Freitag, 18. September 2009

Popstars, die Dritte

Popstars war noch nie ein Format, dem man guten Gewissens das Prädikat "emotionsarm" hätte anpappen können. Und ProSieben war sich auch nie zu schade, in menschelnden Momenten nochmal extra nachzubohren und draufzuhalten. So ist es eben, das Privatfernsehen. Zudem sind die zusammengecasteten Selbstdarsteller nach Jahren der Casting-Dokusoap-Dailytalk-Dauerberieselung ebenfalls schon derart konditioniert, daß scheinbar wie auf Knopfdruck Gefühle sprudeln, sobald irgendwo eine Kamera angeknipst wird.

Trotzdem oder gerade deshalb hat man bei der derzeitigen Staffel das Gefühl, hier würden keine zukünftigen Popstars gecastet, sondern Germany's Next Jammerlappen. Kaum eine Viertelstunde, in der nicht irgendjemand in Tränen aufgelöst an des Tanzlehrers breiter Brust zusammensackt und lauthals die schweren Schicksalschläge ihres/seines 16jährigen Langweilerdaseins beweint. Und der gute Onkel Detlef ist dabei selbstverständlich nie um eine "Laß es raus!"-Worthülse verlegen.

Was in diesem Jahr besonders auffällt: Es sind vor allem die Jungs, die Tränen vergießen, daß man damit ein kleines afrikanisches Land bewässern könnte. Nichts gegen weinende Männer, aber das Schauspiel ist zeitweise wirklich erbärmlich. Schlimmer noch: Die Gefühlausbrüche wirken wegen ihrer Häufigkeit kalkuliert. Der ein oder andere Teilnehmer hofft wohl dabei recht unverblümt auf einen Mitleidsbonus, wenn er sein Gekrächze vor dem Auftritt schluchzend seinem krebskranken Goldfisch widmet. Scheinbar ist kein Anlaß zu banal, um nicht als Anlaß für einen Gefühlsausbruch herzuhalten. Zwar bleiben die angeblichen Schicksalsschläge (Gottseidank) oft diffus, sonst käme man vermutlich vor lauter "Home Stories" gar nicht mehr zum Casting. Trotzdem fragt man sich, was ein Vorstadt-Konsum-Kid denn in seiner kurzen Teenager-Existenz so schreckliches durchmachen mußte, daß es bei jedem Britney-Spears-Titel kollabiert.

Oder ist unsere Gesellschaft wirklich schon so krank, daß manche Kids als Perspektive für sich selbst nur noch die Wahl zwischen Amokläufer und Castingpsychowrack sehen, zwischen manisch und depressiv, zwischen Bohlen und Soost?

2 Kommentare:

Ede hat gesagt…

schaut das eigentlich überhaupt noch jemand? das format ist doch völlig ausgelutscht und ohne dass Bohlen jemanden, der völlig verstrahlt ist, zusammenscheißt, ist das doch alles ehr kalter kaffee....wen interessieren schon Detlef D(ieter?) Soost und ein paar Realschüler aus Extasy...

Ede hat gesagt…

was is eigentlich los...schon ne Woche funkstille!