Montag, 29. September 2014

Printy goes to Hollywood

Was haben Lebkuchen und Sylvester Stallone gemeinsam? Na, nix.

Der Inhaber des Lambertz Süßwaren-Imperiums, Hermann Bühlbecker, denkt darüber allerdings etwas anders.

Aber von vorn.

Ich hab die Firma Lambertz via Facebook angeschrieben, weil sie, entgegen den Nachhaltigkeitsbeteuerungen auf ihrer Webseite, neuerdings ihre Printen doppelt verpacken. Jahrelang steckten die Dinger einfach nur in einer Tüte. Neuerdings wurde dem Ganzen noch eine völlig unsinnige Plastikschale hinzugefügt. Das weckte meinen gerechten Verbraucherzorn mein Interesse.

Also hab ich Lambertz angesichts ihrer Umweltschutz-Maxime höflich gefragt, was das soll.
Die Antwort bestand dann leider aus dem typischen Pseudo-Kundenpflege-Gewäsch, mit dem der durchschnittliche Facebooker sich vermutlich zufrieden gibt: "Die Plastikschale dient zum Schutz der Produkte. Dank der Schale verkratzen und zerbrechen die Printen nicht so schnell und kommen wie frisch aus dem Ofen bei dir an. Wir sind aber ganz deiner Meinung und versuchen auf unnötigen Müll bei unseren Verpackungen zu verzichten."

Kennt ihr die Kräuterprinten? Die sind knüp-pel-hart. Ein Grund, warum ich so gerne auf ihnen herumkaue.
Ich habe in x Jahren Printenkonsums nicht eine einzige zerbrochene Printe in einer Tüte gehabt. Selbst wenn dem so gewesen wäre: So what? 
Und "zerkratzen"? Was für ein Bullshit. Als wär ein Lebkuchen eine Designer-Uhr oder ein Sportwagen. "Da ist ein Kratzer auf meiner Printe! Iiiiiiiih!"

Ich hab Lambertz dann geschrieben, was ich von ihrer Begründung halte. Leider haben sie nicht mehr geantwortet.
Meine Vermutung ist ja: Man möchte die Edelmarke "Lambertz" von der ebenfalls hauseigenen Mittelklasse-Marke "Kinkartz" abheben. Beide bieten nämlich Kräuter-Printen an. Inhaltsstoffe, Aussehen, Geschmack: fast identisch. Warum also die teuren kaufen?
Da hatte dann wahrscheinlich irgendein Marketing-Clown die grenzgeniale Idee, das Gebäck mit einer bekloppten Plastikschale zu pimpen, um den höheren Preis zu rechtfertigen. 
Helden, allesamt.

Beim Herumrecherchieren hab ich auf der Lambertz-Webseite die hauseigene Video-Ecke entdeckt. 

Nun würden so unbedarfte Konsumenten wie ich dort allerlei Lehrreiches erwarten. Schöne Hochglanz-Reportagen von singenden Indios beim Lebkuchenpflücken, weißbekittelte Lambertz-Gewürzeinkäufer, die sich seufzend in Zimtstangen wälzen. Aufgehübschte, aber seriöse Verbraucher-Infos eben.

Weit gefehlt. Die hinterlegten Videos sind fast ausschließlich Ausschnitte aus TV-Boulevard-Magazinen, Videos von Lambertz-Glamour-Events und Dessous-Fotoshootings, in denen sich der Firmeninhaber mit dem seltsamem weißen Haarkranz als Freund der Schönen und Berühmten abfeiern läßt.


Das peinlichste Video ist wohl das von der Pressekonferenz/Gala für "Expendables 3", die aus unerfindlichen Gründen von Lambertz gesponsert wurde. Da wird mal Bühlbecker gezeigt, wie er Kekspackungen hochhält und darüber spricht, wie toll das so ist mit den "tollen Leuten" aus Hollywood. Und dann werden die "tollen Leute" gezeigt, also Stallone und Konsorten, allerdings ohne Bühlbecker. Und so wird immer zwischen Bühlbecker und den Filmstars hin und her geschnitten. Gemeinsame Szenen gibt es - nicht.
Zwischendurch sagt Stallone dann mal, dass er die Kekse lecker findet, wie man das halt artig als  Hollywood-Profi so macht, um dem Sponsor einen Gefallen zu tun. Noch ein Foto mit Ralph "ich zünde meine Zigarre am gleichen Ende an wie Arnold Schwarzenegger" Möller, das war's.

Lambertz' Facebook-Seiten befassen sich ebenfalls nur zur Hälfte mit Gebäck. Die andere Hälfte ist Bühlbeckers Society-Leben gewidmet. Sein Wikipedia-Profil ist nicht weniger prahlerisch.

Schon blöd, wenn man Geld hat wie Heu und gern bei den Großen mitspielen möchte, und dann die Frage nach dem Beruf immer mit so etwas bieder-unerotischem wie "Lebkuchenfabrikant" beantworten muss. Vielleicht, wenn er mal irgendeine Dschungelcamp-C-Promi-Trulla auf einem Berg Dominosteine knattern würde und sich dabei von einem"zufällig" des Weges kommenden BILD-Reporter knipsen läßt. Aber so...

PS: Mit Teil 1 der Expendables hab ich mich ja hier schon mal befasst. Leider haben es Stallone &Co. nicht dabei belassen, und nun schon die dritte "entbehrliche" Gurke verfilmt. 

Eigentlich hätte alles so schön sein können. Die Zusammenführung angegrauter Haudegen des Actionkinos der 80er und 90er war eigentlich eine Superidee. Ein solcher Streifen schreit geradezu nach tonnenweise Selbstironie und spassiger Buddy-Action auf FSK12-Niveau, mit viel Popcorn und "weißt du noch?"-Feeling.

Leider beschränkt sich die Selbstironie auf wenige, wohlkalkulierte Einsprengsel, wenn z.B. in Teil 2 die von Chuck Norris gespielte Figur einen Chuck-Norris-Witz erzählt. Der Rest geht in  pathostriefenden Ballerorgien und bierernster Stammtisch-Philosphiererei über das Älterwerden und den Tod unter. 

Die Filme verschenken hier ihre Möglichkeiten völlig. Statt augenzwinkerndem Humor gibt es  dasselbe tumbe Geballer, Macho-Posen und Splatter-Action, die das gesamte Spätwerk Stallones zu durchziehen scheinen. Dazu kommt, dass Stars wie Schwarzenegger und Lundgren teilweise nur noch traurige Abziehbilder ihres früheren Selbst sind, kaum fähig, mit ihrer Kukident-Keramik herzhaft von einer Kräuterprinte abzubeißen. Trotzdem wird ihnen ein Plot aufgezwungen, bei dem sie durch explodierende Landschaften hetzen und zentnerschweres Kriegsgerät herumwuchten müssen, bis der Stützstrumpf qualmt.

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