Montag, 17. August 2009

Liebe Bauarbeiter!

Ich weiß: Ihr könnt nix dafür, daß das Baureferat München das größte Dorf derzeit in einen riesigen Buddelkasten verwandelt. An beinah 60 Baustellen im Stadtgebiet, viele davon an wichtigen Verkehrsknotenpunkten, wird gebaggert, geteert und gefedert, daß die Schaufel qualmt. Offenbar gibt es mittlerweile auch Abwrackprämien für Planierraupen.

Warum "Straßenarbeiter" auf der Berufe-Beliebtheitsskala trotz Jim Henson nicht gerade unter den TopTen zu finden ist, ist auch nicht schwer zu erraten. Eine weitere prestigefreie Berufsgruppe, so unverzichtbar und ungeliebt wie Pubertätsakne. Eben kein Beruf, mit dem man notwendigerweise auf Klassentreffen oder in Kontaktanzeigen Eindruck schindet.*

Außerdem hätte auch ich keine Lust, bei derzeit 30 Grad im Schatten im Asphalt herumzustochern wie in einem zwei Wochen alten Meeresfrüchtesalat. Klare Sache. Allerdings werde ich auch nicht dafür bezahlt. Ihr schon.

Daher wäre es ganz schön, wenn ihr eure Bierflaschenhalter zur Abwechslung mal um so etwas nützliches wie einen Schaufelstiel legen könntet. Und zwar nicht, um euer stoppeliges Nußknackerkinn darauf abzulegen, sondern um irgendetwas Erdartiges von A nach B zu schippen. Keiner verlangt, daß ihr dabei freundlich lächelt oder auch nur so tut, als würde euch das ganze Spaß machen. Meinetwegen könnt ihr dabei den ganzen Tag armenische Volksweisen rülpsen, Hauptsache, ihr tut etwas, das irgendwie nach Arbeit aussieht.

Was nämlich gar nicht geht: In Dreier- oder Vierer-Grüppchen schlaff um ein Erdloch/einen Lkw/ einen rostigen Nagel herum stehen, wertvollen Sauerstoff wegatmen und ansonsten einem der Euren dabei zuschauen, wie er aus Teer und Schotter eine Miniaturausgabe des Freiburger Münsters bastelt. So ähnlich sah die Szene nämlich aus, an der ich heute staubedingt vorbeigekrochen bin. Genauso wie letzte Woche. Ich wäre sogar bereit zu schwören, daß es dieselben drei Bitumenkellner waren, die versuchten, durch vorgetäuschte Leichenstarre mit ihrer Umgebung zu verschmelzen. Nicht einfach, wenn man in orangefarbenes Gore-Tex mit Leuchtstreifen gekleidet ist, aber die Jungs waren wirklich nahe dran.






*) Das mag ungerecht sein, aber was bedeutet das in diesen Zeiten denn schon? Auch die Umfragewerte von Frau Merkel, das bundesdeutsche Bildungssystem oder eine weitere Staffel DSDS sind nicht gerade ein Beweis für die Existenz einer höheren Gerechtigkeit...
Vielleicht gibt es ja am Rande der Galaxie einen Planeten, wo Bauarbeiter die gesellschaftliche Elite stellen. Aber mal ehrlich: Wir würden Sie so etwas evolutionsbiologisch Ihren Kindern erklären? Darwin könnte einpacken...

2 Kommentare:

Ede hat gesagt…

na du kennst doch den Witz "wie kommt ne Schnecke áuf den Helm eines Bauarbeiters?..." in allem steckt ein Stück Wahrheit mein junger Padawan...

Den Film find ich echt zum Schreien, hab mir den mit fiedel erst letzte Woche angeschaut. Soweit ich mich ernnere, aber mein Russisch ist mehr als eingetrocknet, redet der gute Mann davon, dass in dem Kohlebergwerk kein Alkohol getrunken wird...Ursache für das Interview war wohl ein Unfall unter Alkoholeinfluss.....megalol...nur beschmierte...

der Michel hat gesagt…

Hab mir das ganze heute mal von einer Kollegin übersetzen lassen: Der mit der Kopfsocke beklagt sich darüber, daß sie ewig keinen Lohn mehr gekriegt haben, daß sie betrogen werden usw.
Nüscht mit Allohol. Bring mal deinen Babelfisch in die Werkstatt, Obi-Wan ;o)