Samstag, 5. Januar 2019

Bewährte Bewertungen bewahren, ohne Gewähr

Ich hatte gerade ein kleines Erlebnis bei Amazon.

Es ging um diesen Artikel hier, der per Coupon zum halben Preis angepriesen wurde.

Beim Betrachten ist mir dann aufgefallen, dass 8 von 9 Kundenrezensionen im selben sprachlichen Duktus und in ähnlich brüchigem Deutsch verfasst sind. 5 der Rezensenten haben dann auch deutlich chinesische Namen. Auch der Inhalt ist für eine Produktbewertung auffällig. Oft wird beschrieben, was an mit dem Teppich alles tolles machen kann, der günstige Preis wird of gelobt, und es gibt für so einen Artikel auffällig viele Rezensionen mt Fotos.

Also alles in allem deutliche Anzeichen für gefakte Bewertungen. Das wollte ich den Schnullis ins Stammbuch schreiben, zur Warnung anderer Kunden. Folgendes mußte ich lesen, als ich versuchte, auch eine Rezension zu verfassen.

"Leider können wir Rezensionen dieses Artikels nicht annehmen. Bei diesem Produkt bestehen Beschränkungen für die Übermittlung von Rezensionen. Das kann verschiedene Gründe haben, beispielsweise ungewöhnliche Rezensionsaktivitäten."

Hab ich zum ersten Mal gelesen. Also entweder hat der Anbieter selbst Rezensionen gesperrt (die letzte ist erst vom 15. Dezember 2018), was natürlich absurd wäre. Oder Amazon ist selbst drauf gekommen oder wurde darauf aufmerksam gemacht, dass hier was nicht mit rechten Dingen zugeht. Was wiederum gut wäre.

Mir wurde auch schon von einem China-Shop ein 50% Preisnachlass angeboten, wenn ich eine negative Rezension entferne. Dazu die ganzen "gesponserten Bewertungen", wo der Rezensent jedes Mal betonen muss, dass die Tatsache, das er den Artikel geschenkt bekommen hat, selbstverständlich N-I-EEEEEE irgendeine Rolle bei der 5-Sterne-Bewertung gespielt hat.

Auf der anderen Seite gibt es für unsere Hausverwaltung bei Google nur Negativ-Bewertungen. Die kommen (mit entsprechendem Hintergrundwissen erkennbar) von einer einzelnen Person. Wer macht sich schon die Mühe, positive Bewertungen für eine Hausverwaltung einzustellen? 
Für den unbedarften Betrachter sieht das jetzt aber so aus, asl wär das die letzte Scheißfirma, was definitiv nicht der Wahrheit entspricht. Ob die Negativbewertungen der Hausverwaltung schon Geschäft gekostet haben und ob die denen überhaupt schon aufgefallen sind, kann man nur mutmaßen.

Insofern ist das ganze Bewertungs-Brimborium symptomatisch für das Internet. Das Web ist mal gestartet als Spielwiese voller Möglichkeiten und großer Erwartungen, zum Austausch relevanter Informationen über weite Entfernungen und Länder-, System- und Armutsgrenzen hinweg.

Geblieben ist ein Marktplatz der Lügen, zwischen denen sich irgendwo die Wahrheit versteckt. Wo Akteure auf Moral und gute Erziehung scheißen und sich jeder Vollhorst als "rocket scientist" gerieren kann.
Schade eigentlich. War aber vielleicht auch naiv, was anderes zu erwarten, spätestens seit dem "Web 2.0".
Schaffen es die wenigen Inseln des Lichts, auf denen das Internet seinen einstigen Verheißungen noch gerecht wird, das sie umgebende Meer der Beliebigkeit zu relativieren oder zu rechtfertigen? Keine Ahnung. Ja, vielleicht. Die Rose auf dem Misthaufen, sozusagen, optimistisch betrachtet. Pessimistisch ist das Web ein marodes Atomkraftwerk, in dessen Kühlwasserbecken ein paar Karpfen gedeihen.

Welche DIESER Bewertungen stimmt, muss der Konsument  mündige Leser selbst entscheiden. 
Willkommen im Jahr 2019.

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