Montag, 2. Juni 2008

Orang-Utans

Nennt mich einen weinerlichen Weltverbesserer mit verzweifeltem Hang zu dramatischen Gesten, aber: Ich hab Regenwald gekauft. Und ich mußte dafür nicht eine Flasche Krombacher saufen. Gottseidank.

Natürlich nicht den ganzen Regenwald, und natürlich auch nur symbolisch. Letztendlich haben wir für ein bzw. das Orang-Utan-Hilfsprojekt schlechthin gespendet. Warum? Weil es eine gute Sache zu sein scheint.

Nun gibt es auf Erden ja einige gute Sachen, die es unter Umständen wert wären, daß man seine hartverdienten Kröten investiert, ohne daß man dafür eine materielle Gegenleistung erhält. Sorry Marc, falls du das grade liest: Da mußt du jetzt durch. Ja, du kennst jetzt mindestens einen Menschen, der spendet, ohne zuerst an Reduzierung seiner Abgabenlast zu denken.

Aber warum ausgerechnet Affen? Bzw Primaten? Der Knut-Effekt? Vielleicht.

Aber wohl eher, weil ein paar der Horrorgeschichten darüber, was unsereins so mit unserer näheren Verwandtschaft treibt, einen wirklich zum Misanthropen werden lassen können. Und weil Menschenaffen vom Aussterben bedroht sind. Und weil sie keine große Lobby haben.
Das gilt zwar auch für den tibetischen Raupenkeulenpilz, aber der wird auch nicht totalrasiert in thailändischen Hinterhofbordellen zum Sex angeboten. (Vermute ich zumindest, aber bei den Asiaten weiß man ja nie...)
Außerdem ist Regenwald "retten" nach landläufiger Meinung ja per se keine allzu schlechte Sache. Und Arbeitsplätze schafft es auch noch, was will man mehr? Zwar in Borneo und nicht in MeckPomm, aber die rasierten Affen in MeckPomm sind auch noch nicht vom Aussterben bedroht, leider.
Das mag vielleicht alles recht pathetisch klingen - sei's drum. Ja, ich stehe dazu: Ich habe sämtliche von Überschwemmungen, Sturmfluten und Hungersnöten betroffenen Homo Sapiens ignoriert zugunsten einer Spezies, die vielleicht eh nicht zu retten ist. Trotzdem: Von letzterer gibt es eben nur noch eine Handvoll, und es werden ständig weniger, dagegen steht die Menschheit nicht grade im Verdacht, nächste Woche auf der Liste der bedrohten Arten zu landen.
Wobei ich hier natürlich keine Rechnung à la "Menschenleben vs. Affenleben" aufmachen will.
Trotzdem finde ich es philosophisch interessant, wie unterschiedlich Nachrichten und deren Bilder wahrgenommen und ideell bewertet werden. 10.000 tote Bangladeshis / Kongolesen / Kuffnucken, ersoffen, geköpft, in die Luft gesprengt - Who cares, in the end? Tomorrow they are yesterday's news.
Aber ein Primat mit traurigen Augen, dem ein Wilderer die Hand abgehackt hat, und wir öffnen Herzen und Brieftaschen, zumindest in der "westlichen" Welt (ok, in China gehen auch die Brieftaschen auf, aber nur, weil Orang-Utan-Fleisch dort als potenzsteigernd gilt).
Ob diese Schieflage nun tragisch, krank oder einfach menschlich ist: großes Fragezeichen, bemerkenswert finde ich das ganze auf jeden Fall.

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