Freitag, 28. Februar 2014

An der Phrase des Mannes...

Eigentlich denkt man ja immer, München sei das rote gallische Dorf im sonst tiefschwarzen Bavaria.
Um so erstaunlicher ist es dann, wenn man erfährt, dass sich CSU und SPD derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das Amt des Oberbürgermeisters liefern.
Wenn man sich dann mal die Wahlplakate anschaut, versteht man langsam, warum.

Nehmen wir zuerst mal die SPD.
Deren Spitzenkandidat wirbt mit Sprüchen wie "Ja zu öffentlichem Nahverkehr" und "Ja zu bezahlbarem Wohnen", alles unter dem Motto "Damit München München bleibt".
Zunächst mal: Mir war nicht bewußt, dass München nicht mehr München ist, nur weil man etwas anderes wählt als SPD. Ich wußte auch nicht, dass andere Parteien offenbar den öffentlichen Nahverkehr verneinen. Muss ja so sein, ansonsten würde es kaum Sinn machen zu betonen, dass man selbst "ja" dazu sagt. 
Entweder das, oder die SPD setzt auf inhaltsleere Phrasen ohne jegliches Alleinstellungsmerkmal.
Nein! Doch! Oh!
Lediglich formelhaft "Ja" zu irgendetwas zu sagen ist wirklich eine GANZ billige Nummer und sagt wirklich NULL darüber aus, was die SPD und ihr Dieter Reiter tatsächlich konkret vorhaben.
Wie wär's an der Stelle noch mit "Ja zu sauberer Unterwäsche", "Ja zur Erdanziehung" oder "Ja zur Morgenlatte"?

Das letzte bißchen Luft aus den Sprechblasen entweicht spätestens dann, wenn man mal nachfragt, welche Partei denn die letzten Jahre beispielsweise für bezahlbares Wohnen zuständig war (und dabei gnadenlos versagt hat).

Cleverer hat es da der CSU-Herausforderer Schmid angestellt. Der scheint sich ein paar gute Berater genommen zu haben, denn er wird auf seinen Plakaten um einiges deutlicher. Zumindest solange man nicht weiter drüber nachdenkt. Man könnte beinah auf den Gedanken kommen, er würde heiße Eisen anpacken. Da steht dann unter anderen zu lesen: "SOZIAL ist, wenn Wohnungsnot nicht bedauert, sondern bekämpft wird".
Vordergründig wird er damit konkreter als die SPD mit ihrem "Ja zu bezahlbarem Wohnen", wildert in der "Sozial"-Domäne der Sozen und wirft ihnen gleichzeitig auch noch indirekt Versagen vor.
Aber sagt er denn eigentlich damit auch irgendwas zu SEINER Position aus? Teilt er uns mit, was er und die CSU nach der Wahl so vor haben in Sachen bezahlbarer Wohnraum?

NÖ. Nicht die Spur, nicht das kleinste bißchen. Eigentlich sogar noch weniger als die Sozen, die bekennen sich mit ihrem "Ja" wenigstens zu irgendwas, wenn auch auf die schwammigst mögliche Art und Weise. Schmid gibt hier lediglich den Besserwisser und wedelt den anderen mit dem erhobenen Zeigefinger vor der Nase herum, gibt aber über seine Absichten NICHTS preis.
Genauso sieht es mit den anderen Slogans aus. "Grün ist..." dies, "Modern ist..." jenes. Blabla. Was im ersten Moment so wirkt, als hätte einer verstanden, was die Menschen bewegt, entpuppt sich auf den zweiten Blick als genau so inhaltsleer wie das, was die SPD so losläßt.

Mit einem der Wahlsprüche hat Schmid allerdings dann doch ins Klo gegriffen. Unter dem Motto "Kein Filz mehr" heißt es: "Neu ist, wenn in der Klinikleitung Kompetenz zählt, nicht das Parteibuch." Was für eine gequirlte Scheisse. Wenn die CSU überhaupt für irgendwas steht oder je gestanden hat, dann ist es wohl Filz, Filz und nochmal Filz. Das ist in etwa so glaubwürdig wie ein Pornokino bei den Taliban.

Was ich in einer CSU-Wahlbroschüre außerdem noch gefunden habe: Dort waren alle Kandidaten mit ihrer jeweiligen Konfession aufgeführt, alle brav ev. oder röm.-kath..
Alle - außer der Vorsitzende der JU Allach-Untermenzing. Der gute Mann ist nämlich Moslem, was man aus der Bröschüre allerdings nicht erfährt. Für die Info muss man schon fleissig googeln. Wieso man ausgerechnet bei seinem Steckbrief die Konfession weggelassen hat, darüber darf ruhig ein bißchen spekuliert werden...

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