Bekloppte in München, Teil 1078

Heute, ca. 12:30, in der S-Bahn.

Ein Mägdelein, modisch absolut auf der Höhe der Zeit, intellektuell aber eher noch dem Pleistozän verhaftet, sprach wie folgt in das untere Ende ihres Schlau-Fons: "Dass Deutsch heute ausgefallen ist, taugt mir endgeil."

Schade, dachte ich. Wenn jemand eine zusätzliche Deutschstunde bitter nötig gehabt hätte, dann zweifelsfrei sie.

Und während sie mit Augen, deren fedrige Bewimperung an den Flügelschlag des Kolibri gemahnte und in denen winzige Stopp- und "No U-Turn"-Schilder vor der dahinter befindlichen Einöde warnten, die vorbeihuschende Landschaft ignorierte, überfiel sie einige Sätze später ihren wehrlosen Kommunikationspartner mit dem Vorschlag: "Kannst ja mit mir Management studieren!"

Da war mir dann endgültig alles klar.

Deutschlands junge Elite studiert in München. Daran kann überhaupt kein Zweifel bestehen.

Den Rest der Fahrt verbrachte sie damit, sämtlichen Einwohnern ihres Telefonbuchs mitzuteilen, daß sie sich gerade auf dem Heimweg befände. Etwas, was die dergestalt Informierten, gemessen an der Länge der Telefonate, jetzt nicht soooo brennend zu interessieren schien. Währenddessen langweilte sich in ihrem Kopf eine einsame Gehirnzelle beim Solitär und schnickte dabei ab und zu desinteressiert mit dem Finger gegen ihren Augapfel, was unser Airhead jedes Mal mit einem verwirrten Bambi-Blinzeln quittierte.