Dienstag, 24. Juni 2014

Ka(rdi)nalsünden

Ich bin gerade beim Zappen bei k-tv hängen geblieben.
Den müßt ihr euch echt mal geben. Unglaublich.

Zu sehen war ein einigermaßen tattriger Geistlicher, der vor einer statischen Kamera saß, hinter sich eine Hochglanztapete, neben sich eine Madonna mit Topfpflanze.

Der beseelte ältere Herr erzählte mit brüchiger Stimme eine Bibelgeschichte, der man allerdings überhaupt nicht folgen konnte, weil

- er immer wieder Textpassagen vernuschelte und stammelnd zusammenhanglose Halbsätze aneinander reihte und teilweise auch wiederholte, die sich wohl nur in seinem Kopf zu einer schlüssigen Geschichte vereinigten,
- immer wieder ins Stocken geriet und zwischendurch auch mal eine Weile abwesend in der Bibel herumblätterte, um noch einmal nachzulesen, was er erzählen wollte
- das Ganze nicht mal lippensynchron ausgestrahlt wurde, was die Verwirrung komplett machte.

Offenbar ging es um die Geschichte der "Susanne im Bade", was nur durch längeres Googeln einiger der genannten Namen herauszufinden war.

Nachdem der die Erzählung beendet hatte, steckte er sich irgendwelche In-Ear-Hörer in die Ohren, und ich dachte schon, wir dürften ihm jetzt dabei zusehen, wie er sich schweigend irgendeine Papst-CD zu Gemüte führte, da fing er wieder an zu reden, diesmal wohl in Reaktion auf das, was er da zu hören bekam, was der Zuschauer allerdings nicht hören konnte. Als wäre das noch nicht bizarr genug gewesen, schlug das Ganze plötzlich unerwartet in eine Call-In-Sendung um, denn es wurde live eine Anruferin durchgestellt. Was um so erstaunlicher war, weil vorher gar keine Nummer oder ein Aufruf zum Anrufen eingeblendet worden war.
Offenbar etwas für Insider.
Die Anruferin indes wollte nur loswerden, dass sie leider den Anfang der spannenden Sendung verpasst habe und faselte dann noch irgendwas, woraufhin ihr der greise Pfarrersmann mal eben das Wort abschnitt, um gleich nochmal eben eine kleine Belehrung loszuwerden.

Ich bin spaßeshalber mal drangeblieben. Es stellte sich heraus, dass zusammenhangloses Stammeln offenbar eine Art Sendeprinzip zu sein scheint. Während im Vordergrund kitschige Heiligenbildchen und Bibelsprüche eingeblendet werden, wird im Hintergrund von körperlosen Stimmen gesungen, gebetet und eben gestammelt. Zum Beispiel lief der Ton einer Interviewsendung, bei der es um den Themenbereich Beichte und Sünde ging. Eine Interviewfrage war z.B., ob Selbstbefriedigung denn nun eine schwere Sünde sei, oder eben doch eine sehr schwere. Die Antwort war ebenso wirr wie der Rest, ein religiös verschwurbeltes Sowohl/Als-auch. Am Anfang sei es eine schwere, aber dann muss man aufpassen, weil es geht da immer um Freiheit, und wenn es in eine Sucht hineingeht, dann sei man nicht frei. Da muss man sich dann immer neu bemühen, weil man dann sonst unter Umständen um sich selbst kreist, denn das ist ja egoistisch.

Mann-oh-mann.

Laut Wikipedia finanziert sich der Sender komplett über Spenden, wobei die monatlichen Kosten 250.000 Euronen betragen. Welche Durchgeknallten spenden jeden Monat eine Viertelmillion, um diese Mischung aus amateurhaftem Religionskitsch und katholischer Indoktrination am Laufen zu halten, mit ständigen Wiederholungen und dem unfreiwillig komischen Charme eines offenen Kanals? Was man damit nicht alles anfangen könnte an vernünftigen Dingen, statt diesen Mumpitz zu finanzieren...