ich habe eine neue Spezies entdeckt. Naja, eigentlich nicht wirklich, die Spezies gibt's schon eine Weile, und eigentlich ist sie nur in letzter Zeit verstärkt in meinen Fokus geraten, weiß der Kuckuck, warum.
Es handelt sich dabei um eine spezielle Unterart der Polohemdenträger: Die Polohemdkragenhochklapper (PoKraHoKla).
Polohemdkragenhochklapper sind im Grunde genommen Businesskasper, die ausdrücken wollen, daß sie besonders sportlich, locker und dynamisch sind. Also Freizeit-Businesskasper. Sie wollen sich den Anschein geben, als kämen sie gerade vom Tennis, Golf spielen oder Schnellboot fahren, auch wenn sie eigentlich grade nur beim Schlecker einen Packen Klopapier gekauft haben (5-lagig, mit Pfefferminzgeschmack).
Wobei das natürlich überhaupt keinen Sinn macht, denn: Was sollte es bringen, sich beim Sport den Polohemdkragen hochzuklappen? Außer vielleicht als ein sehr windiger und unbeholfener Versuch, den bleichen Nacken des Businesskaspers bei ungewohnter Bewegung an frischer Luft vor zuviel Sonne zu schützen. Einen solch arg improvisierten Sonnenschutz würde wohl tatsächlich niemand ernsthaft in Betracht ziehen. Darum geht's aber ja letztlich sowieso nicht: Ist ja sowieso nur ein "so tun, als ob".
Vielleicht sollte der hochgeschlagene Kragen ursprünglich auch gegen Zugluft schützen, wenn der Businesskasper kurz nach der Schneeschmelze schon in offenen Cabrio durch die Gegend fährt. Sinn, Zweck und Ursprung dieses absurden Trends konnten nicht abschließend geklärt werden. In Südfrankreich gefundene Höhlenzeichnungen in einer Autobahntoilette lassen aber den Schluß zu, daß bereits Ende der 70er Jahre erste PoKraHoKlas gesichtet wurden. Der verwendete Edding wurde per Radiokohlenstoffdatierung auf das Jahr 1977 zurückgeführt.
Zu 95% sieht das Ergebnis komplett albern aus, weil ja so ein Polohemdkragen primär gar nicht zum Hochklappen gedacht und daher auch nicht wie ein durchschnittlicher Hemdkragen gestärkt ist. Somit hängen erstere immer irgendwie auf halb 8. Einzige Chance, einen Polohemdkragen dauerhaft aufrecht zu halten, ist die Behandlung mit Wäschestärke, Klarlack oder schnell härtenden Klebstoffen. Für den Notfall tun es sicher auch 2-10 Zahnstocher, sieht aber noch viel alberner aus, und die Verletzungsgefahr ist recht hoch. Für langhaarigere Businesskasper empfiehlt es sich daher, den Kragen je nach Haartracht mit Gel am Haaransatz festzupappen oder irgendwie mit dem Pferdeschwanz zu verfilzen.
Erstaunlich ist, daß die breite Öffentlichkeit in ihrer Wahrnehmung scheinbar auf diesen billigen Trick hereinfällt, und den PoKraHoKla diffus als "irgendwie dynamischer" wahrnimmt als Zeitgenossen mit normalen Kragen. Noch viel erstaunlicher ist, daß man zu Prominenten, deren Erscheinungsbild man irgendwie im Hinterkopf mit hochgeschlagenen Kragen abgespeichert bzw. assoziiert hat (Leute wie Dieter Bohlen, Oliver Pocher, Howard Carpendale und andere Schlagerfuzzis), nicht ein einziges Bild im Internet findet, auf dem sie tatsächlich mit hochgeklapptem Polohemdkragen zu sehen sind. Ich hab diverse Fanpages, Google Bildersuche etc abgeklappert: nix zu finden. Also stimmt entweder unsere Wahrnehmung nicht, oder der Kragen wird schnell runtergeklappt, sobald in 50 m Umkreis um den VIP einer den Fotoapparat auspackt.
In die Jahre gekommene Polokragenhochklapper mutieren meist zu Pullover-um-die-Schultern-Leger oder sogar zu Pullover-um-die-Schultern-Leger-und-Bündchen-ineinander-Stecker (vgl. auch "Syltarschlöcher").
Aber nun zu etwas völlig anderem...
Donnerstag, 26. Juni 2008
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