Der Michel hat heute überraschend Briefwahlunterlagen bekommen. Für einen Bürgerentscheid pro oder contra einer Olympiabewerbung Münchens.Schöne graue und pinke Zettel und Umschläge, ein Haufen Papier - soweit nichts Ungewöhnliches.
Nur lag den Unterlagen nicht nur eine Erklärung des Stadtrats bei, warum Olympia für München eine super Sache wäre, sondern auch noch ein buntes Werbeprospekt pro Olympia.
Das ist in etwa so, als würde dem Bundestagswahlzettel Wahlwerbung der CSU beiliegen. Oder in der Wahlkabine ein Porträt vom Söder hängen. Irgendwie scheint sich da ein seltsames Demokratieverständnis abzuzeichnen.
Wobei, je länger ich drüber nachdenke, fällt mir ein, dass Münchner Wahlbüros immer in Schulen sind. Und in bayrischen Klassenzimmern hängt der Latten-Jupp, um den Kinderlein und vielleicht auch den Wählern vorzuführen, was in Bayern mit Leuten passieren kann, die ihr Kreuz nicht bei der CSU machen.
Und wieso sprechen Väter in amerikanischen Serien ihre Söhne immer mit "Kumpel" an? Mag ja sein, dass die im Original immer "buddy" sagen (was auch schon irgendwie seltsam ist), aber wenn dann die Synchro-Autoren das so übernehmen, scheint mir das doch etwas weird. Ich hab noch keinen deutschen Vater erlebt, der seinen Sohn mit "Kumpel" anspricht. Der Ausdruck "Kumpel" ist im Deutschen entweder für Bergleute reserviert oder für DDR-Nostalgiker, die damit ihre Freunde umschreiben. Dann aber vorzugsweise mit einem "G" im Anlaut gesprochen.
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Der Michel laboriert gerade an einem wehen Fuß herum und hat deswegen bei Liebscher&Bracht nach Abhilfe gesucht. (L&B sind Spezialisten für schmerzende Knochen und verspannte Muskeln, die oft sehr gute Tipps haben, wie man den schleichenden Verfall des eigenen Körpers kurzzeitig zum Stillstand bringt. Fast immer liegt das Geheimnis darin, mit im Nacken verschränkten Füßen 20 Sekunden lang den linken Zeigefinger auf ein Holzklötzchen zu pressen, um eine Blockade am rechten Hoden zu lösen oder etwas ähnliches.)
Und was musste ich da auf deren Webseite zum gesuchten Thema lesen? "Obwohl der Hallux valgus in frühen Lebensabschnitten vorkommen kann, treten oft erst ab 50 Jahren schwere Fehlstellungen im Großzehengrundgelenk auf."
Ich kann ech gar nicht sagen, wie oft ich in den letzten 2,3 Jahren ähnliche Sätze gehört habe. Frei übersetzt bedeuteten alle "ab 50 geht's nur noch bergab".
Ich glaube so langsam, dass wir mit unserer gestiegenen Lebenserwartung die natürliche Evolution rechts überholt haben. Evolution spielt sich ja in Zeiträumen ab, die keine Apple Watch mehr messen kann. Sowas wie z.B. die Entwicklung vom Ganzkörper-Flokati zu den Schamhaar-Inseln von heute brauchte unter Umständen Millionen von Jahren, um sich in der Breite durchzusetzen (wenn man von einigen Gegenden rund ums Mittelmeer absieht, wo die Entwicklung beim homo schimpansus hängen geblieben zu sein scheint).
Vermutlich war von der Evolution aktuell noch gar nicht vorgesehen, dass wir älter als 50 werden, bzw dass wir nach dem 50. Geburtstag noch irgendwelche Muskelgruppen beanspruchen müssen. Der Plan war (so meine Vermutung), dass diejenigen, die diese magische Schmerzschwelle überschreiten, nur noch wie Majestix durch die Gegend getragen wird.
Aber in einer Welt, in der des mehr Rentner als Heranwachsende gibt und in der Teile der nachwachsenden Generation mal so eben noch ein Handy hochheben können, ohne sich einen Leistenbruch zuzuziehen, mangelt es empfindlich an potentiellen Schildträgen. Die Demografie ist also schuld, dass wir unsere siechen Gebeine auch jenseits der 50 weiter selbst von A nach B schleppen müssen.
Und da beschweren sich die Leute immer, dass zuviele junge Männer ins Land gelassen werden. Ja wer, verdammt noch eins, soll mich denn sonst zukünftig durch die Gegend tragen? Irgendein Kevin, der von einem Leben als Bockwurst-Influencer träumt und den die Mama wegen Laktoseintoleranz vom Schulsport hat befreien lassen, sicher nicht.
Das hat die Merkel schon ganz richtig erkannt. Immer hereinspaziert, Habibi. Jeder nur ein Schild.
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