Donnerstag, 9. Mai 2013

Hey, Businesskasper!

"Business Analyst" und "... Consultant" sind zwei Begriffe, die ich echt nicht mehr hören kann.

Was, zum Kuckuck, soll das sein?

Ein Business Analyst muß per Übersetzung also jemand sein, der ein Geschäft analysiert. Wenn ich mich also auf der Toilette nach einem großen Geschäft umdrehe, um zu schauen, was da in der Schüssel liegt, bin ich dann also auch ein Business Analyst? Ich meine, das Wort "anal" steckt ja schon drin...
Ich arbeite mit zwei Leuten zusammen, die laut Stellenbeschreibung "Business Analysts" sind. Wißt ihr, was die den ganzen Tag machen? Allen möglichen Scheiß. Sekretärinnen-Scheiß. Buchhalter-Scheiß. Mädchen-für-alles-Scheiß.
Natürlich hat das alles irgendwie mit "Business" zu tun. Aber das gilt auch für den Alkohol-Absturz mit der Praktikantin auf der Betriebs-Weihnachtsfeier.
Woher das "Analyst" kommt... keine Ahnung. Analysieren kann man ja eine Menge: Die Qualität von Druckerpapier, die Lebensdauer von Kugelschreibern, das Balzverhalten des kurzschwänzigen, mitteleuropäischen Businesskaspers zur Paarungszeit.

Und "Consultants". Von denen wimmelt es im größten Dorf seit einiger Zeit auch, wie Fliegen auf einem Kuhfladen. Vermutlich vermehren die sich auch jedes Mal, wenn zwei von denen aufeinander treffen, wie so ein Hefepilz. Schmeiß in Münchens Innenstadt einen Stein aus dem Fenster, und du triffst mit einer Wahrscheinlichkeit von 42 % einen "Consultant". (Mit 28-prozentiger Wahrscheinlichkeit trifft man einen italienischen Touristen, mit 22% einen Werbefuzzi, mit immerhin noch 6% ein Kamerateam von "taff", das grade irgendwelchen Teenagern bescheuerte Lifestyle-Fragen stellt.)
Das Wort "Consultant" kommt, wie viele Business-Termini, aus dem Englischen. "Consult" bedeutet "hinzuziehen", "ant" heißt Ameise (s. leo.org). Ein Consultant ist also eine zugezogene Ameise. München erstickt geradezu in zugereisten Ameisenhirnen, paßt also.
Möglicherweise ist das Wort aber sogar noch älter und stammt aus dem Arabischen. Dort bedeutet es "Muschi des Sultans" (vgl. Link). Das paßt sogar noch besser, wenn man voraussetzt, dass mit Sultan heutzutage eher sowas wie ein Geschäftsführer gemeint ist.
Am allergeilsten ist ja, dass viele dieser angeblichen "Consultants" irgendwelche glattgelutschten BW-Elsen frisch von der Uni sind. Die sehen aus wie gerade geschlüpft und haben schon "Consultant" auf dem Turnbeutel stehen.
Mal ehrlich: Wenn ihr irgendwo im Geschäft nicht weiter wüßtet und vor einem unlösbaren Problem steht, wen würdet ihr da eher um Rat fragen,
den hier:

oder den hier:
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So, und was machen diese ganzen Analysts und Consultants im größten Dorf (und in all den anderen Businesskasper-Enklaven)? Sie managen "Projekte".
Projekte sind nichts anderes als Gelegenheiten für Businesskasper, Zeit totzuschlagen, ohne dafür extra zu einem Golfplatz fahren zu müssen. Projekte kosten meist mehr als geplant, dauern länger als geplant, und bei den meisten steht am Ende lediglich die Erkenntnis, dass die Firma gerade für die Hirngespinnste eines zugekoksten Vertriebsfuzzis ein kleines Vermögen in den Sand gesetzt hat.

Wer an einem Projekt mitarbeitet, kann den ganzen Tag unterwegs sein und dabei bei einem flüchtigen Beobachter den Eindruck entstehen lassen, man sei total beschäftigt. Entweder man sitzt in einem Jour Fix oder in einer Telco, vertreibt sich die Zeit in einem Workshop oder bei einem Team Building, rollt zu einem Kick-off oder kickt bei einem Roll-out. Bei all diesen Gelegenheiten macht man eigentlich nichts anderes, als dem Projektverantwortlichen zu seinen Visionen zu gratulieren und sich Aufgaben zuteilen zu lassen, die man im Anschluß direkt nach unten weiterdelegiert.

Mann-o-mann, geht mir das auf die Naht...

2 Kommentare:

Ede hat gesagt…

Das klingt als ob du gerade wieder ein Projekt gepitched hast, ein gutes beispiel ist uebrigens hier:
http://www.youtube.com/watch?v=PaxehUDZqjw ich sag nur OMG....lol...aber Consultant fürs des Sultans Muschi war mir neu und da hab ich direkt auch was mitgenommen, du! du klingst als ob du in der welt der Nebelbombenwerfer und Boilerplateverkäufer gelandet bist.

der Michel hat gesagt…

Ja, auf den philologischen Exkurs bin ich in der Tat ein bißchen stolz :)
Den Ausschlag hat in der Tat eine Kundin gegeben, Mitte 20, Neuromarketing-Spinnerte und "Consultant"... würg