Der Film-Bond hat nun schon einige Metamorphosen durchgemacht. Und trotz dem nach Sean Connery mittlerweile 5 weitere Darsteller sich in der Rolle versuchen durften, bleibt ersterer als Ur-Bond wohl der einzig echte Bond. Vermutlich, weil er für uns, die wir mit „Goldfinger“ und Co. aufgewachsen sind, am perfektesten die Groschenroman-Agentenromatik verkörpert, der die Bond-Filme ihren Kultstatus verdanken. Bösewichte verprügeln, ohne das Martiniglas abzustellen, an exotischen Stränden an Horden aufregender Frauen herumbasteln oder sich im mit Gimmicks vollgestopften Sportwagen wilde Verfolgungsjagden liefern, ohne daß auch nur einmal die Frisur verrutscht – zeigt mir den Halbwüchsigen, der sich nicht gewünscht hätte, auch mal ein Doppel-0-Agent zu werden. Und Connery war in dieser Rolle einer der ersten Actionhelden, die auch in brenzligen Situationen mit einem coolen Spruch aufwarten konnten und sich selbst nie zu ernst nahmen. Und das, lange bevor Bruce Willis in „Last Boy Scout” sagen durfte: „This is the nineties. You don't just go around punching people. You have to say something cool first.”
Darstellermäßig ging es nach Connery eigentlich stetig abwärts. Roger Moore war anfangs auch noch okay, wurde dann aber immer klamaukiger und für die zur Schau gestellte Action einfach sichtlich zu alt. George „Wer?“ Lazenby war zu steif, Timothy Dalton zu humorlos. Erst Pierce Brosnan gelang es, den Charme des Ur-Bonds wieder aufzugreifen und ins neue Jahrtausend herüberzuretten. Aber da hatte die Serie bereits 2 andere Probleme.
Nr 1: Unserem Lieblingsagenten gingen nach dem Ende des Kalten Krieges langsam die Feindbilder aus.
Nr 2: Der technische Fortschritt hatte die berühmten Bond-Gadgets überholt, es wurde immer schwerer, die Zuschauer angemessen zu beeindrucken. Wie auch, Mini-Harpunen und Knopflochkameras findet man heute in jedem Yps-Heftchen.
Außerdem – nicht notwendigerweise ein Problem, aber ein Strukturwandel – traten die Bond-Girls immer mehr als ebenbürtige Mitstreiterinnen in Erscheinung und waren nicht mehr nur Augenfutter.
Was macht man also, wenn man ein Konzept oder eine Figur soweit ausgereizt hat, daß hinsichtlich einer sinnvollen Weiterentwicklung nach oben kaum noch Spielraum ist (vgl. Star Trek Syndrom)?
Man geht auf die Suche back to the roots und versucht, das Objekt der Begierde wieder auf eine Art Basisversion zurecht zu stutzen. Bei Star Trek Enterprise/ENT ging das in die Hose, bei Batman Begins hat es funktioniert. Und bei James Bond?
Ich muß zugeben, dass ich am Anfang etwas skeptisch war. Der unterkühlt-schmallippige Daniel Craig mit seinen eisblauen Augen gefiel mir irgendwie so gar nicht. Als dann „Casino Royale“ herauskam, war ich von seiner Leistung und von dem neuen, kompromisslosen Bond, den er uns präsentierte, dann doch recht beeindruckt.
Genau so rasant, actionreich und brutal wie der Einstiegsfilm präsentiert sich auch die Fortsetzung „Quantum of Solace“, die ich mir gestern mal zu Gemüte geführt habe. (Eine Inhaltsangabe spar ich mir an dieser Stelle. Das hier ist schließlich nicht michipedia.de.) Und obwohl dieser schnörkellose Bond nie langweilig ist, hat die Figur jedoch die Leichtigkeit verloren, die Sean Connery ihr einst eingehaucht hatte. Bei letzterem war Geheimagent noch ein Traumberuf, bei Daniel Craig ist es ein schmutziges, blutiges Geschäft. Connerys Bond war ein Playboy mit tödlichen Talenten, Craigs Interpretation ist ein verbissener Killer, der sich vor lauter Pflichterfüllung kaum mal ein Vergnügen gönnt. Da bleibt der Spaß am Job zwangsläufig auf der Strecke.
Auf Aufsehen erregende Gadgets wurde zudem in „Quantum...“ völlig verzichtet. Dafür jagt Bond mit vollen Körpereinsatz von einer Szenerie zur nächsten und macht uns über 100 Minuten lang den „harten Hund“. Das ist zwar immer noch recht unterhaltsam, aber die Romantik und der weltmännische Charme des Ur-Bonds sind unwiderruflich futsch.
Außerdem krankt die Story um die Anfänge der Bond-Figur an einem wesentlichen Logik-Loch: Obwohl die Handlung eigentlich als Prequel vor den Geschehnissen aller bisherigen Filme spielt, wurde sie doch in die heutige Gegenwart verlagert. Nun lassen sich zwar die alten Bond-Streifen auch nur recht vage geschichtlich einordnen, und man sollte bei solchen Betrachtungen vielleicht auch Logik Logik sein lassen. Sonst müsste man sich am Ende noch fragen, wieso Bond eigentlich seit Jahrzehnten im Dienste Ihrer Majestät ist, ohne zu altern.
Aber ein Prequel ist ein Prequel, da beißt die Maus keinen Faden ab. Allerdings befinden sich die Bond-Produzenten mit diesem Problem in guter Gesellschaft. Auch George Lucas hat bei seinen Star Wars-Prequels den Spagat nicht hinbekommen, die Ausstattung der Episoden 1-3 verglichen mit den "Original"filmen angemessen "alt" aussehen zu lassen.
Fazit: Der Bond des 21. Jahrhunderts ist ein Actionheld wie jeder andere, ähnlich einem Jason Bourne oder einem John McClane. Der Film hinterließ einen geschüttelten, aber nicht gerührten Michel.
Mittwoch, 8. April 2009
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