Mittwoch, 2. Februar 2011

Der Michel aus Bloeggeberga

Liebe Blog-Leser,

ich wurde gefragt, warum in der beliebten Rubrik "Bekloppte in München" schon so lange kein Beitrag mehr erschienen ist.
Nun, das liegt sicher nicht an dem Mangel an Besemmelten und Intelligenzallergikern im größten Dorf. Deren Quote ist ungebrochen hoch, da bin ich sicher. Nur scheinen mir derzeit immer weniger davon zu begegnen.

Gut möglich, daß ich nach mittlerweile zwölf Jahren regelmäßiger Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs schon derart abgestumpft bin, daß mir selbst einbeinige Hare Krishnas mit Tourette-Syndrom nur noch ein gelangweiltes Gähnen entlocken.
Wahrscheinlicher aber ist, daß sich die meisten Makroidiotiker in der kalten Jahreszeit in ihren natürlichen Lebensraum, den Hauptbahnhof, zurückgezogen haben. Nur selten verirrt sich ein Exemplar der Gattung "Homo Sockenschuss" auf der Suche nach Nahrung in die Welt der richtigen Menschen.
So wie gestern, als mich eine ältere Dame bei Verlassen der S-Bahn fast über dem Haufen rannte. Gerade wollte ich dazu ansetzen, gegen ihr rüdes Gerempel zu protestieren, da fiel mein Blick auf ihren quietschbunten Inka-Mantel aus handgeklöppeltem Alpaka-Filz. Und ich wußte: Hier ist jedes Wort zwecklos. Genauso gut könnte ich einem Kaktus aus der Bibel vorlesen.

Ich frage mich ernsthaft, warum sich diese Esoterik-Fuzzis auch immer so kleiden, daß man ihren Geisteszustand schon an der Klamotte erkennen kann. Gibt es da irgendeinen geheimen Dress-Code, der einem den Einlaß in geheime Untergrund-Ashrams ermöglicht, wo einem Mittfünzigerinnen in Bollywood-Outfits Bachblüten-Einläufe verpassen und man sich tonnenweise linksdrehendes Himalaya-Salz in die Nase ziehen kann? Denn ich kann beim besten Willen keinen Vorteil darin erkennen, wenn einem jeder ansehen kann, daß man sich bei Vollmond die Haare mit Shampoo auf Yak-Urin-Basis wäscht und privat gern selbstgebastelte  Hüte aus Alu-Folie trägt. Vermutlich schwingt mein Wurzel-Chakra nicht im Einklang mit meinem inneren Kind. Oder so.

Der eigentlich Grund aber, warum ich zur Zeit die Münchner Bekloppten so arg vernachlässige, ist die Vielzahl an Bekloppten im Rest der Welt. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viele Beiträge über den täglichen Irrsinn in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ich schon geschrieben und wieder verworfen habe. Nicht, weil sie so grauenhaft schlecht waren, sondern weil jede beschriebene Idiotie von einer neueren, noch absurderen eingeholt, abgewatscht und in der Ecke stehen gelassen wurde. Die Summe an Unverschämtheiten, kackfrecher Verdummung und schlichter Unfähigkeit, die allein die Politiker unseres Landes tagtäglich fabriziert, hat mich zuletzt schlicht überwältigt.

Wer dies nicht nachvollziehen kann, darf sich gern selbst ein Bild der Lage machen.
Hier eine Auswahl der Quellen, bei denen ich mir meine tägliche Dosis Empörung zapfe:


Monitor: Das ARD-Magazin Online und als Podcast
Die Story: Hier gibt es immer wieder spannende und aufschlußreiche Reportagen
Frontal21: Einer der wenigen Gründe, das ZDF im einstelligen Senderbereich der Fernbedienung zu lassen

Neues aus der Anstalt: Der andere Grund
extra-3: Das einzige Satiremagazin, gnadenlos frech

Soviel zu den wichtigsten gebührenfinanzierten Aufregern, wer's nicht guckt, ist selber Schuld, denn bezahlt isses schon.
Andere wichtige Infomationsquellen sind:

Fefe's Blog: Felix v. Leitner ist CCC-Mitglied und trägt täglich auf seinem Blog politische Schweinereien und Kuriositäten aus aller Welt zusammen, seriös belegt und feinsinnig kommentiert
Telepolis: Immer aktuell und nicht nur für Computerfreaks

sowie die Internetauftritte von Zeit, TAZ und Spiegel (obwohl so mancher Spiegel-Beitrag BILD-Niveau hat)
...
....mir fällt gerade auf, daß ich die ja alle ebensogut als Linkliste hier im Blog rechts nebenan verewigen könnte...

Na, heute jedenfalls nicht mehr. Ich geh jetzt ins Bett. (Mein Gott, war das jetzt ein akuter Anfall von Twitter?)

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