Samstag, 6. Dezember 2008

Wo ist das Geld geblieben?

Seit Wochen beschäftigt die Welt zu Recht nur noch ein Thema: die Finanzkrise. Otto Normalo bleibt aber davon seltsam unbeeindruckt, obwohl wir es hier mit einem Ereignis zu tun haben, in dessen Folge gerade ein ganzes europäisches Land Konkurs angemeldet hat und das vermutlich in den nächsten Jahren noch Millionen Arbeitsplätze kosten wird.

Hierzulande regt sich kein Mensch darüber auf. Kein Mensch geht auf die Straße, weil der Staat gerade Banken, Autobauern und demnächst weiß Gott wem noch Milliarden Steuergelder in den Hintern bläst, z.T. ohne eine konkrete Gegenleistung zu verlangen. Uns dummen Hanseln wird lediglich erklärt, dies sei wichtig, sonst würde alles noch viel schlimmer, und dann kommt das deutsche Totschlagsargument schlechthin, mit dem wir auch schon mal einen Weltkrieg entschuldigt haben: Arbeitsplätze. Und wir halten still und fragen nicht weiter. Wird schon richtig sein, was "die da oben" machen. Daß wir treudoof und träge wie die Osterlämmer alles mit uns machen lassen, haben wir ja in der Vergangenheit reichlich bewiesen. Energiepreise, Gesundheitsfond, Bildungspolitik, Klimaschutz, Hartz4 - welches Thema man auch immer nimmt, die Regierung scheint immer am Willen und Interesse der Mehrheit der Bevölkerung vorbei zu regieren. Und wir kucken zu und machen unser Kreuzchen bei der nächsten Wahl wieder bei denselben Deppen.
Irgendein Kabarettist hat mal gesagt: "Staubsaugervertreter verkaufen Staubsauger, Versicherungsvertreter verkaufen Versicherungen, und Volksvertreter..."

Otto Normalverbraucher (der in ca 20 Jahren bestimmt in "Justin Normalverbraucher" umbenannt werden muß) läßt nun wie gesagt die derzeitigen Katastrophenmeldungen und Warnrufe recht ungerührt an sich abperlen, wie Öl von einer Teflonpfanne. Vermutlich, weil bei all diesen Pressemeldungen, Gesprächsrunden und "Experten"meinungen derart viel geschwafelt wird, daß auf Deutsch gesagt kein Schwein mehr durchblickt und wir dann doch lieber wieder zu Pro7 zappen. Ein weiterer Grund mögen die für den Durchschnittsverdiener kaum greifbaren Summen sein, die dabei durch den Raum schwirren. Und zuletzt sind wir wahrscheinlich auch krisenmüde, abgestumpft durch tägliche Krisenmeldungen aus aller Welt, die sich in der Regel als halb so wild entpuppen bzw. letztendlich spurlos an uns vorüber gehen. Daß wir Presseorgane haben, die flächendeckend jede Boris-Becker-Besenkammer-Nummer zur nationalen Katastrophe ausrufen, trägt auch nicht grade zu einem objektiven Umgang mit realen News bei.

Falls sich aber doch noch jemand dafür interessiert, wie es eigentlich dazu kam, daß plötzlich 2,8 Billionen Dollar (das entspricht in etwa der Summe der Bruttoinlandsprodukte von Süd-, Mittelamerika und Afrika zusammen genommen!) scheinbar unwiederbringlich "verschwunden" sind, dem lege ich dringend diesen hervorragenden ZEIT-Artikel ans Herz.
Hierin wird ziemlich idiotensicher und sehr anschaulich erklärt, wie es zu all den dramatischen Entwicklungen kommen konnte. Gut geschrieben & recherchiert.

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