Donnerstag, 14. Oktober 2010

"Stark im Leben ohne Alkohol und Drogen"

Dieser Slogan geht auf eine Initiative des Bayrischen Innenministeriums zurück und prangt an allen bayrischen Streifenwagen.

Ich frage mich, welcher Berufslegastheniker sich den ausgedacht hat.

Nehmen wir nur die ungelenke Formulierung. "Stark im Leben" - wie ist das gemeint? Die Vokabel "stark" beschreibt, wenn sie für sich allein steht, in der Regel entweder die (Körper)kraft oder die Dicke eines Ob- oder Subjekts. Außerdem steht es allein auch jugendsprachlich als Synonym für "cool", "großartig" usw.
Abgesehen davon wird "stark" nur in Verbindung mit anderen Wörtern als bekräftigendes Attribut verwendet (stark nachgelassen, stark untergewichtig usw.)

"Stark im Leben" steht als hohle Phrase in einer Reihe mit "Du bist Deutschland" und "Gute Preise-Gute Besserung". Eine Aussage, die einen Inhalt suggeriert, der in Wirklichkeit gar nicht existiert. Ein jeder kann sich irgendwie-irgendwas darunter vorstellen, interpretieren, spekulieren - der Spruch bleibt letztlich aber so inhaltsleer und holprig wie "Mehr Netto vom Brutto" oder "Wir haben die Kraft". Stark im Leben - weich im Keks.

Wenden wir uns dem eigentlich noch ein bißchen schlimmeren zweiten Teil zu. "Ohne Alkohol und Drogen"-  hier offenbart sich einmal mehr das bayrische deutsche Selbstverständnis, nach welchem Alkohol keine Droge ist. Fragen Sie mal einen trockenen Alkoholiker, was er von dieser Abgrenzung hält.
Noch spannender aber ist, daß - bei aller guten Absicht, die dahintersteht - der Slogan aus der Feder eine Partei stammt, die wie keine andere in Deutschland mit dem zum Brauchtum verklärten Bierkonsum in Verbindung gebracht wird*. Und die lange Jahre gegen Promillegrenzen, Werbeverbote und Tempolimits gekämpft hat bzw noch immer kämpft, entgegen jeglicher Vernunft. Die sich zwar plakativ für ungeborenes Leben stark macht, andererseits jährlich Hunderte Verkehrstote (infolge Alkoholkonsums) in Kauf nimmt**. Und die mit Otto Wiesheu einen Politiker in ihren Reihen hat, der im Suff einen Menschen totgefahren hat und quasi "zum Dank" dafür Verkehrsminister werden durfte.
Die CSU ist schon ein toller Laden, alles, was recht(s) ist.

Zurück zum Slogan.

Ich habe mich gefragt, warum der ausgerechnet an Streifenwagen klebt. Soll mich dieser Hinweis vielleicht vom tadellosen physischen Zustand seiner Insassen unterrichten? Ich bin bisher eigentlich auch so immer davon ausgegangen, daß die Jungs und Mädels vom Trachtenverein ihren Dienst nicht volltrunken und zugekifft versehen.***
Aber man weiß ja nie. Besser, man geht auf Nummer Sicher, und schreibt es nochmal auf den Kotflügel.

Wär der Spruch nicht eher was für Sportler gewesen? So vom Kaliber Jan Ulrich?

*) Die Legende, daß Bier in Bayern als steuervergünstigtes Grundnahrungsmittel in irgendeinem Gesetz steht, hält sich zwar hartnäckig, ist aber Blödsinn. Zuzutrauen wäre es den Bazis aber.
**)  ...die dummerweise - ein verhängnisvoller Fehler im Freistaat - allesamt post-natal unterwegs sind. Stammzelle müßte man sein...
***) Obwohl es anders kaum zu erklären ist, daß in Stuttgart gepanzerte Polizisten biedere Bürgertums-.Geronten buchstäblich mit den eigenen Gehhilfen verprügelt haben. Aber das ist eine andere Geschichte.

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