Es gibt einige Studien, die belegen, dass es Menschen gibt, die mehr Pech haben als andere. Es hat sogar jemand mal eine Filmkomödie zu dem Thema gemacht.
Ich gehöre leider dazu, wobei man sagen muss, dass das Pech bei mir sehr selektiv auftritt.
Ich halte mich nicht generell für einen Pechvogel, mir passieren auch nicht mehr Unglücke oder Unfälle als anderen. In manchen Aspekten des Lebens halte ich mich sogar für recht "gesegnet", was Glück angeht (wobei ich auch an den Spruch glaube, dass man selbst seines Glückes Schmied ist usw).
Nein, mein spezielles Pech äußert sich nur in bestimmten Situationen. Zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme. Schon in meiner Kindheit konnte jeder gefahrlos in ein Stück Kirschkuchen beißen, wenn ich mit am Tisch saß. Denn die Kirsche mit dem Stein verbarg sich zielsicher immer in meinem Stück Kuchen. Ich musste dafür nicht mal an der Wahrscheinlichkeit drehen und mir den halben Kirschkuchen einverleiben. Nein, ein Stück vom Blech reichte völlig. Das ging so weit, dass ich einmal, als ein weiterer Mitesser einen Stein in seinem Stück fand, ich einen zweiten Stein in meinem Kuchenstück hatte.
Das Phänomen ließ sich problemlos auch auf andere Obstsorten ausweiten, ob auf dem Kuchen, im Kompott oder sonstwie - Kerne und Steine landeten unweigerlich bei mir.
Bei Fisch geht es mir ähnlich. Egal, welche Sorte, egal, wie fein filetiert: Mein Fisch hat immer Gräten. Sitzen andere mit am Tisch, bin ich zumindest der, der die meisten, dicksten und längsten Gräten aus seiner Mahlzeit puhlt.
Spätestens seit Corona ist ein weiteres Pechfeld aufgetaucht: Lichtschranken bzw optische Sensoren.
Während andere Menschen von automatischen Desinfektionsmittelspendern wie beabsichtigt mit Sprühstößen belohnt wurden, konnte ich an, vor und unter den Dingern herumfuchteln, streicheln und winken, wie ich wollte: Es kam nichts. Meist musste die schönste Münchnerin herbeieilen, um zu testen, ob die Geräte auch funktionierten. Ergebnis: Desinfektionsmitteldusche bei ihr, null Reaktion bei mir.
Mittlerweile tritt dies auch öfter mal bei automatischen Seifenspendern, Händetrocknern, Wasserhähnen und sogar selbstöffnenden Türen auf. Während sich neben mir auf diversen Restauranttoiletten Menschen zivilisiert ihre Hände waschen und trocknen, kann ich nur hilflos daneben stehen und kassiere seltsame Blicke, weil ich nur sehnsüchtig auf ihr fließendes Wasser, ihre tropfende Seife und dröhnende Handföne starren kann.
Ich habe den Verdacht, dass ich unter einer Art Superkraft leide, bei der meine Haut Lichtstrahlen einfach um- oder ableitet. Wüssten die Amis davon, hätten sie mich wahrscheinlich schon gekidnappt, um meine Stealth-Fähigkeiten im Geheimlabor zu erforschen und ihre Waffentechnologie künftig mit Michel-Haut zu überziehen.
Möglicherweise steht letzteres auch in Zusammenhang mit meiner dritten Pech-Domäne: Ich bin ein Insekten-Magnet.
Damit meine ich nicht einmal meine enorme Anziehungskraft auf Mücken, die ich eher meiner unwiderstehlichen Blutgruppe B zuschreibe. Nein, Insekten aller Art kollidieren mit meinem Körper, vorzugsweise aber mit meinem Gesicht. Während andere Menschen um mich herum von Fliegen, Bienen, Wespen, Käfern, Motten und Schmetterlingen (ja, sogar zart-verspielten Schmetterlingen) lediglich umschwärmt oder umflogen werden, werde ich praktisch von allem, was fliegt und mehr als 4 Beine hat, attackiert, als wäre ich ein totes Pferd auf einer Wildblumenwiese. Möglicherweise ist auch hier meine Tarnkappen-Körpertapete die Ursache: Die Facettenaugen der niederen Fauna sind scheinbar nicht in der Lage, mich bzw mein Gesicht wahrzunehmen, und brettern mir demzufolge stets mit Schmackes in die Visage.
Die schönste Münchnerin findet meine Missgeschicke gar köstlich - ihr Humor ist, was Schadenfreude angeht, recht ausgeprägt. Während ich mir tote Käfer aus den Stirnfalten kratze oder mein Essen mit der Sorgfalt eines Bombenentschärfers kaue, beömmelt sich die mir Angetraute aufs Herzlichste.
Wieso ich das alles erzähle? Keine Ahnung. Musste mal raus. Vielleicht hoffe ich auch insgeheim, zu einer neuen Studie eingeladen zu werden, und darf dann wochenlang zu wissenschaftlichen Zwecken Unmengen gratis Kirsch- und Pflaumenkuchen essen. Mit Insekten einsperren lasse ich mich aber nicht..
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