Mittwoch, 27. Oktober 2010

Nummer 5 gibt auf

Sonntag abend lief in „Spiegel TV“ ein wohl nicht ganz ernst gemeinter Beitrag über den Stand der Roboterforschung in Deutschland. Im Auftakt hieß es, daß Roboter in Zukunft für die Pflege alter Menschen eingesetzt werden sollen.

Was danach folgte, war eine Realsatire über Roboter-Nerds an deutschen Unis und Instituten.

Voller Stolz präsentierte zum Beispiel ein Ingenieur der TU München einen mit wulstigen Plastiklippen ausgestatteten, mannshohen Blechhaufen, der – man höre und staune – einem Menschen ein Tasse reichen kann. Allerdings nur, wenn der Henkel der Tasse in seine Richtung zeigt. Falls nicht, so wußte der stolze Tüftler zu berichten, könne Schrotti oder wie auch immer die Müllhalde mit Augen hieß, einen anderen Roboter fragen, der dann die Tasse für ihn in die richtige Position drehen könne.

Wie bitte? Sieht so die Altenpflege der Zukunft aus? Stellen wir dann die Rentnerwohnungen mit riesigen Robotern voll, die sich gegenseitig Tassen drehen, Schnittchen schmieren und Getriebeöl wechseln? Und die – nebenbei gesagt – ein vielfaches von dem kosten, was eine normale, analoge menschliche Pflegekraft kosten würde? Überhaupt bin ich davon ausgegangen, daß Roboter heutzutage der „eine Tasse von A nach B stellen“-Phase entwachsen sind und nicht mehr aussehen wir C3PO nach dem Blitzeinschlag. Wieso hat das Ding überhaupt nur 2 Arme? Schon die alten Hindus haben ihre Götter praktischerweise mit mehr Armen ausgestattet, als gesund sein kann.
Ich bilde mir ein, schon im ZDF-Ferienprogramm mit Anke und Benny in den frühen 80er Jahren wurden Roboter gezeigt, die etwas planlos Sachen von A nach B stellten, dabei die Hälfte kaputt machten und seltsame R2D2-Geräusche von sich gaben. Dem Spiegel-TV-Beitrag nach zu urteilen, hat sich seitdem nicht allzu viel getan.

Aber weiter im Text. Obiger Ingenieur begründete seinen Forscherdrang damit, daß Roboter dem Menschen mal unangenehme Tätigkeiten wie das Müllrausbringen abnehmen sollen. Also, nochmal langsam zum Mitschreiben: Der Durchschnittsbürger soll sich für den Preis eines italienischen Sportwagens ein zentnersschweres Stück Elektronik kaufen, das ohne die Hilfe eines weiteren Blechmanns vermutlich nicht mal die Tür aufbekommt, geschweige denn Treppen steigen kann, damit das Ding dann den Müll rausbringt? Mal davon angesehen, daß ich mir für das Geld einen Stall voll brasilianischer AuPair-Mädchen anschaffen kann, die den Müll rausbringen können, ohne das Treppenhaus zu demolieren und dabei auch noch nett aussehen.

Als nächstes durfte ein „Neuroinformatiker“ der Uni Bielefeld auftreten, der eine Roboterbüste namens „Flobi“ entwickelt hat, die mit ihrem Lego-Gesicht Emotionen simulieren kann. Laut Forscher soll so ein Ding uns demnächst am Schalter Auskünfte erteilen oder Menschen motivieren. Mit anderen Worten: Ein Roboter, der ahnungslos gucken und blöd grinsen kann. Etwas, worauf die Menschheit schon sehr, sehr lange wartet.

Sprechen konnte das Ding auch, mit schön blechern modulierter Computerstimme, wie man sie aus dreißig Jahre alten Science-Fiction-Filmen kennt. Auch hier dachte ich bisher, die Forschung wäre etwas weiter. Zur Krönung versuchte der stolze Bastler, mit „Flobi“ zu kommunizieren, was gründlich mißlang. Offenbar wurde auch am Spracherkennungschip gespart, jedenfalls verstand das Ding nur Bahnhof.

Der nächte Robotiker wollte vorführen, wie toll sein Roboter ihn wiedererkennen kann. Dieser, ein weiterer mannshoher Blechhaufen, der auf einem Bildschirm ein debiles Grinsegesicht zur Schau stellte, verstand und sprach aus unerfindlichen Gründen nur englisch. Dies allerdings nochmal zwei Nummern schlechter als der Kollege vorher, schnarchlangweilig moduliert und so elektronisch verzerrt, als würde ein Betrunkener in eine Blechgieskanne lallen. Was die Vorführung angeht, ging auch dieser Roboter mit fliegenden Fahnen unter. Statt des eigentlichen Besitzer erkannte der Roboter dessen Kompagnon als Herrchen – fatal, wenn so einer mal als Wachroboter zwischen Einbrecher und Hausbesitzer unterscheiden muß. Aber so weit ist die Forschung offensichtlich ja sowieso noch nicht.
Als weiteres Highlight durfte der Blechmann nach einigen Sekunden Bedenkzeit eine Dose "Pringles" als solche identifizieren und beim Versuch, selbige zu greifen, sie erwartungsgemäß einfach nur umzuwerfen. Großes Kino.

Zu sehen gibt es den Clip noch mal hier: http://www.spiegel.de/sptv/magazin/

Allerdings, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Auch wenn die gezeigten Bilder den Zuschauer nicht unbedingt aus den Socken hauen, scheint dies tatsächlich der neueste Stand der humanoiden Robotik zu sein. Die gezeigten Robotermodelle scheinen zwar genau so unzulänglich wie deren jahrzehntealte Vorgänger, trotzdem steht die Forschung heute auf einer anderen Basis. Wie ich z.B. bei wikipedia erfahren durfte, sind die Wissenschaftler der Meinung, die KI humanoider Roboter müsse Fähigkeiten genauso lernen wie z.B. Kinder Dinge lernen. Und damit "Nummer 5" demzufolge menschliche Verrichtungen abschauen, nachahmen und ausprobieren kann, muß er eben wenigstens auch annähernd aussehen wie ein Mensch.

Was für mich allerdings schwer nach "Bewußtsein" und "Selbstbewußtsein" klingt und so langsam auch nach Asimovs Robotergesetzen schreit.
Wohin auch immer sich die Forschung mal entwickeln mag: Möchte ich, daß ein gefühlloser, 150 Kilo schwerer, aus Plastikwülsten lächelnder Metallkoloss durch mein Zuhause rumpelt und mir den faltigen Hintern abputzt, wenn ich alt bin? Ich glaube nicht.

1 Kommentar:

Ede hat gesagt…

loooool hab ich auch gesehen.....solche beiträge sollten man viel häufiger im Fernsehen laufen lassen, diese ganze Bekloppten an den deutschen Universitäten mit ihrer komplett weltfremden Forschung sind die Ursache warum wir halt keine Spitzenforschung mehr in Germanistan machen. Eigentlich ehr traurig, dass verzweifelte Doktoranden immer noch den Schwachsinn vom Müll raustragen erzählen als ob das wirklich ein Ziel sein wird, wenn erst mal das beamen erfunden ist...tja schade ohne akademischen mittelbau erfindet jeder junge Wissenschaftler das Rad alle drei Jahre neu...kein Wunder, dass nix mehr vorangeht...