Freitag, 26. Juni 2015

Splitter

Apropos Menschen, die einem Rätsel aufgeben: Gestern lief ein älterer Herr vor mir, aus dessen Gesäßtasche unübersehbar ein Kamm ragte. Gleichzeitig zog der gute Mann eine saftige Schweißfahne hinter sich her.

Mal angesehen davon, dass ich Gesäßtaschenkämme für ein so gut wie ausgestorbenes Relikt aus der Beatnik-Ära hielt: Wieso schleppt jemand, der an anderer Stelle offenbar nicht allzuviel Wert auf Körperpflege legt, ständig griffbereit einen Pudelzähmer mit sich herum?

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Seit... keine Ahnung, seit wann, seit 2 Jahren vielleicht - ist Alkoholkonsum in der Münchner S-Bahn verboten. Dreimal dürft ihr raten, wer sich daran hält. Richtig: Kein Mensch.
Und es findet sich scheinbar auch niemand, der Lust hat, das Verbot durchzusetzen.
Kann man verstehen.
Muß man nicht.

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Kennt einer TTIP? Oder eins der anderen "Freihandelsabkommen"? Ach, ihr wußtet gar nicht, dass es noch andere gibt? Und TTIP kanntet ihr auch nicht? Und wißt auch nicht, warum sich da irgendwelche Typen aus dem Internet immer drüber aufregen?
Nun, um es kurz zu machen, mit TTIP und Co. geben europäische Staaten weitgehend ihre Souveränität auf, dies ist zumindest einer der Konsequenzen.
Nun kann man viele Teufel an die Wand malen, aber man könnte auch ein konkretes Beispiel nennen, wie solche Abkommen wirken:
"Big Tobacco", in Form von Philip Morris, bedroht und verklagt derzeit souveräne Staaten wie Australien und Uruguay, die zum Schutz der Gesundheit ihrer Bürger neue Vorschriften zur Gestaltung von Zigarettenschachteln erlassen haben. Und zwar aufgrund von Handelsabkommen wie TTIP. Deutlicher: Großkonzerne zerren souveräne Staaten vor nichtstaatliche "Gerichte", weil ihnen deren Gesetzgebung zum Verbraucherschutz beim Profitmachen im Weg ist.
UND GENAU DIESELBE SCHEISSE BLÜHT UNS AUCH, wenn die EU unter Führung der deutschen Regierung diese Abkommen unterschreibt.

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Hey, Daniel Wirtz. Einerseits hast du es echt verdient, endlich mehr Öffentlichkeit zu bekommen.
Andererseits bereitet es mir schon fast körperliche Schmerzen, dich bei "Sing meinen Song" zwischen dem krampfhaft auf "cool" gebürsteten Schwurbel-Poeten Naidoo, den in Ehren abgewirtschafteten "Prinzen" und all den anderen Schmalz-Nasen hocken zu sehen.
Als dir dann Pur-Pfeifchen Engler auch noch väterlich-gönnerhaft prophezeite, aus dir würde nochmal "was Großes", da tatest du mir dann endgültig ehrlich leid. Oder die kaum zu überbietende Biederkeit, mit der Madame Catterfeld meinte, "solche Worte" (gemeint waren "L.M.A.A", "abgefuckt" usw.) würde sie ja sonst nicht in den Mund nehmen, das erinnerte schon an die swear word-Piepserei amerikanischer Fernsehsender. Hoffentlich ereilt dich, Wirtz, mit deiner Teilnahme an der Sendung nicht der Major-Label-Effekt: Was deiner Popularität nützt, schadet deiner Credibility.

Noch ein Wort zur Sendung: Die Dramaturgie will es, dass noch zur vergurktesten Coverversion alle Protagonisten enthusiastisch aufspringen und mitwippen und sich anschließend gegenseitig sagen, wie toll sie das jetzt wieder fanden. In dem Punkt krankt die nunmehr zweite Staffel wohl an dem Anspruch, unbedingt mindestens genau so erfolgreich sein zu wollen wie die preisgekrönte erste Staffel.
Den Reiz des Formats macht die Chance aus, bekannte Songs in neuem Gewand zu hören. Wobei Cover-Versionen ja nun nix Neues sind. Leider führen die Teilnehmer-Auswahl und die Federführung Naidoos dazu, dass in der Hauptsache radiotauglicher Alltags-Pop mit einer Prise bleichgesichtigen Souls und viel Zuckerguß bei den Covers herauskommen. Ecken, Kanten und Originalität sucht man weitgehend vergeblich. Schade eigentlich, da auch einige ernst zu nehmende Künstler dabei sind und waren, von denen man vielleicht mehr hätte erwarten können. Nur geht es natürlich nicht um die Darstellung musikalischer Vielfalt, sondern um die Vermarktungstauglichkeit des Endergebnisses.

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Aus Spiegel Online:
Hab ich heute das erste Mal gelesen, den Ausdruck.

"Frigida"? Echt jetzt? Ihr Knalltüten nennt euch echt "Frigida"? Wie blöd muß man eigentlich sein?

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Irgendwann, wenn ich mal ganz viel Zeit habe, erfinde ich einen Nass-Rasierer, aus dem man nicht ewig die Haare rausklopfen muss. Oder Handy-Akkus, die länger halten als 24 Stunden. Oder Plastik-Verpackungen mit verschweißtem Rand, die man auch ohne Flex und Kettensäge aufbekommt. Oder Honig-Gläser, die nicht früher oder später klebrige Abdrücke hinterlassen. Oder Demokratie.

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