Mittwoch, 5. November 2008

Obama oder McCain?

Make no mistake: I don't care. Not really.

Spätestens, seit ich ein bißchen bei http://usaerklaert.wordpress.com/ herumgestöbert habe, sehe ich das ganze Tamtam etwas gelassener (obwohl ich auch vorher schon nicht mit einem "Yes, we can"-T-Shirt rumgelaufen bin).

Denn auch wenn es eine kleine Sensation wäre, den ersten schwarzen US-Präsi zu bekommen, und auch noch einen jungen, dynamischen, charismatischen, so ist er doch zwangsweise zuerst mal eines, nämlich Amerikaner. Und als solcher steht er wie alle anderen vor ihm für eine Politik, die zu allererst gut für die Interessen der USA ist. Auch, wenn er zunächst mal weit weltoffener, liberaler und sympathischer rüberkommt als der derzeitige, torfnasige Präsidentenverschnitt.
Dabei sei auch gerne mal an die anderen demokratischen Präsis mit Kuschelfaktor erinnert, JFK und Bill Clinton. Ersterem verdanken wir indirekt den Vietnamkrieg, letzterer hat seinerzeit auf dem Balkan zivile Ziele bombardieren lassen. Und andererseits darf man nicht vergessen, daß der Vater von Torfnase GWB als stockkonservativer Republikaner wesentlich an der Wiedervereinigung beteiligt war (was ich jetzt mal als Punkt auf der Habenseite betrachte).

Man muß also diese Obama-Schwärmereien mit Vorsicht genießen. Und auch, daß er schwarz ist, heißt noch gar nix. Das sind Condoleezza Rice, Idi Amin und Roberto Blanco auch, so what? Nur, weil sich die Deutschen einen US-Präsi wünschen, der keine "gottgewollten" Kriege mehr vom Zaun bricht und dem nicht ständig seine breitbeinige "Wir sind sowieso die Geilsten"-Attitüde aus jedem Knopfloch quillt, heißt das noch lange nicht, daß wir den auch bekommen. Wir bekommen den ja erstmal sowieso nicht.

Um so beknackter ist der Hype, der derzeit um die US-Wahl gemacht wird. Sicher, die US-Präsidentschaft ist international ein wichtiges Amt, keine Frage. Aber das hierzulande gleich 4 Haupt-Fernsehsender, allen voran ARD und ZDF (hätte da nicht mal wieder eine Anstalt gereicht?), die ganze Nacht mit Livebildern und Direktübertragungen gespickte Sondersendungen inszenieren, sprengt wirklich den Rahmen. Von dem journalistischen Dauerfeuer zur US-Wahl in den vergangenen Wochen gar nicht zu reden.
Mal abgesehen davon, daß um die Bundestagswahl nicht annähernd so ein Brimborium betrieben wird (zur Erinnerung: die regieren uns, nicht Obama oder sonstwer) und auch die Wahl unseres Bundespräsis (Horst wer?) die wenigsten so richtig interessiert.

Und wozu diese ganzen gebührenfinanzierten und vermutlich sauteuren Sondersendungen? Ich meine, falls sich wirklich genügend Deutsche finden, die sich an einem Wochentag die ganze Nacht vor die Glotze hocken?
Damit wir am Ende erfahren, daß irgendwo in Wyoming eine dampfgetriebene Lochkarten-Wahlmaschine explodiert ist und wieder bis Weihnachten Stimmen ausgezählt werden müssen? Oder um einem Haufen ekstatischer Amis live beim kollektiven Kollabieren zuschauen zu dürfen, weil ihr jeweiliger Wunschkandidat gewonnen oder verloren hat? Oder damit ein paar fast vergessene Schauspieler und andere "Experten" darüber fabulieren dürfen, warum sie Amerika nun eigentlich soooooo toll finden (passiert nämlich genau in diesem Moment)?

Hätte es nicht gereicht, das Ergebnis einfach morgen aus der Zeitung zu erfahren?
Vielleicht bin ich auch nur einfach gerade zu verbiestert, um dem Zirkus eine positive Seite abzugewinnen...

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