Sonntag, 19. Juli 2015

Sayonara, Bajuwara

Der Michel war heute beim Japan-Fest im Englischen Garten.

Eigentlich hatten wir uns auf einen Ausflug in die japanische Kultur gefreut, irgendwas kontemplatives, mit Kling-Klong-Pling-Pling-Hintergrundmusik, Kobe-Rind am Spieß, Tee-Zeremonie und dem ein oder anderen Giftpfeile verschießenden Ninja.

Vermutlich war den Veranstaltern ursprünglich etwas ähnliches vorgeschwebt. Genügend Alibi-Japaner, um dem Event die nötige Authenzität zu verleihen, hatten sich auch eingefunden. Japaner wirken auf mich ja immer eine bißchen wie Außerirdische, die einen fremden Planeten erkunden, wie sie mit hochgezogenen Augenbrauen durch dicke Brillengläser uns Langnasen beäugen, als wären wir besonders exotische Stabheuschrecken.

Leider wurde das Fest gekapert, und zwar von Cosplayern: in der Mehrzahl stark übergewichtigen Teenagern mit bemitleidenswert schlecht selbstgebastelten Anime-Kostümen. Ich hab lange nicht mehr so viele Verstrahlte auf einem Haufen gesehen.
Ich hätte nicht gedacht, dass es noch eine nerdigere Szene geben könnte als die der Trekkies, Superhelden-Fans und Computerspiele-Freaks. Diese Manga-Anime-Cosplayer auf dem Fest aber waren ein seltsamer Haufen: wabbelige, androgyne, introvertierte Emos mit bunten Haaren, die ihre Suizid-Höhlen offenbar nur zu dem einen Zweck verlassen hatten, um gemeinsam mit Gleichgesinnten ihre selbstgenähten Polyamid-Kostüme vollzuschwitzen.

Übrigens, an die Veranstalter: Die Location war Kacke. Die hübschen Ikebana-Gestecke konnte man nicht anschauen, weil sie an einer Engstelle des Parks präsentiert wurden, an der vor lauter Schieben und Drängeln keine Möglichkeit zum Schauen war. Das japanische Essen war alle, bei der Tee-Zeremonie gab's keine Eintrittskarten mehr, die Kampfkunst-Vorführungen waren eher mau, was wohl entweder an der Hitze lag oder daran, dass Chuck Norris die Einladung nicht bekommen hatte.
Und irgendwelchen Leuten dabei zuzuschauen, wie sie mit einem dicken Pinsel japanische Schriftzeichen malen oder japanische Kartenspiele spielen, die keiner kapiert, ist eher das Gegenteil von unterhaltsam.

Der Rest war Anime.

Keine Kommentare: