Der Michel war mal wieder im Urlaub, diesmal in Kroatien.
Wenn man eines über kroatische Verkehrsregeln sagen kann, dann, dass man sich nicht mehr damit auskennt. Vor ein paar Jahren bin ich dort mal von der Polizei angehalten worden, weil ich meiner Tagsüber-Licht-an-Pflicht nicht nachgekommen bin. Nur den Überredungskünsten der schönsten Münchnerin ist es zu verdanken, daß ich nicht bis zum heutigen Tag in einer Gefängniszelle mit Adria-Blick vor mich hin schmachte.
Heutzutage scheint man etwas einsichtiger geworden zu sein, denn laut ADAC muß man das Licht tagsüber nur noch von Oktober bis März einschalten. Was auch Sinn macht, unter südlicher Sonne fallen eingeschaltete Scheinwerfer in etwa genauso stark ins Gewicht wie ein Mäusefurz in einer Kläranlage, nämlich gar nicht.
Weil die neue Regel aber kaum einer kennt, illuminieren lauter vermeintlich gesetzestreue Deutsche das ehemalige Jugoslawien mit ihren Halogenstrahlern und ärgern sich über die verwahrlosten Südländer, die sich natürlich nicht an die Licht-an-Regel halten. Weil es sie ja gar nicht mehr gibt.
Kroatien dürfte auch eines der wenigen Länder sein, in denen die Promille-Grenze wieder gelockert wurde. von früher 0,0 auf 0,5 Promille. Dafür hat sich vermutlich die Gastronomen-Lobby stark gemacht. Denn ohne Gratis-Verdauungsschnaps bestellt kein Mensch bei 40 Grad im Schatten Spanferkel. (In ganz Istrien sind die Straßenränder mit Grill-Restaurants gepflastert, in deren Vorgärten aufgespießte Ferkelchen ihre Runden drehen. Ich dachte früher, dies diene nur der Abschreckung etwaiger muslimischer Touristen, aber man kann das tatsächlich auch bestellen. Man muß nur vorher die Kruste aus Straßenstaub abkratzen...).
Zumindest den Kroaten aber sollte klar sein, was auf ihren Straßen gilt und was nicht. Aber entweder wissen sie es nicht, oder sie widmen sich Verkehrsregeln mit derselben mediterranen Gelassenheit, mit der sie auch Stromkabel verlegen, Straßen teeren und Gläser spülen. (Diesen "laissez faire" allerdings haben die Kroaten mit sämtlichen Mittelmeer-Nationen gemein. Allerdings kommt ihnen (im Gegensatz zu den Italienern zum Beispiel) wiederum der slawische Erfindungsreichtum zugute, der es zum Beispiel den Russen ermöglicht hat, aus einer Tonne Altmetall, etwas Kupferdraht und ein paar alten Autositzen die Raumstation MIR zusammenzufrickeln.) So werden Überholverbote und Geschwindigkeitsbegrenzungen von der einheimischen Bevölkerung bestenfalls als Handlungsvorschläge aufgefasst, denen man folgen kann, aber keinesfalls muß.
Zu einem besonderen Nervenkitzel wird dabei das Befahren von Kreisverkehren, von denen es vor Ort recht viele gibt und in die jeder hinein- und hinausfährt, wie er grade lustig ist. Blinken ist offenbar nur was für nordeuropäische Weicheier und Verkehrsregel-Nazis.
Aber kaum dachte ich, daß die Kroaten fahren, als hätten sie noch zwei Ersatz-Leben im Kofferraum, da belehrten mich unzählige Autofahrer mit einem "I" auf dem Kennzeichen darüber, daß es mindestens eine Nation gibt, die noch beschissener Auto fährt. Im Ernst: Ich bin in Istrien von italienischen Autofahrern öfter geschnitten und halsbrecherisch überholt worden als von Kroaten. Es soll ja nicht wenige Italiener geben, die immer noch glauben, Istrien gehöre rechtmäßig zu Italien. Aber kann dies allein schon Grund genug sein, so zu fahren, als brettere man gerade durch die heimischen Abbruzzen? Oder sind sie abgelenkt, weil sie sich auch beim Auto fahren ständig am Sack rumzuppeln?
Na, jedenfalls war ich überzeugt, daß die Deutschen im Vergleich mit den Südländern nahezu als die perfekten Verkehrsengel dastehen. Diese Überzeugung hielt bei der Rückreise genau bis zur deutsch-österreichischen Grenze.
Nicht nur, daß sich die gerade noch moderat beanspruchte Autobahn nach Passieren der grünen Grenze schlagartig bis zum Bersten füllt, obwohl plötzlich eine Spur mehr zur Verfügung steht. (Der Rest Europas kommt seltsamerweise mit zweispurigen Highways prima zurecht.) Kaum ist der Deutsche dem Klammergriff der Tempolimits unserer europäischen Nachbarn entkommen, wird gebrettert, gedrängelt und gerangelt, daß der Asphalt qualmt. Man kommt sich vor wie ein einarmiger Rollstuhlfahrer inmitten einer Wasserbüffel-Stampede. Der einzige Beinahe-Crash unseres Urlaubs geht auf das Konto eines durchgeknallten Blindfliegers aus Niederbayern. Bei dem Versuch, die Prinzipien der Quantenmechanik auf die Probe zu stellen, versuchte er offenbar zu beweisen, daß zwei verschiedene Körper (unsere beiden Pkws) zur selben Zeit denselben Raum einnehmen können. Nur so viel: Der Versuch wär in die Hose gegangen. Aber so was von. Spielverderber, der ich bin, habe ich es allerdings nicht so weit kommen lassen.
Ansonsten war's das erstmal wieder vom
Michel
PS: Folgendes schöne Gericht (Für Null-Checker: das mit der Nummer 101) hab ich auf der Karte einer Pizzeria in Porec entdeckt. Offenbar mit einem sehr speziellen Gruß vom Koch...
Freitag, 9. September 2011
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3 Kommentare:
ich habe gerade einen Kunden in Italschen und sowas verpeiltes hab ich selten gesehen, glaub mir die arbeiten noch skuriler als sie Auto fahren ;-)
Höre übrigens gerade Dead can Dance "Song of Sophia" ....oh mann das waren noch Zeiten ...und waren wir verpeilt, aber total witzig!
...naja und total witzig sind wir ja immer noch und das verpeilte übernehmen heute meine Blutdrucktabletten......;-)
Meine Theorie: Das ständige Ziehen am Gemächt ruft einen Unterdruck hervor, der das Gehirn des gemeinen Italieners langsam durch den Hals Richtung Abdomen saugt. Das drückt dabei auf die Halsschlagader, die Folge: chronische Sauerstoffunterversorgung im Cerebrum. Rauch noch ein paar Tütchen Oregano, und fertig ist die Ravioli-Demenz. Kein Wunder, daß die alle religiös sind und sich seit Jahren von einem notgeilen Opa regieren lassen.
Sach mal, das is jetzte aber nicht die Mittleifkreisis, die da bei dir zwischenzeilig anne Türe klopft?
ach quatsch midlife krise...bin innen drin immer noch 13 bloss draußen rum ist mehr dazu gekommen..an den falschen stellen..;-)
ne hab gerade nach ner CD gesucht, die ich mir beim arbeiten anhören kann und dead can dance (wenn wäre das aber ne coole band für ne mid life crisis allein vom namen^^) ist einfach immer noch ziemlich cool....
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