Der Urlaub war ja für uns eine mehrfache Premiere: zum ersten Mal Griechenland, zum ersten Mal Cluburlaub, zum ersten Mal All Inclusive. Cluburlaub mit AI - das Spießbürger-Urlaubsklischee überhaupt. Und wie sich gezeigt hat, nicht zu Unrecht. Aber von vorn.
Mein erster Eindruck von Rhodos war nicht grade positiv. Die Insel ist eine einzige gewaltige Baustelle, überall werden neue Hotels und Pensionen hochgezogen. Zusätzlich stehen überall Vollbeton-Rohbauten in der Gegend herum, die scheinbar seit Jahren auf ihre Fertigstellung warten. Und überall Müll, Müll, Müll. Man merkt schon auf den ersten Kilometern, daß diese Insel fast ausschließlich vom Tourismus lebt, mit allen negativen Nebenerscheinungen. Aber wir sind wahrscheinlich auch ein bißchen Neuseeland-verwöhnt, jedenfalls haben wir uns unsere Urlaubslaune nicht verderben lassen. Unberührte Natur und einsame Strände hatten wir ja auch nicht erwartet.
Die Hotelanlage ist sehr schön und neu, Zimmer, Pools und Service tippitoppi. Das Essen allerdings...naja, Griechenland halt. Wer auf olivenölgetränkte Speisen, schwere Soßen, Hülsenfrüchte in allen Variationen und honigtriefende Nachspeisen steht, kam hier voll auf seine Kosten. Das ganze meistens nur lauwarm serviert, laut Auskunft des Kochs essen Griechen gerne kalt. Daß in seinem Restaurant gar keine Griechen - außer vielleicht ihm selbst - verkehrten, schien ihm irgendwie entgangen zu sein.
Es kam, wie es kommen mußte: Man gewöhnt sich dran. Und wenn um einen herum lauter schwitzende Engländer in Badeshorts sitzen, bergeweise Speck, Eier und Bohnen in sich hineinschaufeln, kommt man sich mit seinem Teller Pommes und Salat eh schon wie ein Gesundheitsapostel vor.

Überhaupt war sehr auffällig, daß ca. 85% der Hotelgäste übergewichtig (ich schließ mich da mal locker mit ein), ungefähr 60% sogar schwer übergewichtig (hier schließ ich mich ausdrücklich aus) waren. 5-10% schließlich waren auf deutsch gesagt so brutal fett, daß sich nicht ohne Hilfe in die Hose oder die Treppe rauf kamen. Keine Ahnung, warum das so war und wie die Leute überhaupt auf die Insel gelangt sind. Vielleicht haben da einige die Story vom Koloss von Rhodos in den falschen Hals gekriegt.
Am schlimmsten hatte es dabei die Engländer erwischt. Nicht ein einziger war mit der drahtigen Eleganz eines Michael Caine oder dem leicht schwindsüchtig wirkenden Erscheinungsbild eines durchschnittlichen Britpoppers gesegnet. Alle britischen Gäste waren ausnahmslos und unverkennbar stramme, kurzgeschorene, stiernackige Söhne und pummelige Töchter des britischen Empire, die wirkten, als kämen sie grad vom Rugbyplatz oder vom Winston-Churchill-Lookalike-Contest.
Ich denke, der wirkliche Grund für den Untergang des antiken Griechenlands und des Britischen Weltreichs war falsche Ernährung. Es ist einfach schwer vorstellbar, daß eine Armada von Moppeln durch die Botanik segelt und reihenweise drahtige, asketische Fremdvölker unterbuttert.
Aber zurück zum Hotel.
Wie gesagt, das ganze war eine einzige Mästerei. Viel Bewegung als Ausgleich war auch nicht, bei 35-40°C im Schatten wär das nicht mal drin gewesen, wenn ich gewollt hätte. Aber zumindest Manu war jeden Tag mal für ein Stündchen Aerobic o.ä. machen. Große Ausflüge haben wir bei der Affenhitze auch verkniffen, das wollten wir unserer Tochter auch nicht zumuten. Letztendlich hab ich den ganzen Tag am bzw im Pool gelegen, mit R. Schwimmen geübt und 4 Bücher ausgelesen. Von der Insel an sich haben wir (auch das eine Premiere in unseren bisherigen Urlauben) so gut wie gar nix mitgekriegt. Viel authentisches kriegt man aber ohnehin nicht geboten, alles große Touri-Show eben. Am authentischsten war noch die allgegenwärtige, typisch südländische Verweigerung jeglicher Regeln. An Rauchverbot, Helm- und Gurtpflicht usw hielt sich kein Schwein. Direkt im Hotelshop (immerhin 4 1/2 sterne) wurde ungeniert markenpiratiges feilgeboten. Auf Rhodos ist die EU weit weg.
Kurzum: War mal eine Erfahrung, erholt haben wir uns ja auch, müssen wir aber trotzdem nicht wiederholen. Man lernt halt dazu.
PS: Eltern mit Kindern können wir das Hotel aus einem weiteren Grund nicht empfehlen: Es gibt keinen richtigen Kinderclub, keinen (Wasser-) Spielplatz o.ä., es können lediglich die Einrichtungen des Nachbarhotels mitgenutzt werden. Es gibt nur eine Kinderanimation, die sehr bemüht ist, aber mit ziemlichen Widrigkeiten zu kämpfen hat, weil sie nur spärlich ausgestattet ist und es keine Kinderstühle usw. oder entsprechende Räumlichkeiten gibt. Wir haben uns da leider auch auf die guten Holidaycheck-Bewertungen verlassen (das Hotel war 2007 unter den 100 am besten bewertetsten) und uns mehr von der angepriesenen Kinderbetreuung versprochen.
Wer nochmal unsere Holidaycheck-Bewertung lesen möchte, kann das hier tun: http://www.holidaycheck.de/hotelbewertung-Hotel+LTI+Miraluna+Village+Kinderbetreuung+Fehlanzeige-ch_hb-id_1029453.html?typ=2
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