Samstag, 17. September 2011

Luft machen 2.0

Achtung: Der folgende Text enthält subversive Gedanken und unflätige Beschimpfungen. Wer solcherlei nicht verträgt, der vertreibe sich die Zeit stattdessen auf http://prismgirl.org/
Und für Kinder gilt natürlich: Don't try this at home! 

Manche Kunden können einem tierisch auf den Sack gehen.

So, jetzt isses raus. Und das mußte auch mal raus. Weil man es denn Kunden selbst ja nicht sagen darf. Weil auch der dämlichste Kunde pikiert reagiert, wenn man ihm oder ihr seine oder ihre Dummheit oder Impertinenz vor Augen führt. Und man dann auch noch erklären muß, was Impertinenz bedeutet.

Vermutlich könnte ich eine eigene Plattform eröffnen, auf der sich alle irgendwie im Dienstleistungssektor arbeitenden Menschen über nervige Kunden auskotzen können. Ich wäre im Nu die Nummer Eins im Web, gleich hinter Sascha Lobo, Frau Google und Herrn Facebook.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Es gibt auch nette Kunden. Die sind sogar in der Mehrzahl. AUf der anderen Seite gibt es pain-in-the-ass-Dienstleistungs-Legastheniker, die weder mit Dienst, noch mit Leistung irgendetwas am Hut haben.

Trotzdem gilt: Leute, die auf die Frage, warum sie so gern den mies bezahlten Job im Dienstleistungssektor haben möchten, antworten "weil ich gern mit Menschen arbeite", dürften sich Jahre später lieber die Zunge abbeißen, bevor sie diesen folgenschweren Satz nochmal von der Kette lassen. Die richtige Antwort wäre nämlich gewesen "weil ich mich gerne von bornierten Vollidioten anpöbeln lasse, die selbst zu blöd sind, ihren Namen auszusprechen oder klar verständlich ihr Anliegen zu schildern". Was wenige wissen, aber die meisten ahnen: Ein gewisser Hang zum Masochismus läßt sich nicht leugnen., wenn es um den täglichen "Umgang mit Menschen" geht.

3 Kunden-Archetypen hab ich persönlich besonders gefressen:

A. Der cholerische Realitätsverweigerer 

Der CR hat irgendwann man seine Unterschrift unter das falsche Stück Papier gesetzt oder sonstwie Mist gebaut. Wenn die Kacke dann zu dampfen beginnt, versucht er mit aggressiver Penetranz , den stinkenden Haufen einem anderen unterzuschieben. Vorzugsweise einem harmlosen Servicemitarbeiter, der irgendwo vor einem Telefon oder hinter einem Counter sitzt und sich dann die Schimpftiraden des CR anhören muß. Und nach dem Motto, "wer schreit, hat recht" nimmt der Shitstorm so richtig Fahrt auf, je mehr sich herauskristallisiert, daß eigentlich der CR an seinem Unglück ganz allein Schuld ist. Denn darum geht es dem CR eigentlich: Irgendjemanden zu finden, dem er lauthals die Verantwortung für die eigentlich von ihm eingerührte Scheiße aufhalsen kann. Weil der CR ums Verrecken nicht in der Lage ist, mit der eigenen Verantwortung umzugehen, stattdessen kleine Brötchen zu backen und höflich um Hilfe zu fragen. Daher zwingt er sich selbst, kostbare Lebenszeit damit zu verbringen, im höchsten Wipfel einer Wut-Palme herumzusitzen. Wo er auch bleiben könnte, ohne seine Mitmenschen zu tangieren... würde er nicht die Vorübergehenden von dort mit selbstgerollten Kot-Bällchen bewerfen...

B. Der Artikulations-Spast

Der AS weiß nicht, was er will. Oder er weiß es, kann es aber nicht in Worte fassen. Also steht er mit ausdruckloser Miene vor dem Servicemitarbeiter oder schweigt ohrenbetäubend ins Telefon hinein. Und der freundliche Servicemensch am anderen Ende soll dann erraten, was der AS wohl für ein Problem hat.
Auch der AS reagiert extrem gereizt, wenn man ihn darauf hinweist, daß, wenn einer eine Antwort haben will, er erstmal eine Frage gestellt haben muß. Denn entgegen anders lautenden Legenden verfügen Dienstleistungsmitarbeiter nicht über hellseherische Fähigkeiten. Und daß man so simple Gesetze zwischenmenschlicher Kommunikation auch noch erklären muß, wenn's geht auch noch mehrmals täglich, das kann einem schon mal die letzte Gehirnzelle ins Rückenmark prügeln.
Meist stellt sich dann nach schmerzhaft geduldigem Nachfragen ohnehin heraus, daß der AS bei dem jeweiligen Servicemenschen mit seinem Anliegen (so es sich denn irgendwann offenbart) garantiert an der falschen Adresse ist. Was er dann selbstredend auch wieder nicht einsehen mag...

C Der kleine König Unwirsch

Der KKU ist nicht nur davon überzeugt, daß er als Kunde König ist. Er meint auch, daß er deswegen Kundendienstmitarbeiter wie leibeigene Untertanen behandeln darf. Der KKU versteht sich daher trefflich darauf, Dinge zu fordern. Vorzugsweise Dinge, von denen er meint, daß sie ihm aus was auch immer für hanebüchenen Gründen zustünden. Was natürlich in den meisten Fällen nicht der Fall ist.
Damit konfrontiert, verlangt der KKU entweder sofort den Chef zu sprechen, bei größeren Organisationen gern auch mal den Vorstandvorsitzenden (der ja meistens nichts besseres zu tun hat, als sich die kleingeistigen Litaneien eitler Wichtigtuer anzuhören), oder er versteigt sich zu noch absurderen Forderungen, häufig verbunden mit finsteren, aber letztlich haltlosen Drohungen.
Auch der KKU mag nicht selbst an der Lösung seines imaginären Problems arbeiten. Aber nicht, weil er, wie der AS, nicht kann, sondern weil er nicht will. Denn dafür ist schließlich die niedere Kreatur da. Er diskutiert ja schließlich auch nicht mit Kakerlaken über deren Existenzberechtigung.

All diese Typen haben eines gemein: Sie sind hoch aggressiv, uneinsichtig und der Alptraum jedes hilfsbereiten Menschen. Denn genau das gilt für die meisten Servicemitarbeiter: Sie beziehen ihr (meist geringes) Gehalt, viel mehr noch ihre Selbstachtung und ihre Freude am Beruf aus der Tatsache, daß sie Menschen helfen. (Wie gesagt, es gibt Ausnahmen. Aber die sitzen fast alle in den Callcentern der Telekom.)
Und HELFEN ist etwas schönes, etwas humanes, etwas zutiefst befriedigendes. Es sei denn, es kommt eine selbstgefällige Arschkrampe daher und macht alles kaputt...

PS: Sollte mir jetzt jemand vorwerfen wollen, ich würde diesen Blog für meine private, mentale Selbstreinigung mißbrauchen, um mir das Geld für die Urschrei-Therapie zu sparen: Stimmt. Wenn's euch nicht paßt, macht doch euren eigenen Blog auf. Selbstgerechte Arschkrampen, depperte...

1 Kommentar:

Ede hat gesagt…

pooh und das morgends halb 3 ...da hatteste wohl nen schlechten Tag und jemand wollte wieder mal im Vollsuff von Malle nach Teneriffa geflogen werden, weil er sich den Fingernagel am 1976 Dom Perignon Glas angekratz hatte...? Du bist schon ein bisschen empfindlich ....lol!