Der Michel war heute Klamotten kaufen. Und hat dabei einen erkenntnisreichen Nachmittag im OEZ verbracht. Für Nicht-Münchner: Das OEZ lautet ausgeschrieben "Olympiaeinkaufszentrum". Seine Erbauer müssen bei der Errichtung den Turmbau zu Babel im Hinterkopf gehabt haben, denn es gibt kaum eine Nation, die hier nicht ihre Abgesandten hinschickt, um bei Woolworth einen Satz Alu-Bratpfannen oder beim Asia-Imbiß eine Lebensmittelvergiftung abzustauben.
Erkenntnis Nr.1: Springfield macht dicht
Was Branchenkennern wohl schon längt bekannt ist, hat erst heute mein trauriges Ohr erreicht: Mein Lieblings-Herrenausstatter schließt seine Pforten. Angeblich krisenbedingt hat die spanische Marke ihren deutschen Ableger verhökert, ausgerechnet an die Alm-Öhis von Tally Weijl. Neben Kunden wie mir sind dem Vernehmen nach auch die Mitarbeiter dabei auf der Strecke geblieben. Die Spaniern wollen seit dem Verkauf nix mehr von ihnen wissen, bei T.W. fühlt man sich schon gar nicht zuständig. Was aus Filialen und Ware wird, wissen die Mitarbeiter nicht. Die Kündigung schon in der Tasche, versehen sie mangels Alternative noch immer täglich ihren Dienst und verkaufen Springfield-Klamotten, als wenn nix wär.
Bye, bye, oder besser: Adios, Springfield! Auch wenn ich nie in eure Hosen reingepaßt habe, weil diese offenbar ausschließlich drahtigen katalanischen Stierkämpfern auf den Leib geschneidert wurden. Keiner wird mich je wieder so dezent diskriminieren, indem er die T-Shirts in meiner Größe 3 Euro teurer verkaufte als die sämtlicher anderen Größen...
Erkenntnis Nr. 2: Wie der Verkäufer, so das Sortiment
Bei "mister+lady jeans" durfte ich mich heute darüber wundern, warum dort fast nur Hobbitgrößen angeboten wurden. Ich meine: Männerklamotten in XS? Jetzt mal ehrlich: Kann man denn da überhaupt noch von "Mann" sprechen?
Wie auch immer, das Sortiment hörte bei XL auf, mein Körper leider nicht. Beim Verlassen des Ladens entdeckte ich dann des Rätsels vermeintliche Lösung: Hinter dem Kassentresen lümmelte ein winziger Asiate herum, den ich flugs als den Einkäufer der Filiale identifizierte.
Der Mann bzw. das Männchen (geschätztes Gewicht: annähernd soviel wie 3 Pekingenten) wäre im Cast von "The Terror of Tiny Town" nicht wirklich aufgefallen.
Erkenntnis Nr.3: Jungs hassen es, mit Mutti einkaufen zu gehen
Diese Erkenntnis ist jetzt sooo neu nicht. Die SED hatte das Problem in der DDR auf ihre Weise in den Griff bekommen - es gab einfach so gut wie nix Gescheites, für das sich ausgedehnte Einkaufsbummel gelohnt hätten.*
In unserer Marktwirtschaft ist dafür derzeit noch keine Lösung in Sicht.** Davon durfte ich mich heute gleich zweimal überzeugen, als ich unabhängig voneinander zwei Mutter-Sohn-Gespanne beim loriotreifen Schlagabtausch beobachten durfte.***
Erkenntnis Nr.4: C&A ist gar nicht so scheiße
Gut, ein wesentlicher Teil des Sortiments sieht immer noch so aus, als hätte ein türkischer Kleinstadtzuhälter seinen Kleiderschrank ausgemistet und die Funde bei Charme&Anmut auf die Bügel gehängt. Aber neben im Rakirausch geschneiderten hautengen Glitzershirts und Jeans mit geschätzten 20 verschieden großen Hosentaschen gibt es dort tatsächlich auch "Anziehsachen" (ich liebe dieses Un-Wort) für Menschen mit Realschulabschluß. Von mir kaum bemerkt, hat C&A scheinbar in den letzten 10 Jahren das Ramschladen-Image abgelegt (wenn auch nicht auf ganzer Linie) und bietet Waren feil, die sich durchaus mit so manchem Designerfetzen messen können.
Erkenntnis Nr.5: verrat ich euch später, ich denk selbst' noch drüber nach...
Oder was würdet ihr davon halten, wenn euch eine Eisverkäuferin die gewünschten 2 Kugeln mit einer derart enervierenden Akribie in die Waffeltüte appliziert, als würde sie mit Atombrennstäben hantieren? Wenn sie euch dann mit spitzen Fingern die Eistüte überreicht, mit slawischem Akzent: "Swai Äuro, bütte!" flötet und euch dabei durch ihr schwarzes Brillengestell Marke "Strenge Chefsekretärin" so kritisch beäugt, daß ihr das Gefühl habt, die Queen selbst hätte euch grade ihre Kronjuwelen zum Polieren ausgehändigt?
*) Und das, was es gab, war zu 70% aus handgesägtem dunkelgrauen Polyester gefertigt, aufwändig aufgepeppt mit flotten schlammfarbenen Rallyestreifen. Davor schreckten sogar ansonsten klamottentechnisch schmerzfreie Muttis zurück.
**) Vielleicht schafft die Krise hier ja endlich Abhilfe in Form leerer Regale.... Moment mal!! Kommt es nur mir so vor, oder sehen diese verkniffenen Banker nicht alle aus, als müßten sie nach Börsenschluß mit ihren Muttis Feinripp-Unterwäsche einkaufen gehen? Wurde die Finanzkrise etwa nur angezettelt, um das zukünftig zu verhindern? Schiesser mußte ja auch Insolvenz anmelden! Ein Zufall?
***) Da ist bei der CIA auch noch keiner drauf gekommen: Statt nach Guantanamo hätte man die Al-Kaidisten einfach eine Runde mit Mama und Oma shoppen geschickt, für einen neuen Kaftan und die ein oder andere formschöne Panzerfaust. Nach 4 bis 5 Stunden davon hätten die alles gestanden. Ich melde hiermit "Mater-Boarding" zum Patent an...
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