Mittwoch, 1. April 2009

Totally weijrd

Werbung hat ja - je nach Sichtweise - die (un)angenehme Eigenschaft, keinen Sinn machen zu müssen. Primär geht es erstmal darum, Aufsehen zu erregen und Interesse zu wecken. Wenn dann beim Konsumenten auch noch hängen bleibt, welches Objekt da beworben wird, ist das schon die halbe Miete.

Bei Wilkinson kann man sich derzeit anschauen, wie sowas geht. Der neue TV-Spot ist schlicht, aber genial.

Wie es nicht geht, zeigt z.B die neue Plakatcampagne von Tally Weijl. Unten stehendes Motiv prangte mir in einem Buswartehäuschen entgegen. Ich war perplex, aus verschiedenen Gründen.

1: Die Klamotte.
Auch wenn es bei Mode immer heißt "das kommt wieder": Das stimmt nicht. Wenn bestimmte Stile wieder aus der Versenkung gekramt werden, dann werden sie normalerweise für das Revival gründlich überarbeitet und dem Zeitgeist angepaßt. Bei der Neuauflage läßt sich in der Regel genau der Unterschied zwischen Original-Entwurf und Remodeling erkennen.

Nicht so in diesem Fall. Ich habe lange gesucht, leider nichts gefunden, aber ich könnte schwören, daß ich als Teenager ein Bravo-Poster an der Wand hängen hatte, auf dem Samantha Fox genau denselben Stonewash-Stretch-Fetzen trägt.

Diesen Fummel hätte ich daher eher auf dem Ein-Euro-Grabbeltisch bei kik erwartet, aber nicht von einem Schweizer Designerlabel.

2: Das Motiv
Was wollte uns der Künstler damit sagen? Ein aufgebrezeltes Model mit 80er Jahre Sex-Appeal, in der rechten Hand ein Megaphon, in der linken ein rosa Karnickel in einem Strohhut, im Hintergrund kaum wahrnehmbar die Fototapete mit Strandmotiv. Ein Bild, ebenso nichts sagend wie sinnentleert.

3: Der Slogan
"Ich kämpfe gegen das Aussterben des Six-Packs."
Was für ein nobles Ziel. Der Spritti, der sich im Wartehäuschen, direkt vor dem Plakat, gerade sechs Karlskrone in den Hals gekippt hatte, wollte uns mit seiner Geste sicher dasselbe sagen.

Das ist natürlich völliger Blödsinn. Selbstverständlich sind hier keine Bierdosen, sondern Waschbrettbäuche gemeint. Oder etwa nicht?
Man fragt sich aber, wie die Dame das anstellen will, und warum. Wie eine militante Verfechterin des Body Buildings sieht sie jedenfalls nicht aus. Der Slogan an sich paßt sowieso besser für eine Fitnessstudiokette wie McFit, wohingegen sich "I battle against the extinction of lipstick" der abgebildeten Blondine viel besser in den Mund legen läßt.

Dieses Plakat macht hinten und vorne keinen Sinn. Denn man darf ja vor lauter hintergründiger Baywatch-Romantik nicht vergessen: Hier wird die neue Kollektion eines Modelabels beworben.

Aber was weiß ich schon. Sicher gibt es eine total einleuchtende Erklärung für diese schwachsinnige Plakat-Komposition.
Bis jemand die aber herausgefunden hat, überlegen wir uns eine formschöne Zweitverwertung für das Hochglanz-Altpapier, z.B. so:

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