Mittwoch, 4. August 2010

Müller-Brot, die Zweite

Heute war ich mal wieder bei meiner Lieblings-Bäckerei-Filiale der Marke Müller. Ich hatte mir zwar geschworen, dort niemals wieder einzukaufen, nicht zuletzt, weil mir mehrfach fossile Backwaren als frisch angedreht wurden. Aber ich habe ein gutes Herz und lasse in puncto zweite Chance gerne mit mir reden - mit wechselndem Erfolg.

Die Verkäuferin wurde zwar zwischenzeitlich ausgetauscht, ohne jedoch das ästhetische Level wesentlich zu heben. Macht aber nichts, eine Backstube ist nun mal kein Cheerleader-Umkleideraum, und beim Brot schneiden stört so ein Holzbein ja wohl nicht. Obwohl die Scheiben natürlich gleichmäßiger werden, wenn das räumliche Sehen nicht durch eine sauerteigverkrustete Augenklappe beeinträchtigt wird.*

Als ich an den Tresen trat, war die Krapfendealerin gerade dabei, mit einer altersschwachen Plastikschippe Wasser aus einer offenbar frisch abgetauten Gefriertruhe zu schöpfen schaufeln. Vorm Brotregal zu stehen und in Brackwasser herumzumanschen schien die Frau für etwas recht normales zu halten. Immerhin trug sie dabei Handschuhe. Blöderweise dieselben Handschuhe, mit denen sie anschließend meine Bestellung begrabbelte und eintütete. Und die sie natürlich auch nicht auszog, um mir das Wechselgeld rüberzureichen.

Nun bin ich zwar kein Sauberkeitsfanatiker und bade auch nicht täglich in Sagrotan, denke aber, dass sich gewisse Hygienestandarts beim Umgang mit Lebensmitteln durchaus bewährt haben. Mit denselben Handschuhen in einem Salmonellenozean zu plantschen und anschließend Backwaren zu befingern fällt dabei eindeutig aus dem Raster. Merkt euch das!

Ach ja, und noch was: Bei dem von mir erworbenen "Pane Cerealia" handelt es sich nicht nur um eine weitere versponnene Wortschöpfung aus dem weitläufigen Bereich "Dinge, die man essen kann". Sie ist auch sachlich unrichtig. Denn das Brot ist ringsherum mit allerlei Krümelkram bepflastert, wobei vor allem Mohn, Leinsamen, Kürbis- und Sonnenblumenkerne zu nennen wären. Diese allerdings sind keine Cerealien, denn Cerealien sind Getreide(produkte). Zwar beinhaltet das "Pane" (angesichts der relativen Nähe zu Italien kommt man in München an solchen Italianismen nicht vorbei) auch ein paar Getreidekörnchen, deren Anteil ist aber kaum der Rede wert.**

Wollte ich nur mal gesagt haben. Und was die zweite Chance angeht, liebe Freunde von Müller-Brot: Die habt ihr so was von vergeigt...

Manchmal beschleicht mich ein Gefühl des Bedauerns darüber, daß man Bäcker nicht mehr schupfen darf.

*) Okay, zugegeben: Das war jetzt übertrieben.
**)Falls jetzt irgendein Schlauberger daherkommt und meint, daß Brot selbstverständlich im wesentlichen aus Getreideprodukten besteht, hat er Recht. Allerdings gilt daß für alle anderen Brotsorten in dem Laden genauso, diese sind also ebenfalls und in Zweifel noch viel cerealiger als das "Pane Cerealia". Aber das Alleinstellungsmerkmal des letzteren sind nun mal die draufgekleisterten Körnchen, so daß man annehmen muß, diese würden dem Brot seinen Namen geben. Compris?

1 Kommentar:

Ede hat gesagt…

das ist doch gleich mal eine netter Hinweis für die nächsten Personalgespräche...ich google mal wo man so ne Schupfe herbekommt...klingt interessant!