Gestern, 17:45, an einer Bushaltestelle in München.
Feierabendverkehr. Direkt vor meiner Nase staut sich der Verkehr Richtung Innenstadt.
Einer Sportwagenfahrerin, Typ Zahnarztfrau in den besten Wechseljahren, paßt das scheinbar überhaupt nicht. Dank der wie gewohnt überragenden Leistungen deutscher Schallschutzingenieure kann man ihr Schimpfen außerhalb ihrer Luxuskarosse zwar nicht hören, dafür hätte ihr Gestikulieren aber Marcel Marceau alle Ehre gemacht. Offenbar kann sie sich grade noch so zurückhalten, ins Lenkrad zu beißen.
Das überambitionierte Spiel der Hobby-Pantomimin verkürzt mir die Wartezeit auf den Bus erheblich. Die Situation steht dabei ganz im Zeichen sozialneidischer Ironiebetrachtungen: Da sitzt diese vermeintliche Society-Husche in ihrem schnittigen Proletenausbremser, wahrscheinlich gerade auf dem Weg von ihrem Golflehrer zu ihrem Börsenmakler, und ist damit momentan auch nicht schneller unterwegs als die sie umgebenden Kleinsparer in ihren Feinstaubmobilen. Und gerade als ich mir ausmale, mit welchen speziellen Dienstleistungen sie ihren Gatten wohl zum Kauf des noblen Gefährts "überredet" hat, darf sie im Stau ca 1 Meter aufrücken, ihre Visagistenleinwand wird zur Gänze sichtbar, und meine monitormüden Augen identifizieren Uschi Glas.
Das macht mir natürlich meine schönen, gehässigen Phantasien prekariatsnaher Selbstgerechtigkeit zunichte.
Denn Uschi hat sich die Asphaltfräse wahrscheinlich selber gekauft.
Denn Uschi hat sich die Asphaltfräse wahrscheinlich selber gekauft.
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