Donnerstag, 1. November 2012

Wir leben in einer bizarren Welt.

Bisher folgten die Spam-Mails, die so bei mir eintrudelten, einem gewissen logischen Muster.

Zuerst kamen die Viagra-Angebote. Wieso, weiß ich nicht. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Danach waren die „enlarge your penis“-Mails dran. Klar: Wer auf die Viagra-Spams hereingefallen war und am Ende tatsächlich auf einem Jahresvorrat blauer Pillen aus einer tschechischen Drogenküche saß, mußte zwangsläufig feststellen, daß der kleine Freund zwar härter, aber nicht länger wurde. So nützlich wie ein Obstmesser bei der Elefantenjagd.

Nun klingt „Penis-Enlargement“ nach einem komplizierten und schmerzhaften Eingriff - und nach einer hohen Arztrechnung. Dementsprechend folgten in nur geringem Abstand gespamte Angebote für „schnelles Geld“ und „günstige Sofort-Kredite“. Und kaum hat man sich mit billiger Penunze versorgt, trudeln schon die ersten „Hot Deals“ und Coupon-Angebote bei einem ein, um es wieder auszugeben.

Bis dahin ein Teufelskreis, zumindest aber eine Kausalkette.

Und jetzt? Jetzt wird die schöne Logik schnöde gesprengt, weil ich aufgefordert werde, mir Spionage-Software auf mein Handy zu laden. Ich hab ja noch nicht mal ein Handy, ihr Schwachmaten! Bei den „Hot deals – nur heute supergünstig!“ war auch nie eins dabei.
Also: Wenn all diese Spam-Angebote tatsächlich real wären und nicht nur geballter Schwachsinn zum Abzocken armer Irrer, dann wäre ich jetzt ein Schnäppchenjäger mit einem langen, harten Penis und den Taschen voller Geld. Meint ihr dämlichen Spammer nicht, daß ich unter diesen Voraussetzungen etwas Besseres zu tun hätte, als im stillen Kämmerlein zu sitzen und als Aushilfs-Spiogent die SMS-Stammeleien liebeskranker Teenies mitzulesen?

PS: Seit 3 Tagen erhalte ich Spam-Mails von einer gewissen Saskia, die mich unbedingt kennenlernen will. Wer nun nicht versteht, warum plötzlich eine wildfremde Frau mit mir anbandeln will, der hat nicht richtig aufgepasst…

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Gestern habe ich seit langer Zeit mal wieder „Baywatch“ gesehen. War irgendwie anders als früher. Plötzlich habe ich Dinge bemerkt, die mir in früheren Zeiten nie so richtig aufgefallen sind.

- Pam Anderson rennt den ganzen Tag im Badeanzug rum. Und zwar überall hin: Zum Tanken, zum Einkaufen, zum Friseur usw. Dekorativ, aber total blödsinnig.

- Die Dialoge sind wirklich unglaublich öde. (Ja, die Schauspieler reden in dieser Serie tatsächlich miteinander. Einfach mal den Ton anmachen!)
Beispiel:
Pam: „Ich glaube, Candy ist magersüchtig.“ The Hoff: „Magersüchtig?“ Pam: „Ja. Magersüchtig.“ The Hoff: „Oh, Mann.“ usw.

- Anschlußfehler waren den Produzenten offenbar scheißegal. In einer Szene paddeln zwei Jungs zum Surfen raus aufs Meer. Enge, kleine Bucht mit Felsen rechts und links. Schnitt auf die beiden aus der Vogelperspektive, von schräg links oben. Dieselben Jungs, immer noch am Paddeln, an einem ausgedehnten Sandstrand. Kein Felsen weit und breit.

- In der Folge hat man tatsächlich die Mär vom surfbrettfressenden Riesenkraken wiederbelebt, komplett mit Gummitentakeln, die zu dramatischer Musik aus der Tiefe hervorwabbeln. Und das in einer TV-Serie, die sich ansonsten bierernst nimmt.

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Treppen-Witz der Woche: Berlusconi beschimpft die italienische Justiz und zweifelt an der Demokratie, nur weil ihn endlich mal jemand verurteilt hat. Derselbe Berlusconi, der als Staatschef und Medienmogul jahrelang versucht hat, das italienische Rechtssystem, wenn nicht das gesamte Staatswesen seinen Bedürfnissen anzupassen.

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Es gibt so Sachen, die gehen irgendwie so gar nicht. Eine davon sind streikende Ärzte.
Die sind für mich wie streikende Feuerwehrleute. Geht gar nicht. „Wie jetzt, es brennt? Tut mir leid, ich streike gerade.“

Mal abgesehen davon, daß ein Arzt, der aus Geldgier seine heilenden Hände in den Schoß legt, für mich moralisch noch hinter einer HIV-positiven Crack-Nutte rangiert: Gründe zum Streiken gäbe es genug. Bessere Diagnostik, billigere Arzneimittel, ärztliche Versorgung in Entwicklungsländern oder sowas.

Deutschlands Spitzenverdiener wollen aber lediglich den Krankenkassen noch mehr Geld für sich selbst aus dem Kreuz leiern. Um dann doch wieder die Privatversicherten zu bevorzugen und dem Rest unnütze IGeL-Leistungen anzudrehen.

Schweinebande.

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Steinbrück hat in den letzten drei Jahren 1.25 Millionen Euro mit Vorträgen verdient. Steinbrück hat in den letzten drei Jahren 1.25 Millionen Euro mit Vorträgen verdient. Man muß es sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen.
Was macht der Mann nochmal beruflich, war da nicht was mit „sozial“ oder so? War der nicht Arbeiterführer oder sowas ähnliches?
Nehmen wir mal kurz an, daß die Honorare nicht nur eine Art Schmiergeld waren: Für welche Art verbaler Weisheiten geben Firmen derartig viel Geld aus? Hat der denen den Sinn des Lebens erklärt? Die Neufassung der Relativitätstheorie? Die Lottozahlen vom nächsten Wochenende?

Allerdings muß man sich nicht wundern, wenn hierzulande mehr Gesummse um den US-Wahlkampf wird als um den eigenen. Romney hat allein im letzten Jahr mehr Einkommenssteuer gezahlt als Steinbrück in den letzten Jahren mit seinen Vorträgen verdient hat.

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Treppenwitz des Tages: Riesen-Skandal um BuPräsi Gauck! Was hat er getan? Den BILD-Chefredakteur bedroht? Sich von einem Finanzhai den Friseurbesuch bezahlen lassen? Nö. Er hat die Gemälde seiner Vorgänger in ein anderes Zimmer hängen lassen. Schock!

Als hätten wir nichts Besseres zu tun, als uns darüber aufzuregen.  Viel schlimmer fand ich, daß Wulff mal eben über 100.000 Ocken Steuergeld für das Gepinsel rausgeworfen hat.

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George Lucas hat die Rechte an Star Wars an den Disney-Konzern verhökert. Das dürfte wohl den endgültigen Ausverkauf des Mythos einläuten. Was erwartet uns im nächsten Film? Hüpfende, singende Stormtrooper? Sprechende Lichtschwerter? Müssen wir uns seelisch auf ein Duell zwischen Darth Vader und Jack Sparrow vorbereiten?

Wir leben in einer bizarren Welt.

 

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