Sonntag, 14. April 2013

Denkbefreite aller Länder, vereinigt euch.

Der Michel hat beim Zappen grad mal für 5 Minuten bei einem der leider immer zahlreicheren, überflüssigen Bibelsender innegehalten.
Es ging thematisch einmal mehr um Sintflut, Noah und Babylon. Alles etwas gerafft dargestellt, nett bebildert und sogar mit ein paar Hochglanz-Special-Effects aufgehübscht.

Nur: Wenn einem die Geschichten, soweit anhand der Allgemeinbildung geläufig, bisher schon recht unwahrscheinlich erschienen sind, dann spülte diese Hochglanzversion den Schwachsinn nochmal so richtig an die Oberfläche.

Das ging schon mit der Arche los, die im Film in etwa die Größe Liechtensteins hatte und dabei in etwa so schwimmfähig wirkte wie das Matterhorn. Drin saßen Noah und Konsorten, friedlich verkitscht wie einst die Kelly Family, umgeben von lauter mopsfideler Fauna. Letztere schaffte es erstaunlicherweise über ein Jahr lang, sich nicht gegenseitig aufzufressen. Warum die anwesenden Fleischfresser nicht sämtliche Beutetiere abgemurkst haben, wo Noah Elefantenfutter und Katzenstreu für ein ganzes Jahr hergenommen hat und woher er die Kraft nahm, im zarten Alter von 600 Jahren noch tagtäglich Tierexkremente über Bord zu schippen, darüber schweigt sich die Bibel soweit ich weiß aus.

Anschließend sprang die Geschichte, von stetig wechselnden Erzählern mit kaum gebremster Euphorie vorgetragen, direkt zum Turmbau von Babel. Der gefiel nämlich dem rauschebärtigen Oberboss auf seiner Wolke irgendwie nicht. Daher entschloss er sich, "die Sprache der Menschen zu verwirren", so daß sie sich nicht mehr verständigen konnten. So zerstreuten sie sich in alle Winde. Angeblich entstanden so die verschiedenen Nationen - hieß es zumindest in dem Beitrag.

Also, vor ein  paar zehntausend Jahren mag das ja für den ein oder anderen kognitiv Benachteiligten wie eine plausible Erklärung dafür geklungen haben, daß es verschiedene Sprachen und Nationen gibt: Gott war pissed wegen einer fehlenden Baugenehmigung, hat deswegen in der Nacht allen Babyloniern in den Hirnen rumgegrabbelt und die Sprach-Chips umprogrammiert.

Die ganze Stadt wacht morgens auf, und plötzlich versteht keiner mehr den andern. Allen ist sofort klar: 'Scheiße, Gott ist sauer. Vielleicht sollten wir uns dieses Turm-Ding doch nochmal überlegen...'
Dann machen sich erstmal alle auf die Suche nach Leuten, die zufällig mit demselben Sprachfehler aufgewacht sind. Vermutlich per Zeitungsinserat nach dem Motto "Wenn du das hier lesen kannst, dann komm morgen Mittag zum großen Tempel". Diese Leute gründen mit ihren neu gewonnenen Freunden spontan diverse Wandervereine, lassen Familie Familie und Zuhause Zuhause sein und ziehen in die Welt hinaus wie Hänschen Klein, um sich anderswo ein neues Vereinsheim zu bauen, sich eine Nationalhymne auszudenken und eine leidenschaftliche Abneigung gegen alles "Fremde" zu kultivieren.

Klingt nach drogeninduzierten Hirngespinsten? Yep, exactly. "Wizard of Oz" meets NPD plus "Alice im Wunderland"  meets Stuttgart21.
Das Dumme ist nur, daß es tausende, eher Millionen von humanoiden Einzellern gibt, die auch heute noch genau das glauben, und zwar Wort für Wort.


Solange daher Reli-Sender mit ihren um allzuviel Realismus und Bildsprache bemühten Beiträgen ihren eigenen Verblödungsauftrag torpedieren und die eigene Botschaft als Nonsens entlarven, sollen sie ruhig weiter auf Sendung bleiben.

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