Nun, heute habe ich mir - aus reiner Neugier - die neue Lätta & Luftig geleistet.
Laut dem Werbeversprechen von Unilever soll diese Kunstbutter ein neues "Mundgefühl" erzeugen - was immer der Hersteller damit meint. Die noch vom letzten Mal bekannte Webseite schweigt sich natürlich wieder über die Herstellungsmethode aus.Auf der Verpackung erfährt man lediglich, daß das Produkt "Stickstoff zum Aufschlagen" enthält.
Denn was nach einem schwammigen Verkaufsargument klingt, ist auch eins. Wikipedia allein listet ganze 23 Ausprägungen des Begriffs auf. Gleichzeitig ist "Mundgefühl" aber auch ein fest stehender Begriff aus dem Bereich der Sensorik. Kann man sogar ergoogeln, die Suchergebnisse sind in ihrer Vielschichtigkeit sogar vergleichsweise recht interessant. Daß gleich der dritte Link zu "Schwanz im Mund-Gefühl" führt, kann man ja mit breitem Grinsen ignorieren.
Um es kurz zu machen: Lätta und Luftig sieht zwar fluffig aus, wenn das Zeug aber erstmal auf der Semmel klebt, schmeckt genau wie normale Lätta. Wer ein Streichfett gewordenes Luftschokolade-Äquivalent erwartet hat, wird zwangsläufig enttäuscht. Einziger Unterschied: Durch den erhöhten Gasanteil ist die Packung 180 Gramm leichter, kostet aber dasselbe. Man kauft sich also ein Paket relativ teure Luft. Was das Ganze zu einer ziemlichen Verarsche macht.
Glaubt man allerdings den lustigen Leuten vom "Zentrum für Gesundheit", dann ist weniger Margarine ohnehin mehr. Das sind übrigens dieselben, die so ziemlich jede Krankheit auf "falsche" Ernährung zurückführen, behaupten, Fleisch habe ein Gedächtnis und auch ansonsten so ziemlich alles propagieren, was Esoterikern in den letzten 100 Jahren so an verschrobenen Ernährungstheorien eingefallen ist. Zum Totlachen - wenn's nicht tatsächlich genügend Denkbefreite gäbe, die glauben, sie würden 150 Jahre alt, solange sie sich nur ein Leben lang von fermentierten Unkrautwurzeln aus dem Himalaja ernähren.
Da hätte man auch wieder die Schnittmenge zwischen den Heilsversprechen der Werbeindustrie und denen der Ernährungs-Homöopathen. Beide sind in ihrer Haltlosigkeit darauf angewiesen, daß Leute ohne gesunden Menschenverstand alles glauben, was man ihnen vorsetzt, solange es nur "internationale, anerkannte Wissenschaftler in zahllosen Studien bewiesen haben".
"Selbstauskunft.net" kämpft derweil an einer anderen Verbraucherfront. Etwas, was wenige wissen und wovon noch weniger Gebrauch machen: Man hat einmal pro Jahr das Recht, bei Firmen und Behörden kostenfreie Auskunft zu verlangen, welche Daten diese über einen gespeichert haben. Selbstauskunft.net vereinfacht dieses Verfahren, weil man mit deren Hilfe ohne jeden Aufwand bei unzähligen Unternehmen diese Auskunft einfordern kann.
Ich habe dies vor ca. 3 Wochen auch mal gemacht und ungefähr bei 25 Firmen, hauptsächlich solchen, die mit Kundendaten handeln, aber auch bei GEZ und Schufa, Auskunft verlangt.
Das bisherige Ergebnis könnte durchwachsener kaum sein. Ganze 5 Firmen haben bisher geantwortet.
4 teilten ohne zu zögern mit, daß sie über mich keine Daten gespeichert hätten:
- Die GEZ versicherte mir, daß sie meine Adreßdaten sofort nach Beantwortung meiner Anfrage wieder löschen würde.
- Producta Datenservice teilte mir mit, daß sie meine Daten von Neckermann (danke, ihr Maden!) erhalten hätten, sie aber weder gespeichert noch weitergegeben hätten. Ihrer Antwort war noch eine recht interessante Risiko-Score-Übersicht beigefügt, deren Werte sich allein aus meiner Wohnanschrift ableiteten.
- Global Group wies mich gleich darauf hin, daß die nächste Auskunft innerhalb der nächsten 12 Monate mich 20,- € kosten würde.
- AZ Direct, ein Bertelsmann-Unternehmen, wollte mich gleich auf eine Sperrliste ("Robinsonliste") aufnehmen, damit ich keine unerwünschte Werbung bekomme. Ich weiß nicht, ob der Name suggerieren soll, daß man sich als Listenteilnehmer zu einem verschrobenen Hinterwäldler auf einer einsamen Insel im Meer glücklicher Werbekunden degradiert.
Den Vogel hat aber eindeutig die Deltavista GmbH abgeschossen. Die wollen nämlich eine Kopie meines Personalausweises haben, bevor sie meine Daten herausrücken. Nochmal zur Verdeutlichung: Ein Unternehmen, das ansonsten MEINE DATEN an jeden verkauft, der nur genügend Geld auf den Tisch legt, verweigert mir die Auskunft aufgrund eines von mir eigenhändig unterzeichneten Anschreibens.
Hier soll offensichtlich nur gemauert und hingehalten werden. Halten die mich wirklich für so blöd, daß ich jemandem, der mit persönlichen Informationen HANDELT, auch noch meinen Ausweis vorbeischicke? Zur Vervollständigung meines Profils, oder was? Was spielt das dann noch für eine Rolle, ob ich das Paßbild und ID-Nummer schwärzen "darf"?
Vielleicht mach ich es trotzdem. Mal sehen, was als nächstes kommt.
PS: Sollte es immer noch E.on-Kunden geben: Hier ist ein schönes Argument zu kündigen. Der E.on-Chef ist übrigens derselbe, der sich gerade einen dicken Bonus gönnt, während er 11.000 Leute auf die Straße setzt. M.a.W.: Der Steuerzahler soll nicht nur die seit Jahren steigenden Strompreise zahlen, sondern auch für den von Eon mitverursachten Atommüll, für die Sozialleistungen der entlassenen Eon-Beschäftigten und indirekt auch die Boni des Eon-Vorstands mitfinanzieren.
Ich weiß auch nicht, warum mir dabei dieser Blogeintrag hier einfällt. Vermutlich wegen der Visualisierung der praktischen Zweitnutzung von Strommasten.
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