Samstag, 21. Februar 2009

Goodbye, Frosty

Heute ist mir klar geworden, daß der Bau eines klassischen Schneemanns einen aussterbenden Zeitvertreib darstellt. Zumindest im urbanen Umfeld, was mir vor allem im Interesse unseres Nachwuchses schon ein Wehmutstränchen ins Auge treibt.

Wenn ich früher einen Schneemann bauen wollte, bin ich einfach raus gegangen und hab mich ans Werk gemacht. Ich habe Kohlestückchen und eine Karotte aus dem Keller geholt, außerdem den Reisigbesen und einen alten Topf. Das klassische "Build-your-own-Snowman-do it yourself"-Set eben. Platz zum Kugelnrollen gab es genug.

Und heute? Im größten Dorf muß ich froh sein, überhaupt ein Fleckchen zu finden, wo ich Frosty platzieren kann, ohne gleichzeitig einen Parkplatz zu blockieren oder einen schlecht gelaunten Hausmeister in Rage zu versetzen. Abgesehen davon ist es beinah völlig unmöglich, ein paar Quadratmeter unberührten Schnees zu finden, der sich zu ein paar mittelgroßen Kugeln verarbeiten läßt. Falls doch, muß man sehr, sehr vorsichtig vorgehen und die Kugeln anschließend von allerlei unansehnlichen Einschlüssen in Form von Hundescheiße, Rollsplit und leeren McDonalds-Packungen befreien. Kleine Überraschungen, die sich gern unter der Schneedecke verborgen halten und mit denen man leider rechnen muß.

Für den unwahrscheinlichen Fall, daß man tatsächlich genug sauberen Schnee zusammenkratzen konnte, tut man sich anschließend schwer, die traditionellen Requisiten für einen ordentlichen Norm-Schneemann zusammen zu tragen. Kohle, Besen, alte Töpfe und Eimer? Fehlanzeige. Für sowas ist in der Stahlbeton-Wohnwabe des Stadtbewohners weder Bedarf noch Platz.
Einzig bei der Karotte ist der urbane Mensch im Vorteil. Wenn ich will, kann ich meinen Schneemann sogar mit einer violetten Import-Karotte aus der Mandschurei bestücken.
Den Rest muß ich mir dann ersatzweise aus Steinen und Stöckchen zusammenbasteln. Und selbst die sind mitten in der Stadt Mangelware, wenn man sich nicht gezwungenermaßen an den städtischen Grünanlagen schadlos halten möchte.
Großartig. Keine vernünftigen Augen, ein provisorischer Mund, das ganze Erscheinungsbild nicht authentisch, aber eine sauteure Nase. Da kann ich mir gleich einen Papp-Aufsteller von Donatella Versace in den Vorgarten stellen.

Wieder ein Grund mehr, endlich aufs Land zu ziehen.

1 Kommentar:

Ede hat gesagt…

there`s no place like home...there is no place like home....