Montag, 16. April 2012

Sexklischees

Gerade blökt mich aus dem TV-Nachtprogramm mit vielsagendem* Lächeln eine mopsige Blondine an, ich solle irgendeine Nummer anrufen und eine Studentin verlangen.

Dazu gibt es zweierlei zu sagen.

Erstens: Wenn man heutzutage eine sogenannte Hotline anruft, hat man sowieso mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Studentin an der Strippe. Da braucht man im Normalfall gar nicht danach fragen.

Zweitens: Ich werde die seltsame Faszination des Spießbürgers für den Sex-Appeal von "Studentinnen" wohl nie verstehen. Dieses Klischee muß wohl noch aus den Tagen der 68er stammen, aus den vermeintlich freizügigen Tagen, als es die Pille schon gab, AIDS aber noch nicht, aus der Zeit der brennenden BHs und des wuchernden Schamhaars.

Das Bild von der paarungswilligen Studier-Else entbehrt zwar nicht völlig jeder Realität. Aber wer schon einmal eine E-Technik- oder Wirtschaftsinformatik-Studentin gesehen hat, der weiß, daß die Medaille immer zwei Seiten hat. Von spaßbefreiten Business-School-Management-Bachelorettes will ich da gar nicht reden.

Wer also aufgefordert wird, aus Gründen des Lustgewinns mit Studentinnen zu telefonieren, der möge sich durch den Kopf gehen lassen, daß er dabei vielleicht an eine gerät, die Theologie auf Lehramt studiert und erstmal eine Stunde über Gott sprechen möchte.

*) Das Lächeln sagte: "Ich hab nix in der Birne, kann aber dafür mit dem Finger auf meinen gepixelten Intimbereich zeigen und dabei wie besoffen mit den Augen rollen."

Keine Kommentare: