu legen.

So viel könnte ich gar nicht saufen, wie es bräuchte, mich vergessen zu lassen, dass man keine Faschisten ans Ruder läßt. Wieso gerade die (älteren) Ossis das schaffen und sich im gleichen Atemzug ihrer humanistischen, antifaschistischen, völkerverbindenden und antikapitalistischen Schulbildung zu rühmen, begreife ich nicht. 

Dabei kann man mit Recht sauer auf Politiker aller Parteien sein. Man kann anderer Meinung sein, man kann sie Scheiße finden. Man kann das offen aussprechen, ins Internet schreiben und auf dem Marktplatz herausschreien. Man muss sie auch nicht wählen. 

Glaubt ihr, das bleibt so, wenn die AfD am Drücker ist? Die bürgerliche Freiheit und Demokratie ablehnt?

Die Sympathien für Diktatoren hegen? Meint hier wirklich einer, unter DENEN wird's ihm besser gehen? Ja sicher. Euer Leben wird im so vieles besser werden, wenn Frau Storch an der Grenze auf Kinder schießen lässt. DAS wird wirklich das Leben in Deutschland verbessern.

Und so richtig lustig wird es erst, wenn man erst die "Ausländer" aus dem Weg hat. Nazis brauchen Feindbilder, damit ihre Narrative funktionieren. Ihr "Wir" ist immer ein "wir gegen die". 

Dreimal dürft ihr raten, wen es treffen wird. Es reicht ein Blick ins Wahlprogramm der AfD. Denn in der AfD sitzen mitnichten Freunde des "kleinen Mannes". Wer es nicht glaubt, kann sich gern die Verhältnisse in Polen, Ungarn, Russland oder der Türkei anschauen, oder die Geschichte der NSDAP nachvollziehen.

Sobald man gewählt wurde, beginnt der Umbau des Staates in Richtung Unfreiheit. Wer heute schon meint, er könne nicht mehr sagen, was er wolle (ach ja? Beispiele, bitte!), der kann sich schon mal warm anziehen. Mir fällt dabei immer wieder das Zitat von Martin Niemöller ein.

Als die Nazis die Kommunisten holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten,
habe ich geschwiegen,
ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten,
gab es keinen mehr,
der protestieren konnte.

Ganz zu schweigen davon, dass die AfD auf keine der aktuellen Fragestellungen eine sinnvolle Antwort hat. 

Wer soll die Renten von morgen zahlen, wenn man Zuwanderung verhindert? Die AfD möchte eine Art "Mutterkreuz" wieder einführen, eine Wurfprämie, ein Zuchtprogramm für Deutsche. 

Klimaschutz? CO2? Braucht man nicht, gibt es nicht. Scheiß auf Waldbrände, scheiß auf Hitzetote, scheiß auf Trinkwassermangel. Scheiß auf Milliardenschäden durch immer häufigere Überflutungen, Wirbelstürme und vertrocknete Ernten.

Altersarmut? Kinderarmut? Alles wird teurer? Prekäre Lebensverhältnisse? Die AfD möchte Sozialleistungen beschneiden, den Rest regelt "der Markt". Dafür möchte man Reiche entlasten und Steuern senken. Die FDP bezieht für solche Parolen zu Recht Prügel, bei der AfD wird es wegignoriert.

Bildung? Auch da setzt die AfD auf Spaltung. Dem Fachkräftemangel möchte die Partei damit begegnen, dass man das Abitur einer Elite vorbehält, der Rest soll gefälligst arbeiten gehen. Behinderte und nicht so Leistungsfähige werden weggesperrt. Zum Lehrermangel hat man kein Konzept, stattdessen möchte man z.B. in Hessen Autorität und Sanktionen durch Lehrer fördern (Prügelstrafe?) und Islamunterricht abschaffen (den es ohnehin kaum gibt und der dann wieder in irgendwelchen Moscheen passiert).

Und man möchte den Dexit. Und das, obwohl Deutschland wie kaum ein anderes Land wirtschaftlich von der EU profitiert. Dass der Brexit in Großbritannien zu massiven Krisen geführt hat und die meisten dort den Austritt inzwischen bereuen, wird wegignoriert.

Mein Fazit: Die AfD arbeitet, wo sie kann, an der Spaltung der Gesellschaft. Die unteren Schichten der Gesellschaft (in der sich auch die "Ossis" verorten) werden gegängelt, bevormundet und abgehängt. Darüber hinaus scheint man sich bei der Lösung aktueller Probleme 100 Jahre alte Anleihen bei der NSDAP geholt zu haben. 

Übrigens, wo wir gerade dabei sind: Man möchte auch Autobahnen bauen.

Kann ja sein, dass den AfD-Sympathisanten alle Freiheit am Arsch vorbei geht. Denen die Zukunft egal ist, die lieber im Schatten eines Atomkraftwerks leben als im Schatten eines Windrads. Deren Wohlbefinden davon abhängig zu sein scheint, dass es weiter "Zigeunersoße" heißt und man Vietnamesen "Fitschies" nennen darf. Die den Klimawandel leugnen, nur um weiter billiges Schnitzel fressen und mit russischem Öl heizen zu können, während links und rechts das Land überflutet, austrocknet, weggeweht und von Borkenkäfern und invasiven Tierarten aus südlichen Gefilden kahl gefressen wird.

Hipp-hipp-hurrah! Wenn ich schon abkratzen muss, nehm' ich wenigstens noch ein paar mit! Wenn es mir nicht gut geht, soll es wenigstens andern noch schlechter gehen. Nach uns die Sintflut.

Liebe Ossis - ist DAS jetzt echt euer Menschenbild? 

Wenn ja, dann wählt ihr mir der AfD genau die richtigen. 

Aber kommt dann nicht angelaufen und jammert. 

Ich hab euch gewarnt.

Samstag, 6. Mai 2023

Bekloppte in München und der Welt

Die schönste Münchnerin hat ein einzigartiges Talent: Sie ist ein Menschenmagnet.

Sie wird quasi wo sie geht und steht von Menschen angesprochen. Mal wird sie um Hilfe gebeten, mal kriegt sie einfach nur spontan Komplimente, und manchmal sind die Anliegen auch so, dass sie das Ereignis damit für diese Rubrik qualifiziert.

Ein Biergarten mitten in der Münchner Innenstadt. Die schönste Münchnerin sitzt dort, wartet auf den Michel und liest. Eine Frau nähert sich, der folgende Dialog entspinnt sich:

Frau Wunderlich: Hallo, darf ich sie ansprechen?

Schöne Münchnerin: Ja, gerne.

Frau Wunderlich: Ich suche noch Ehrenamtliche für eine Friedensbewegung.

Schöne Münchnerin: Aha, was kann ich mir darunter vorstellen?

Frau Wunderlich: Wir treffen uns immer Freitagabend oder Samstagsfrüh bei mir zuhause.

Schöne Münchnerin: Also, da hab ich jetzt eher keine Zeit...

Frau Wunderlich: Schade. Ich habe zuhause Hochfrequenztexte. Die lesen wir dann zuerst gemeinsam, später verbinden wir uns über das Telefon und lesen dann gemeinsam diese Hochfrequenztexte. Wir schicken so ein Energieband direkt in den Kosmos.

Schöne Münchnerin: Aha. Na, da wünsche ich ihnen aber viel Erfolg, aber da bin ich leider raus...

Habe ich erwähnt, dass mein Menschenmagnet außerdem auch eine unerschöpfliche Geduld mit geistigen Wurzelbürsten hat?

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Werdet ihr zur Zeit auf Youtube auch mit einer Werbung für Star Wars Seife belästigt? Ja?

Der Werbeclip ist wirklich irritierend, weil er wirkt wie seine eigene, schlechte Parodie. Und obwohl man sich die ganze Zeit fragt, ob man es mit einem Spoof zu tun hat, wird hier tatsächlich ein reales Produkt beworben: 4 Stückchen Seife für 50 Euro. Ja, richtig gelesen.

Da der Spot am Ende doch ernst gemeint scheint, komme ich nicht umhin, eine Einblendung im Spot ebenfalls ernst zu nehmen:


Ja. Da seid ihr jetzt sicher genau so überrascht wie ich: Aus Seife kommt keine Musik. Nicht mal, wenn Obi-Wan auf der Packung ist.

Nun dachte ich eigentlich, die Zeiten der dummen, klagefreudigen Amis seien vorbei, wo Firmen auf heißen Kaffee "Vorsicht, heiß!" und auf Päckchen Erdnüsse "kann Erdnüsse enthalten" schreiben mußten.

Da lag ich wohl falsch.

Wer sich den Schmarrn nochmal selbst anschauen will: https://www.youtube.com/watch?v=wDvRhWKTJiU&t=13s