Mittwoch, 15. Oktober 2008

Ich hab es getan


Ich habe einen fremden, älteren, gutsituierten Herrn Geld dafür gegeben, damit er mir seinen Finger in den Hintern steckt.

Naja, das Geld heißt eigentlich Kassenbeitrag, und der Herr war Urologe, aber so klingt es doch gleich viel spektakulärer.

Ja, auch der Michel wird nicht jünger, und da war dann auch mal ein Antrittsbesuch beim Spezialisten fällig.
Ich persönlich bin spätestens seit heute der Meinung, daß Urologen die einzigen Mediziner sind, bei denen man sich darauf verlassen kann, daß sie mit Leidenschaft Arzt sind und ihren Beruf ernst nehmen. Urologen sind die Herren und Damen der Säfte, die sich täglich durch Seen, Pfützen und Ströme unangenehmster Ausscheidungsprodukte des menschlichen Körpers kämpfen. Das macht keiner, der beim Medizinstudium nur den Sportwagen und die Golftasche vor Augen hat. Kann ich mir zumindest nicht vorstellen.

Trotzdem gibt es für Männer kaum etwas Unangenehmeres als den Gang zum Urologen. Wir lassen uns lieber ohne Betäubung die Wirbelsäule entfernen und quer wieder einsetzen. Wir ziehen eine Lobotomie einer Darmspiegelung vor. Wir würden lieber zuschauen, wie unser kleiner Freund langsam schwarz wird und abfällt, als unser Wasserwerk in die fachkundigen Hände eines Unterleibsklempners zu legen. So ist das mit uns Männern. Nur einer von vielen Gründen, warum unsere Lebenserwartung niedriger ist als die der Frauen.

Zwar mußten wir alle schon mal miterleben, wie ein gelangweilter Musterungsarzt mehr oder weniger neiderfüllt unsere Teenager-Bällchen in der Hand wog und uns nachhaltig zum Husten aufforderte, ohne sich mit langen Erklärungen über den Sinn dieses Hustens aufzuhalten. Aber das war letztendlich ein Kindergeburtstag gegen einen richtigen Unterleibs-Check.

Naja, wie auch immer, jedenfalls war ich da. Und was soll ich sagen: Es war nicht ganz so schlimm, wie man es sich immer vorstellt. Schön war's aber auch nicht. Auf die Prostatamassage hätte ich zum Beispiel ganz gut verzichten können. Meinen G-Punkt hat er zwar nicht gefunden, dafür war er meinem H-Punkt (der "Hau ich ihm gleich auf die Fresse oder nicht?"-Punkt) ganz schön nahe.
Andererseits gehört die Nummer natürlich zum beinah legendären Standardrepertoire ("Und nun läßt der Große Hodini vor Ihrer aller Augen seinen Finger verschwinden!") eines jeden Unterleibsvirtuosen, so daß man sich vermutlich - im wahrsten Sinne - verarscht vorkommt, wenn er den Part ausspart.

Besonders "spassig" fand ich aber, daß während der ganzen Chose eine zwar ältere (ca. 50 J.) und diskrete, aber nicht minder weibliche Arzthelferin dem Geschehen aufmerksam folgte und artig die kryptischen Ansagen des Arztes mitmeißelte. Nennt mich altmodisch, aber bisher habe ich immer Wert darauf gelegt, zumindest den Namen der jeweiligen Dame zu kennen, bevor ich vor ihr die Hosen runterließ. Vielleicht hätte mich das in der Situation auch noch befangener gemacht, denn so namenlos, wie sie war, war sie in dem Moment nicht mehr als eine Art menschliches Diktiergerät. Blöd fand ich es trotzdem. Aber noch schlimmer wär es wohl gewesen, ich hätte es mit einer jungen und hübschen Arzthelferin zu tun gehabt.

Überhaupt sollten Urologen-Helferinnen alt, häßlich und gemein sein. Bei einer solchen Frau wäre es mir wahrscheinlich überhaupt nicht peinlich, ihr mit einem selbstzufriedenen Lächeln meinen stramm gefüllten Pinkelbecher in die wurstigen Hände zu drücken.

Warum sowas hier in den Blog hacke, fragt ihr euch? Na, weil mich das ganze a) verständlicherweise nachhaltig beeindruckt hat und ich b) allen Zaghaften sagten will: Traut euch! Es hat mir nicht gefallen, aber ich hab es überlebt.
Trotzdem eine Warnung an alle, die sich bei einschlägigen sexuellen Eskapaden evtl. schon mal an die lustvolle Erforschung des Prostata-Orgasmus gewagt haben: Jungs, es ist nicht dasselbe. Definitiv nicht.

3 Kommentare:

Ede hat gesagt…

lol hatte das auch schon mal, aber aus anderer Ursache, wollte wissen wie aktiv meine kleinen Spermien sind. Hab nie verstanden was ein Finger an meiner Prostata über meine Spermien verrät, was man nicht auch unter einem Lichtmikroskop sehen kann, aber seis drum das ganze Studium, das auswendig Lernen aller meiner Schädelknochen und das Abschneiden von Leichenteilen wird schon für irgendwas nütze gewesen sein...Bei mir war es ne Ärztin, zum Glück nicht mehr die Jüngste, aber ich befürchte, die Untersuchung war gar nicht notwendig...war einfach nix im Fernsehen...;-)))
Bin gespannt wann wir die "Micha geht zur Darmspiegelung" Gescshichte lesen dürfen ;-)))

Ede hat gesagt…

Bin übrigens nächste Woche in Mumbai, treff mich dort mit Captain Kerk kann deinen Blog erst wieder nächsten Freitag besuchen...

der Michel hat gesagt…

du könntest das Banner dieses Blogs ja nach Indien tragen... die sollen da nämlich jetzt auch schon dieses neumodische "indernet" haben