Mittwoch, 22. Oktober 2008

Videokritik

Neues aus der Filmkiste:

"Doomsday-Tag der Rache" ist ein krachiger, temporeicher Verschnitt aus "28 days later", "Flucht aus LA" und "Mad Max" mit einem Schuß "Waterworld", nur ohne Water. Ein Endzeitfilmchen also. Und ähnlich wie beim Mad Max, bei dessen Optik teilweise ordentlich geklaut wurde, darf man nicht unbedingt nach Sinn oder Unsinn des Ganzen fragen. Die Freunde gepflegter Action aber dürfen sich zurücklehnen und genießen, denn in Sachen martialischer Zweikämpfe und wilder Verfolgungsjagden wird ordentlich was geboten. Und das ist auch noch so schick und und spannend ins Szene gesetzt, daß es auch einem Blockbuster Ehre gemacht hätte. Die etwas pessimistische Story stört dankenswerterweise nicht durch völlige Hirnrissigkeit oder unfreiwillige Komik, wie es bei Filmen deises Genres leider oft der Fall ist, sondern hält sich angenehm rahmengebend im Hintergrund.

Fazit: "Zehn kleine Negerlein"-Truppe unter Führung einer eiszapfencoolen, nett anzuschauenden Einzelkämpferin wird von fiesen Typen durchs endzeitliche Schottland gehetzt. Top für Actionfans, Flop für Liebhaber skandinavischer Autorenfilme.

"No Country for Old Men" - Absolut sehenswert, obwohl ich nicht genau sagen kann, warum. Denn obwohl der Film eine sehr dichte Story aufzuweisen hat, eine Menge Spannung und eine Prise tiefschwarzen Humor, ist man als Zuschauer stets etwas irritiert. Hauptsächlich, weil die Inszenierung und die Charaktere eher unkonventionell sind: 3 Handlungsstränge, die sich nach und nach immer mehr verdichten: der clevere, kaltschnäuzige, nicht immer ganz durchschaubare Held, der genial diabolische, etwas seltsame Killer und der müde, staubtrockene Provinzbulle. Das wäre normalerweise der Stoff für ein Action-Roadmovie, aber der gewollt schleppende, lakonische Erzählstil, der einen beim Zuschauen den Südstaatenstaub förmlich einatmen läßt, nimmt einiges an Tempo aus der Geschichte. Immer wieder wechseln sich ruhige Erzählpassagen, meist getragen vom perfekt besetzten Old Leatherface Tommy Lee Jones, mit Ausbrüchen brutaler Gewalt ab, sobald der mit unheimlicher Präsenz agierende Killer auf der Bildfläche erscheint.
Das Ende kommt dann schnell und unerwartet und hat zumindest mich etwas ratlos zurück gelassen, wie so oft bei Filmen, in denen das Ende anders aussieht als erwartet.

Fazit: Schwer einzuordnender Mix aus Neo-Western, Roadmovie und Actiondrama. Keine leichte Hollywood-Kost, aber spannend und mit toller Besetzung.

Und noch einmal alles andere als Durchschnittsware: "Pans Labyrinth". In der Zeit nach dem spanischen Bürgerkrieg zieht ein Mädchen mit ihrer schwangeren Mutter zu ihrem Stiefvater in eine alte Mühlemitten im Wald. Der Stiefvater, ein sadistischer, liebloser Offizier, bekämpft dort brutal die Aufständischen der Gegend und ist von vornherein alles andere als ein Sympathieträger. Das Mädchen (altersmäßig an der Schwelle zum Erwachsenwerden), entdeckt nebenbei im Wald ein magisches Labyrinth und begegnet dort dem Waldgott Pan, der ihr eröffnet, daß sie die längst verschollene Prinzessin eines magischen Reiches ist. Um in dieses zu gelangen, muß sie verschiedene Aufgaben lösen, die sie in eine magische, unheimliche Zwischenwelt führen. Und während die Kampfhandlungen, die stellenweise nichts für zart Besaitete sind, ihrem unweigerlichen Höhepunkt entgegentreiben, versucht das Mädchen auf der Flucht aus der unschönen Realität einen Weg hinein in die fantastische Welt der Feen zu finden. Vermutlich ist da auch wieder irgendeine Parabel auf das Erwachsenwerden versteckt, aber ich will mal nicht zuviel hineininterpretieren.

Fazit: Düsteres, poetisches Fantasy-Märchen mit expliziten Gewaltszenen und klar verteilten gut/böse-Rollen.

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